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Justifiers - Autopilot: Justifiers-Roman 7 (German Edition)

Justifiers - Autopilot: Justifiers-Roman 7 (German Edition)

Titel: Justifiers - Autopilot: Justifiers-Roman 7 (German Edition)
Autoren: Thomas Plischke
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letzte Schrei unter den Allerreichsten und Allerschönsten gewesen war. Tarnnetze statt Rüschen und Patronen statt Perlen sprachen eine deutliche Sprache.
    Vor der Statue kniete ein Mann, der den Kopf tief gesenkt hielt und versonnen einen winzigen, glitzernden Gegenstand in seiner rechten Handfläche betrachtete. Dunkles, dichtes Haar und der kräftige Braunton seiner Haut wiesen ihn als Menschen indischer Abstammung aus. Er trug einen weißen Leinenanzug mit kragenlosem Jackett, das sehr lose saß und dennoch nicht verbergen konnte, dass er das eine oder andere Pfund zu viel auf den Rippen hatte.
    Er war nicht allein. So ruhig wie er in seiner Kontemplation versunken war, so unruhig pirschte ein anderer Mann hinter ihm auf und ab. Dieser Kerl spielte mit der einen Hand an den silbrig glänzenden Knöpfen seines schwarzen Hemds, während er sich mit der anderen das weit vorspringende Kinn knetete, obwohl er unablässig redete.
    »Gibt es keinen Ton?«, fragte Pollock rasch.
    »Nein«, antwortete Madonna knapp. »Schau gut hin. Gleich geht es los.«
    Der Mann in Weiß schaute kurz von dem kleinen Objekt auf, in dem sich das aus dem Innenhof hereinfallende Licht einen Sekundenbruchteil lang in allen Farben des Regenbogens brach. Seine Lippen bebten.
    Der Kinnträger nutzte die Chance, schnappte sich den Gegenstand und presste ihn sich an die Stirn.
    Was dann geschah, ließ Pollock so heftig in seinem Komfortsessel zusammenzucken, dass die Vibropads protestierend brummten.
    Der Beraubte fuhr herum und grub dem Kinnträger die Zähne in die Kniekehle. Der Gebissene schrie lautlos auf und versuchte, den Angreifer abzuschütteln. Der Mann in Weiß fasste nach oben zwischen die Beine des anderen Mannes und packte zu. Gekrümmt ging der Kinnträger zu Boden und wälzte sich auf dem Rücken hin und her.
    »Autsch«, murmelte Pollock, und sein eigener Sack kräuselte sich in solidarischer Verbundenheit.
    Einen Moment lang sah es so aus, als gäbe sich der Mann in Weiß mit seinen bisherigen Angriffserfolgen zufrieden. Dann jedoch wandte er sich halb zum Schrein, nahm eine der größeren Opferschalen an ihren Henkeln und ließ sie wie ein stumpfes Fallbeil auf den Kopf des Kinnträgers herabsausen. Die Kante der Schale traf den Delinquenten dieser Hinrichtung an der Nasenwurzel. Noch während der Mann in Weiß die Schale ein zweites Mal hob, schoss helles Blut in spritzenden Schüben aus dem ruinierten Gesicht des Kinnträgers. Die Schale fuhr herab, wieder und wieder. Pollock schätzte, dass der Kinnträger beim dritten Treffer das Bewusstsein verlor und beim fünften sein Leben, denn von da an stellte er seine schwachen Abwehrversuche ein.
    Der Mann in Weiß warf die Schale weg, und zwei Sekunden später bereute es Pollock, Madonnas Angebot in Sachen steifer Drink abgelehnt zu haben. Der Mörder fuhr mit gierigen Fingern in den klaffenden Spalt hinein, den er in den Schädel seines Opfers getrieben hatte, klaubte etwas von der breiigen, rotgrauen Masse darin auf und steckte sie sich in den Mund.
    Das Bild erstarrte.
    »Das geht jetzt noch eine Weile so weiter«, sagte Madonna. »Der weitere Informationsgewinn dabei ist aber komplett vernachlässigbar.«
    »Ich würde dann doch einen Drink nehmen«, räumte Pollock ein.
    Er rechnete es seiner PA hoch an, dass sie auf eine spitzzüngige Bemerkung verzichtete. Sie schenkte ihm aus der gut bestückten Hausbar einen großzügigen Schluck einer klaren Flüssigkeit ein.
    »Was ist das?«, fragte Pollock, als er das Glas entgegennahm.
    »Zero-G-Wodka«, antwortete sie. »Wird nur auf ausgesuchten Orbitalstationen gebrannt. Nach einer halben Flasche fühlt man sich so, wie er heißt. Komplett schwerelos.«
    Das Zeug war scharf, aber gut. Pollock wartete, bis das angenehme Brennen im Hals etwas abgeklungen war, dann zeigte er mit dem Glas auf das eingefrorene Videobild. »Das ist ein Fake, oder? Ein Horrordrama für jeden Cube-Junkie, der auf verspritztes Hirn abfährt.«
    Madonna legte die gestraffte Stirn in Falten, so gut es eben ging. »Wie kommst du denn darauf?«
    »Deswegen.« Pollock zeigte auf eine der oberen Ecken des Fensterbildschirms. »Diese Treppe führt nirgendwohin, außer hoch zur Decke. Ist das ein virtuell zusammengebasteltes Set? Wenn ja, hat da wer mächtig gepennt. Das ist doch ein Anfängerfehler.«
    »Es ist echt.«
    »Ja?«, hakte Pollock skeptisch nach. »Woher habt ihr es?«
    »Aus einer hundertprozentig zuverlässigen Quelle«, sagte Madonna
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