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Kaktus zum Valentinstag

Kaktus zum Valentinstag

Titel: Kaktus zum Valentinstag
Autoren: P Schmidt
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Kritik gegenüber: Ich hätte mich viel zu wenig unterhalten, viel zu wenig am Tisch gesessen und vor allem, ich hätte vergessen, auch die anderen Damen, zumindest die an meinem Tisch, aufzufordern.
    Ja, einzelne Tänze mit anderen Damen gab es ja, aber das war immer nur ein Rumstolpern. Auf diese Damen konnte ich mich nicht einstellen. Das Tanzen mit denen war kein Vergleich zu dem, wie geschmeidig es mit Gesa funktionierte.
    Ich hatte Glück mit meiner Tanzpartnerin. Sie schien mich interessant zu finden. Irgendwann spürte ich, dass ich diese Partnerin für mehr als nur fürs Tanzen haben wollte. Das musste keimende Liebe sein!
    Denn im Laufe der Zeit gehörte es dazu, sich nach dem Tanzen noch zu unterhalten. Dabei erzählte ich Gesa viele, viele Dinge, auch über Geologie und Astronomie, die sie anscheinend äußerst spannend fand, denn es dauerte oft Stunden, bis wir den Abend oben auf dem Berg, wo das Tanztraining im Foyer einer Schule stattfand, endlich beendeten. Anschließend ging ich stets den Fußweg an den hohen Tannen vorbei, der den Tanztrainingsort mit meiner Straße verband.
    Heute aber war alles anders als sonst. Diesmal kam Gesa diesen Weg bis zu meiner Straße fahrradschiebend mit, denn ich hatte noch etwas Wichtiges zu sagen und bat sie, mich ein Stück zu begleiten.
    Das Tanzen mit Gesa lieferte herrliche Erlebnisse. Ich wollte sie niemals mehr vermissen. Und obendrein hatte sie etwas, das mir offenkundig fehlte: das Gespür für zwischenmenschliche Kommunikation.
    Kurzum, ich meinte, die ideale Partnerin vor mir zu sehen. So hatte ich mich in Gesa verliebt. Und das musste sie unbedingt jetzt zu wissen bekommen. Aber bloß wie – wie – wie?
    Als sie sich verabschieden wollte und sich schon zum Fortfahren umdrehte, fasste ich allen Mut zusammen und sagte stotternd schlicht das, was ich die ganze Zeit über glaubte ihr sagen zu müssen, ohne dessen Konsequenzen wirklich durchdacht zu haben: »Gesa, du hast in mir bislang verborgene Sehnsüchte geweckt. Ich kann dich eigentlich nicht mehr hergeben. Ich glaube zu wissen, dass ich dich liebe! Gesa, ich habe gelernt, dich zu lieben. Ich liebe dich, ich habe dich geliebt, wenn du jetzt wegfährst, sollst du das wenigstens gewusst haben!«
    Sie drehte sich wieder um und sagte zunächst nichts. Wir schwiegen uns an. Nach einiger Zeit fing sie an zu schluchzen, dann zu heulen, das sah ich, obwohl ich so etwas sonst nie sah, aber diesmal war es mehr als deutlich.
    Dann erzählte sie mir, warum wir beide niemals zusammen kommen könnten – gesichtsregnend, über zwei Stunden lang. Ich erhielt das bis dahin wertvollste Feedback auf meine Außenwirkung mit konkreten illustrativen Beispielen: »Iiiih, mit DEM tanzt du?!«, »Dieser Typ ist doch total komisch, der hat doch gar keine Gefühle«, »Wie derschon geht, irgendwie steif und immer auf Zehenspitzen«, all das und noch viel mehr sollen andere über mich zu ihr gesagt haben.
    Es waren nicht die Informationen an sich, die mich berührten, sondern dass Gesa trotz solcher Bemerkungen anderer über mich weiterhin mit mir getanzt hatte, dass sie sich davon offenbar überhaupt nicht hatte irritieren lassen. Respekt. Dann wurden vor ihr auch meine Augen feucht. Mich überrannten bisher nie da gewesene Gefühle. Wie eine Art Resonanz verschlechterte sich das Gesichtswetter von Gesa noch mehr. Ich hatte noch niemals eine Frau so regnen gesehen. Als sie ihre Stimme wiederfand, sagte sie:
    »Peter, es ist wichtig, wie man miteinander umgeht, dass man miteinander glücklich wird, dass man den anderen auch versteht, mitfühlen kann. Du reagierst einfach nicht auf emotionale Signale, die dir andere senden. Es mögen Missverständnisse sein, aber das irritiert, man fühlt sich vernachlässigt.«
    »Das kann ich halt nicht so wie andere, jeder Mensch hat Fehler!«
    »Ja, aber es gibt Fehler, mit denen kann ich leben, und es gibt Fehler, mit denen kann ich nicht leben, wenn ich eng mit jemandem zusammen bin!«
    »Du glaubst also nicht, dass wir trotz erheblicher gemeinsamer Interessen gut zusammen auskommen würden!«
    »Ehrlich gesagt, nein! Auch dann nicht, wenn ich noch keinen Freund hätte!«
    Das alles war hammerhart für mich. Doch ich wollte noch genauer erfahren, was andere über mich dachten:
    »Gibt es noch mehr Beispiele, über die du reden kannst, was die Leute an mir komisch finden?«
    »In den Geologieübungen zum Beispiel bist du allen sofort dadurch aufgefallen, dass du immer Steine dazugelegt hast,
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