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Juwel meines Herzens

Juwel meines Herzens

Titel: Juwel meines Herzens
Autoren: Cheryl Howe
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zurückgegeben und ihm gezeigt, dass ihr leichtes Zittern von Wut und nicht von Traurigkeit stammte, aber die Art, wie er sie weiterhin voll echter Sorge anstarrte, ließ sie innehalten. Unter seinem Blick war sie kurz davor, ihren Gefühlen nachzugeben. Zwar wollte sie nicht vor seinen Augen weinen, doch die Erkenntnis, dass all ihre Hoffnungen auf einer einzigen Lüge gegründet gewesen waren, war einfach zu schrecklich. Sie hob das Tuch an ihre Nase und schniefte. Der Stoff roch nach Salz, Tabak und warmer Männlichkeit. Schließlich hatte sie ihren Kummer unter Kontrolle, so dass sie es wagen konnte weiterzusprechen. »Ist mein Vater im Kerker?«
    »Nein. Aber bitte, weine nicht. Es ist wirklich besser für dich, wenn er sich aus deinem Leben fernhält.«
    Jewel schniefte erneut, aber ihre Augen blieben qualvoll trocken. Der warme Duft, den Nolans Tuch verströmte, wurde vom Geruch von abgestandenem Bier und verbranntem Brot, der den Raum erfüllte, überlagert. Flüchtig blickte sie zu Payne, der in ihre Richtung schielte. Das Auftauchen der britischen Soldaten in der Taverne bestätigte nicht nur Harveys Ängste vor Kriegsrekrutierern, sondern auch ihre Mutter in deren Sorge, dass die Wirtschaft nicht der richtige Ort für Jewel war.
    »Glaub mir, es ist nicht besser.« Während Jewel sich wieder Nolan zuwandte, glaubte sie zu spüren, dass er zuvor ihrem Blick zu Paynes Tisch gefolgt war.
    Nolans finstere Ausstrahlung und seine furchtlose Bereitschaft, sich gegen die bewaffneten Soldaten zur Wehr zu setzen, ließen Jewel an das denken, was Payne zuvor über ihn gesagt hatte, als er zur Tür hereingekommen war: blutrünstig. Erneut blickte sie sich um und sah, dass der Arzt eingeschüchtert über seinem Krug Bier hing und interessiert dessen Inhalt studierte.
    »Wer ist das?« Nolan fixierte den armen Payne.
    »Ein Gast.« Zugeben zu müssen, dass er der einzige Bräutigam war, der ernsthaft um sie warb, wäre zu beschämend gewesen.
    »Und warum hat er dich so angestarrt? Sonderbar, was deine Mutter euren Gästen alles erlaubt.« Wieder schaute er sie verwundert an.
    Obwohl sie sich vorhin von Herzen darüber gefreut hatte, dass er anscheinend zu ihrer Rettung erschienen war, bereute sie es jetzt fast. Selbst in ihren Ohren klang sein Ton zu anmaßend. Auch schien er kaum irgendwelche brauchbaren Nachrichten von ihrem Vater zu überbringen. Es war Zeit, die Dinge ins rechte Licht zu rücken. »Auch wenn du nicht eingeschritten wärst, wäre mit dem Offizier nichts passiert. Und Payne ist der Überzeugung, dass er mich heiraten möchte. Deshalb schaut er ständig zu uns herüber.«
    »Aber das ist nicht der Blick eines Verehrers. Dieser Mann sieht aus, als habe er ein Anrecht auf dich. Du verdienst Besseres – von ihm oder von einem anderen Mann.«
    »Aber das ist das Beste, was ich jemals bekommen habe.« Seine freundlichen Worte waren nichts weiter als das: nur Worte. Wenn er sie wieder verließ, ohne ihr zu verraten, wo sich ihr Vater aufhielt oder wie sie an den Schatz gelangen konnte, würde sich nie etwas ändern. Mit einer Ausnahme: Sie hätte noch weniger Hoffnung auf ein besseres Leben als bisher. »In all den Jahren, die vergangen sind, habe ich nichts von meinem Vater oder von dir gehört. Wenn du dir also tatsächlich solche Sorgen um mich gemacht hättest, wie du nun vorgibst, so hättest du nur zu schreiben brauchen.«
    »Du hast ja keine Vorstellung davon, wie sehr ich mir dein Leben zu meiner Aufgabe gemacht habe.« Trotz seiner knappen Antwort wusste sie, dass sie mit ihrer Anklage ins Schwarze getroffen hatte, als er verlegen den Blick abwandte. Nachdem er sich wieder gefasst hatte, sah er sie kühl und gefasst an. »Ich benötige den Schatz für die Revolution, nicht um mich selbst zu bereichern. Der Krieg ist nicht mehr zu verhindern, und du würdest gut daran tun, mein Angebot anzunehmen.«
    Natürlich hatte Nolan recht. Dessen war sich Jewel sicher. Dennoch wusste sie noch immer nicht, ob sie ihm vertrauen konnte. Wenn es nach ihr ging: Sie wollte es von ganzem Herzen. »Ich habe meinem Vater versprochen, die Karte für ihn aufzubewahren. Sag mir, wo er ist. Was ist aus ihm geworden?«
    Geistesabwesend trommelte Nolan mit seinem Daumen auf den Tisch. »Ich habe ihn eine Weile nicht gesehen.«
    Er verheimlichte ihr etwas, soviel war klar, und sie fürchtete, dass sie bereits eine Ahnung hatte, was es war. Trotzdem: Wenn ihr Vater sie vergessen hatte, dann wollte sie es lieber hier und
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