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Kalis Schlangengrube

Kalis Schlangengrube

Titel: Kalis Schlangengrube
Autoren: Jason Dark
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sollte ich nehmen?
    Schießen wollte ich nicht. Ich überlegte, ob mir das Kreuz helfen konnte. Sicherlich. Das Kreuz und auch der Dolch. Mit beiden Waffen mußte ich der Gefahr Herr werden.
    Rasch hatte ich das Kreuz hervorgeholt und konnte erkennen, daß es an einer bestimmten Stelle aufleuchtete.
    Das war eine Überraschung.
    Inzwischen hatte ich fast alle Geheimnisse erfahren, die sich um die Existenz meines Kreuzes rankten, und ich sah auf der rechten Seite ein schwaches Aufleuchten.
    Es war die mystische Silbe AUM.
    Das heilige und feierlichste Symbol aller Wörter Indiens. Dieses Wort stand am Beginn aller heiligen Schriften und ihrer Gebete, die die Inder sprachen. Das Wort war zusammengesetzt aus den Anfangsbuchstaben der drei Götter Agni, Varuna und Marut. Gleichzeitig erinnerte diese Silbe an die drei Elemente Feuer, Wasser und Luft. Sie auszusprechen, hatte ich bisher nicht gewagt, denn kein Unreiner - das war ich im indischen Sinne - durfte diese Silbe je rufen. Ich durfte sie nicht aussprechen, stand aber unter ihrem Schutz, denn auch sie konnte die Göttin Kali vernichten.
    Und jetzt strahlte die Silbe.
    Für mich war es der Beweis, es mit der indischen Mythologie zu tun zu haben, also hatte sich Kali schon längst auf die neue Magie eingestellt, und ich befand mich inmitten dieses Kreislaufs.
    Angst verspürte ich nicht mehr, nur eine gewisse Neugierde, wie die Schlangen wohl reagieren würden, wenn sie mit dieser heiligen, jetzt aktivierten Silbe konfrontiert wurden.
    Das war wirklich interessant.
    Ich holte tief Luft. Meine Augen glänzten. So etwas wie Fieber hatte mich gepackt und schüttelte meinen Körper. Vorsichtig bewegte ich die Arme und beugte mich tiefer in den Wagen hinein. Ich suchte die verdammten Schlangen, um sie zu vernichten, aber ich fand sie nicht. Dafür hörte ich ihr Zischen.
    Diesmal nicht so aggressiv, irgendwie hatte ich das Gefühl, ein ängstliches Geräusch zu vernehmen, die Magie der heiligen Silbe erzielte schon Wirkung.
    Vorn hielten sich die Schlangen mit den Menschenköpfen nicht mehr auf. Blieb der Fond.
    Um in ihn hineinschauen zu können, mußte ich die Seitentüren öffnen. Allerdings nur eine, denn ich wollte nicht auf die Fahrbahnseite laufen und dort die Tür aufziehen.
    Rasch öffnete ich sie und hielt den Griff noch in der Hand, als mir die Schlange mit dem Menschenkopf entgegensprang.
    Ich nahm nicht mein Kreuz, um sie zu töten, sondern wuchtete in einer Reflexbewegung die Tür zu, so daß das mutierte Tier nicht nach draußen konnte, sondern vor die Innenverkleidung der Tür sprang. Dort hackte sie wahrscheinlich ihre Zähne hinein und spritzte ihr Gift ab. Ich ließ die Tür selbstverständlich nicht zu, sondern riß sie wieder auf, denn ich wollte die Schlange.
    Sie kam.
    Aber auch das Kreuz reagierte.
    Das mutierte Tier brauchte ich mit dem Kruzifix nicht einmal zu berühren. Das Kreuz reagierte schon, als es sich bereits in der Nähe seines Gegners befand.
    Die heilige Silbe wurde zur tödlichen Waffe.
    Für einen Moment strahlte sie in einem hellen, blitzenden und gleichzeitig sattem Grün auf, dann fuhr sie in den Schlangenkörper hinein und zerstörte ihn in Sekundenschnelle. Das Zischen kam mir bösartig vor, als der Schlangenkörper vernichtet wurde und nur ein Häufchen Asche auf meinem Rücksitz zurückblieb.
    Das war alles…
    Ich atmete tief aus. Froh war ich nicht über die Vernichtung der Schlange, denn mir war klargeworden, daß nun auch ein Mensch endgültig verloren war.
    Blieb noch die zweite.
    Ich beugte mich weiter in den Fond hinein, hielt das Kreuz in der Rechten, das mir in diesem Augenblick vorkam wie ein Geigerzähler, denn es sollte die Schlange aufspüren. Zwar reagierte es nicht wie der Geigerzähler auf Radioaktivität, sondern auf Schwarze Magie. Geschickt hatte sie es angestellt und ihren verräterischen Körper unter einem Erste-Hilfe-Kissen versteckt. Nur der Kopf schaute hervor. Ein noch junges Gesicht, und als ich es sah, da durchzuckte es mich, denn ich wollte das Gesicht nicht zerstören.
    Wir schauten uns an. Das Kreuz tat es. Es machte keine Unterschiede. Für die heilige Silbe war auch dieses Gesicht das Böse. Und es zerstörte. Es war eine unheimliche Kraft, die aus ihr strömte, sich der Schlange bemächtigte und sie innerhalb von einer Sekunde vernichtete, so daß nur noch Staub zurückblieb.
    Ich holte tief Luft, warf wieder einen Blick auf das Kreuz und sah, daß es völlig normal geworden war. Nichts
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