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Juwel meines Herzens

Juwel meines Herzens

Titel: Juwel meines Herzens
Autoren: Cheryl Howe
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Sir?«, bemerkte Jewel. Wenn er mit anderen Patienten beschäftigt wäre, würde er sie vielleicht vergessen.
    Payne nahm einen großen Schluck Bier und reichte den Krug dann ihrer Mutter. »Noch eins, wenn es keine Umstände macht, Mistress Sanderson.«
    Jewels Mutter erhob sich, doch ehe sie sich auf den Weg machte, um Master Paynes Wunsch zu erfüllen, warf sie Jewel noch einen warnenden Blick zu. Mit ihrem Missfallen konnte Jewel umgehen, aber das Flehen, das sie in den Augen ihrer Mutter erkannte, zwang sie, bei ihrem zukünftigen Ehemann zu bleiben, obwohl sie viel lieber ihrer Mutter den Krug abgenommen und selbst das Bier geholt hätte.
    Der Arzt deutete auf den leeren Stuhl. »Setz dich. Du siehst blass aus.«
    »Danke, aber ich muss mich um die Gäste kümmern.«
    Er räusperte sich. »Diese Männer hier, die cholerischen, sind nicht die Art von Patienten, die ich behandle. Ihr brutales Gemüt macht sie schwer kontrollierbar. Rohe Gewalt ist die einzige Sprache, die sie verstehen.«
    Jewel nickte. Ihr wurde übel. Eine Ehe mit diesem Mann würde ihr ein einigermaßen komfortables Leben ermöglichen. Sie wäre bessergestellt, als es ihre Mutter je war. Sogar der Makel ihrer unehelichen Geburt würde verblassen, wenn sie mit einem aufrechten Bürger wie Payne eine Verbindung einginge …
    Und es würde der Frau, die sie in ihrem Inneren eigentlich war, den Todesstoß versetzen. Wenn sie doch nur sicher wüsste, dass die Karte, die ihr Vater ihr hinterlassen hatte, wirklich zu einem Schatz führte, dann wäre die Wahl ganz einfach. Der Gedanke, einen Kapitän überreden zu müssen, sich mit ihr auf die Suche zu machen, und ihm im Gegenzug nichts anderes als ihren Körper bieten zu können, war zwar nicht gerade reizvoll, aber nachdem ihr Vater nun schon so lange verschwunden war und sie andernfalls einen Mann heiraten musste, den sie abstoßend fand, war es vielleicht doch gar keine so schlechte Aussicht, sich mit einem Fremden zusammenzutun. Andererseits legte die Tatsache, dass ihr Vater nie zurückgekehrt war, nahe, dass die Karte keinen Wert besaß. Vielleicht war der Schatz schon längst gehoben? Hatte ihr Vater ihr die Karte nur überlassen, damit sie aufhörte zu flehen, ihn begleiten zu dürfen?
    Jewel griff nach Paynes Schüssel, die immer noch halb voll mit mittlerweile kaltem Eintopf war. »Ich muss mich um die anderen Gäste kümmern.«
    »Natürlich, kümmere dich um die Gäste. Aber zögere nicht zu lange mit deiner Antwort auf meinen Antrag. Hier geht es aufregender zu, als es sich für eine Frau schickt. Zum Beispiel der Gentleman, der gerade erst zur Tür hereingekommen ist. Der wird auf jeden Fall Ärger machen.«
    Jewel folgte Paynes Blick. Der fragliche Gentleman stand auf der anderen Seite des Raumes verdeckt im Schatten. Jewel zwinkerte und versuchte, sich das vertraute Gefühl zu erklären, das sie überkam. Die Art, wie er den Türrahmen ausfüllte, seine Größe, sein Auftreten – all das unterschied ihn von den anderen anwesenden Männern. Aber … er konnte es nicht sein. Nach so langer Zeit? Ihr Vater? Eine Welle der Hoffnung durchflutete ihre Brust und schnürte ihr gleichzeitig den Atem ab. Sie bekam keine Luft, es war nicht einmal daran zu denken, das Wort an ihn zu richten.
    Payne schnaubte laut. »Zu viel Blut. Ein Sanguiniker. Vollblütig und blutrünstig. Halt dich von ihm fern.«
    Jewel stellte die Schüssel, die sie noch immer in der Hand hielt, geräuschvoll auf den Tisch zurück, löste ihre Schürze und ließ sie an Ort und Stelle liegen. Sie hörte, wie Payne murmelnd protestierte, während sie sich schon zwischen der langen Reihe von Tischen und Bänken hindurchschlängelte. Sie beachtete weder ihn noch die Rufe ungeduldiger Gäste, ließ aber den Fremden nicht aus den Augen. Sicherlich beschwor nur ihre Verzweiflung das Unmögliche herauf, doch ein hoffnungsvolles Flattern in ihrem Magen bestätigte, dass sie keiner Verwechslung erlegen war.
    Der Neuankömmling trat nun mit festem Schritt in die Taverne, während sich Jewels entschlossener Gang verlangsamte. Er hatte dunkles Haar, nicht blondes. Ein unbeschreibbares Gefühl der Enttäuschung drohte, ihr den Boden unter den Füßen wegzureißen. Gerade jetzt, da sie endlich zu der Überzeugung gekommen war, es sei eine Dummheit zu glauben, ihr Vater würde ihretwegen zurückkehren, brachte der Anblick eines Fremden wieder alles ins Wanken. Die Ernüchterung schmerzte so sehr, als würde ihr Herz von einem heißen
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