Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kalter Fels

Kalter Fels

Titel: Kalter Fels
Autoren: Stefan Koenig
Vom Netzwerk:
Hubschrauber. Pablo rannte die fünfzig Meter herbei, kniete sich neben Marielle, drückte sie an sich, wärmte sie, ließ sie gar nicht mehr los.
    Beck sah, dass ihm Tränen übers Gesicht liefen.
    »Was machst du nur für Sachen«, sagte Pablo. »Du dummes, verrücktes Mädchen.«
    Erst sah sie ihn nur verständnislos an. Aber dann huschte die winzige Andeutung eines Lächelns über ihr Gesicht. Kaum wahrnehmbar. Und außer Pablo konnte es auch keiner bemerkt haben.

18
     
    Das Treffen im Restaurant »Wolke 7« begann als reine Männerrunde. Schwarzenbacher und Pablo kamen mit der Hungerburgbahn, Dr. Reuss kam mit dem Wagen und brachte Hosp mit.
    Sie trafen sich vor der sagenhaften Station, von Zaha Hadid entworfen, und schauten über die Dächer der Stadt und zu den gegenüberliegenden Bergen. Es war früher Abend, kurz vor sieben, und unten in der Stadt begannen gerade die ersten Dächer golden zu glänzen.
    »Ich weiß gar nicht, warum es in Innsbruck nur das eine weltberühmte Goldene Dachl gibt«, sagte Schwarzenbacher grinsend. »Halb Innsbruck hat goldene Dachln.«
    »Was ist mit Marielle?«, fragte Reuss und sah zu Pablo.
    »Sie hat keine Lust«, sagte er. »Die ganze Geschichte steckt ihr noch zu sehr in den Knochen. Ich glaube nicht, dass sie weiterhin Interesse hat, Verbrechen aufzuklären. Es ist jetzt das zweite Mal, dass sie von einem Hubschrauber aus den Bergen geholt werden musste.«
    Reuss nickte.
    »Das verstehe ich«, sagte er. »Das verstehe ich gut – auch wenn sie diesmal nicht unschuldig war an der Zuspitzung der Situation. Mir stellen sich heute noch die Haare auf, wenn ich daran denke, wie sie da auf eigene Faust und ganz alleine … Aber lassen wir das. Wir sollten was essen gehen.«
    Er hatte den Ecktisch ganz hinten rechts im Lokal reserviert.
    »Hier in ›Wolke 7‹ waren wir auch, nachdem Marielle die schlimme Geschichte an der Schattenwand überstanden hatte, wisst ihr noch? Und ich glaube, es ist gut, dass wir uns auch jetzt wieder zusammensetzen. Das Thema ›Steinschlag‹ ist durch. Wir haben viel getan und viel erreicht. Drei Morde aufgeklärt … oder besser gesagt: erst entdeckt, dass es sich um drei Morde und nicht um Bergunfälle gehandelt hat. Ich glaube, unser Herr Kommissar kann ganz schön stolz auf uns sein …«
    Hosp lächelte. Und wahrscheinlich hätte er gleich etwas dazu gesagt, aber da kam schon der Ober und nahm die Bestellung auf. Und als er wieder ging, ergriff als Erster Pablo das Wort.
    »Dann sind die beiden anderen Unfälle, am Pirchkogel und an der Lamsenspitze, keine Morde gewesen. Verstehe ich das richtig?«
    »Stimmt«, sagte Reuss. »Die Alpenvereinsaktion hat sich als erfolgreich erwiesen. Aber da weiß unser Kripomann natürlich mehr dazu.«
    Hosp schilderte kurz, dass sich auf die Aufrufe im Österreichischen, Deutschen und Südtiroler Alpenverein mehrere Bergsteiger gemeldet hatten, die damals aus der Ferne Unglücksfälle beobachtet hatten. Sie seien zwar jeweils zu weit weg gewesen, um schnell zu Hilfe kommen zu können, hätten auch gesehen, dass bald jemand kam, und seien selbst nicht zur Polizei, weil es sich zwar um tragische Ereignisse gehandelt habe, aber doch ganz zweifelsfrei um Bergunfälle, wie sie jede Woche in den Alpen geschehen würden. Erst jetzt seien sie durch die Hinweise in den Vereinsmagazinen und auf den Homepages darauf aufmerksam geworden, dass Zweifel an den Unglücksfällen bestünden. Darauf hätten sie sich sofort gemeldet.
    In der Südflanke an der Lamsenspitze hatten zwei Gämsen den Steinschlag ausgelöst; zwei Bergsteiger, die sich zufällig auf einem Gipfel in der Nähe begegnet waren, hatten das tragische Ereignis mitverfolgen können.
    »Aus gewisser Ferne«, sagte Hosp. »Aber doch glaubwürdig genug, dass keinerlei Zweifel mehr bestehen.«
    »Und am Pirchkogel?«, sagte Pablo. »Ich war ja mit Marielle dort und hab mir das Gelände angesehen.«
    »Unfall«, sagte Hosp. »Kein Steinschlag. Offenbar nur gestolpert und blöd gestürzt.«
    Alle schwiegen ein paar Minuten lang. Allen außer Schwarzenbacher schien durch den Kopf zu gehen, wie nahe im Gebirge Faszinosum und Tragödie beieinanderliegen konnten. Schwarzenbacher brauchte für diese Erkenntnis kein Gebirge. Wenngleich …
    »Du siehst irgendwie gut aus«, sagte Reuss zu ihm. »Frisch frisiert. Neue Ausstattung. Hab fast den Eindruck, da ist eine Frau im Spiel.«
    Schwarzenbacher lächelte nichtssagend und vielsagend zugleich.
    Als zunächst Wasser
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher