Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kabale und Liebe

Kabale und Liebe

Titel: Kabale und Liebe
Autoren: Friedrich Schiller
Vom Netzwerk:
Das werden sie! —Noch am Stadtthor drehten sie sich um und schrieen: "Gott mit euch, Weib und Kinder!—Es leb' unser Landesvater—Am jüngsten Gericht sind wir wieder da!"-Lady (mit starkem Schritt auf und nieder gehend). Abscheulich! Fürchterlich!—Mich beredet man, ich habe sie alle getrocknet, die Thränen des Landes—Schrecklich, schrecklich gehen mir die Augen auf—Geb du—Sag deinem Herrn—Ich werd' ihm persönlich danken! (Kammerdiener will gehen, sie wirft ihm ihre Geldbörse in den Hut.) Und das nimm, weil du mir Wahrheit sagtest-Kammerdiener (wirft sie verächtlich auf den Tisch zurück). Legt's zu dem Übrigen. (Er geht ab.)
    Lady (sieht ihm erstaunt nach). Sophie, spring ihm nach, frag' ihn um seinen Namen! Er soll seine Söhne wieder haben. (Sophie ab. Lady nachdenkend auf und nieder. Pause. Zu Sophien, die wieder kommt.) Ging nicht jüngst ein Gerücht, daß das Feuer eine Stadt an der Grenze verwüstet und bei vierhundert Familien an den Bettelstab gebracht habe? (Sie klingelt.)
    Sophie. Wie kommen Sie auf das? Allerdings ist es so, und die
mehresten dieser Unglücklichen dienen jetzt ihren Gläubigern als
Sklaven, oder verderben in den Schachten der fürstlichen
Silberbergwerke.
    Bedienter (kommt). Was befehlen Milady?
    Lady (gibt ihm den Schmuck). Daß das ohne Verzug in die Landschaft gebracht werde!—Man soll es sogleich zu Geld machen, befehl' ich, und den Gewinst davon unter die Vierhundert verteilen, die der Brand ruiniert hat.
    Sophie. Milady, bedenken Sie, daß Sie die höchste Ungnade wagen!
    Lady (mit Größe). Soll ich den Fluch seines Landes in meinen Haaren tragen? (Sie winkt dem Bedienten; dieser geht.) Oder willst du, daß ich unter dem schrecklichen Geschirr solcher Thränen zu Boden sinke?—Geh, Sophie—Es ist besser, falsche Juwelen im Haar und das Bewußtsein dieser That im Herzen zu haben!
    Sophie. Aber Juwelen wie diese! Hätten Sie nicht Ihre schlechtern nehmen können? Nein, wahrlich, Milady! es ist Ihnen nicht zu vergeben.
    Lady. Närrisches Mädchen! Dafür werden in einem Augenblick mehr
Brillanten und Perlen für mich fallen, als zehn Könige in ihren
Diademen getragen, und schönere-Bedienter (kommt zurück). Major von
Walter-Sophie (springt auf die Lady zu). Gott! Sie verblassen-Lady.
Der erste Mann, der mir Schrecken macht—Sophie—Jetzt sei unpäßlich,
Eduard—Halt—Ist er aufgeräumt? Lacht er? Was spricht er? O,
Sophie! Nicht wahr, ich sehe häßlich aus?
    Sophie. Ich bitte Sie, Lady-Bedienter. Befehlen Sie, daß ich ihn abweise?
    Lady (stotternd). Er soll mir willkommen sein. (Bedienter hinaus.) Sprich, Sophie—Was sag' ich ihm? Wie empfang' ich ihn?—Ich werde stumm sein.—Er wird meiner Schwäche spotten—Er wird—o was ahnet mir—Du verlässest mich, Sophie?—Bleib!—Doch nein! Gehe!—So bleib doch! (Der Major kommt durch das Vorzimmer.)
    Sophie. Sammeln Sie sich! Er ist schon da!
    Dritte Scene.
    Ferdinand von Walter. Die Vorigen.
    Ferdinand (mit einer kurzen Verbeugung). Wenn ich Sie worin unterbreche, gnädige Frau-Lady (unter merkbarem Herzklopfen). In nichts, Herr Major, das mir wichtiger wäre.
    Ferdinand. Ich komme auf Befehl meines Vaters-Lady. Ich bin seine
Schuldnerin.
    Ferdinand. Und soll Ihnen melden, daß wir uns heirathen—So weit der
Auftrag meines Vaters.
    Lady (entfärbt sich und zittert). Nicht Ihres eigenen Herzens?
    Ferdinand. Minister und Kuppler pflegen das niemals zu fragen.
    Lady (mit einer Beängstigung, daß ihr die Worte versagen). Und Sie selbst hätten sonst nichts beizusetzen?
    Ferdinand (mit einem Blick auf die Mamsell). Noch sehr viel, Milady!
    Lady (gibt Sophien einen Wink, diese entfernt sich). Darf ich Ihnen diesen Sopha anbieten?
    Ferdinand. Ich werde kurz sein, Milady!
    Lady. Nun?
    Ferdinand. Ich bin ein Mann von Ehre.
    Lady. Den ich zu schätzen weiß.
    Ferdinand. Cavalier.
    Lady. Kein beßrer im Herzogthum.
    Ferdinand. Und Officier.
    Lady (schmeichelhaft). Sie berühren hier Vorzüge, die auch Andere mit Ihnen gemein haben. Warum verschweigen Sie größere, worin Sie einzig sind?
    Ferdinand (frostig). Hier brauch' ich sie nicht.
    Lady (mit immer steigender Angst). Aber für was muß ich diesen
Vorbericht nehmen?
    Ferdinand (langsam und mit Nachdruck). Für den Einwurf der Ehre, wenn Sie Lust haben sollten, meine Hand zu erzwingen.
    Lady (auffahrend). Was ist das, Herr Major?
    Ferdinand (gelassen). Die Sprache meines Herzens—meines
Wappens—und dieses Degens.
    Lady. Diesen Degen gab Ihnen der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher