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Kämpfer der Lichtwelt

Kämpfer der Lichtwelt

Titel: Kämpfer der Lichtwelt
Autoren: Ernst Vlcek
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bei aller Schnelligkeit so leichtfüßig und vorsichtig wie nur möglich weiter.
    »He, Kamerad, hilf mir. Ich bin eingebrochen!«
    Mythor sprang über den Caer hinweg, dessen Körper halb durch das aufgebrochene Eis ragte. Er schlug heftig um sich und versuchte, mit dem Schwert nach Bendik zu angeln, als er die beiden als seine Feinde erkannte. Aber der Junge wehrte den verzweifelten Angriff geschickt mit seinem Kurzschwert ab.
    »Da sind sie!« schrie der Eingebrochene. »Hierher! Ich habe sie!«
    Aber Mythor und Bendik hatten ihn bereits weit hinter sich gelassen.
    Auf einmal lichtete sich der Nebel. Die Krüppelsträucher verschwanden, der Boden wurde ebener. Vor ihnen tauchte ein dunkler Wall auf, der sich als Wald aus immergrünen Bäumen entpuppte.
    Und zwischen den Bäumen stand das Einhorn und scharrte ungeduldig mit dem Huf. Von links hechelte der Bitterwolf heran.
    »Wir haben das Moor verlassen«, sagte Bendik keuchend. »Der Nebel ist hier wie abgeschnitten. Jetzt haben wir von den Caer nichts mehr zu befürchten.«
    »Nun gilt es, auf dem schnellsten Weg zu Graf Corians Lager zu gelangen, damit er rechtzeitig gewarnt werden kann«, sagte Mythor. Er blickte Bendik an. »Es wäre sehr gefährlich für dich, ins Moor zurückzukehren.«
    »Daran habe ich sowieso nicht gedacht«, sagte Bendik. »Ich bleibe an deiner Seite, Mythor.«
    *
    Ärnd-Kerrong
    Vergehen und Werden, das ist der Lauf der Welt.
    Völker gehen, andere kommen. Kulturen vergehen, neue werden auf ihren Ruinen erbaut. Die Welt bleibt die gleiche. Es bleibt immer etwas zurück. Keine neue Zeit ist wirklich neu, denn sie trägt immer die Spuren der Vergangenheit in sich. Neue Werte werden auf den alten aufgebaut. Das Alte, Sterbende trägt das Neue bereits in sich, und das Neue, Werdende kann das Alte nicht verleugnen.
    Die Frage nach dem, was am Anfang der Welt gestanden hat, das Gute oder das Böse, Licht oder Schatten, wird wohl immer unbeantwortet bleiben.
    Ärnd-Kerrong hat sich solche Fragen nie gestellt. Er wurde in eine Zeit geboren, da die großen Schlachten geschlagen waren. Der Kampf zwischen Licht und Schatten war längst nicht entschieden, aber die Kräfte auf beiden Seiten hatten sich erschöpft. Sie mussten sich sammeln, um erneut den Kampf um die Vorherrschaft antreten zu können. Und in dieser Ruhepause entstand eine glaubenslose Kultur. Es wurden Menschen in eine Welt geboren, die den Atem anhielt, in eine Welt mit einem zernarbten Gesicht.
    Das Volk, von dem hier die Rede ist und dem Ärnd-Kerrong angehörte, lebt in keiner Legende weiter. Ärnd-Kerrongs Name ist weder mit Flamme noch mit Schwert oder Blut ins Buch der Welt geschrieben worden. Er ist gestorben, wie er gelebt hat. Er war ein Meuchelmörder, Dieb und Intrigant.
    Durch den hinterrücks geführten Dolch war er zum Schwertwächter König Rangams geworden. Durch Intrigen hatte er sich seine Stellung bewahrt. Und durch den Diebstahl des Schwertes, das er hätte bewachen sollen, war er zum Dieb geworden. Er floh und wurde gejagt, von König Rangams Getreuen bis zum Großen Moor gejagt und in dieses hinein.
    Ärnd-Kerrong war von dort nicht wiedergekehrt. Das Moor hatte ihn sich geholt, und dort ruhte er noch heute.
    Und noch hielt das Moor ihn fest...
    *
    »Es ist eine Schinderei«, sagte Befor mit steifgefrorenen Lippen und schlug sich dabei die Arme um den Körper. »Ich bin im Tal der Lorana aufgewachsen, aber so eine Kälte habe ich in vierzig Wintern noch nicht erlebt. Ja, die edlen Herren, die uns in diese Schlacht führen, die haben es gut. Die laben ihre Kehlen mit heißem Wein, wärmen sich an Lagerfeuern oder an Weibern. Und wir, die wir unsere Köpfe hinhalten müssen, haben keine Möglichkeit, uns gegen diese Kälte zu schützen.«
    Befor zog die Pferdedecke fester um sich, trat mit den Füßen auf der Stelle und ging dann im Kreis immer um seinen schweigsamen Kameraden herum, der zusammengekauert dahockte. Er hatte sich in seinen ledernen Umhang gewickelt und seinen Kopf so mit einem wollenen Tuch vermummt, dass nur die blaugefrorene Nase hervor sah .
    »Wozu überhaupt Wachposten?« schimpfte Befor und entließ mit jedem Wort eine dichte Atemwolke. Er blickte hoch und sah durch die Kronen der immergrünen Bäume ein Stück des mondhellen Himmels. Vollmond am Vorabend der Wintersonnenwende. Er schüttelte den Kopf und setzte seinen Marsch im Kreise fort. »Die Caer greifen bestimmt nicht an«, sagte er. »Die wagen sich nicht auf die östliche Seite des
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