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Justifiers - Autopilot: Justifiers-Roman 7 (German Edition)

Justifiers - Autopilot: Justifiers-Roman 7 (German Edition)

Titel: Justifiers - Autopilot: Justifiers-Roman 7 (German Edition)
Autoren: Thomas Plischke
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war waidwund. Leicht zu töten, leicht zu fressen.
    Pollock hatte bereits alle Muskeln zum Sprung gespannt, da überlagerten neue Impulse die alten. Das sachte Erbeben des Bodens unter der tonnenschweren Last des Wachbots. Das leise Zischen der Servogelenke der Maschine. Der feine Geruch nach heißem Stahl und Pulverdampf. Weg! , kreischte eine andere Stimme in Pollock. Lauter, schriller. Weg!
    »Grundreinigung der Anlage in zwanzig Sekunden. Bitte nutzen Sie dringend einen der ausgewiesenen Notausgänge.«
    Pollock spurtete los, auf das große Schott zu, hinter dem die Freiheit und das Leben lagen. Er setzte über gefallene Gardeure hinweg, schlidderte durch Blutlachen, stolperte über beiseite geschleuderte Sturmgewehre und von den Köpfen gerissene Helme. Manche der Toten waren ineinander verkrallt, weil sie unmittelbar vor ihrem Ableben in den Nahkampf gegangen waren. Andere hatten sich wechselseitig über weite Distanzen die Lichter ausgepustet. In den meisten Leichen klafften jedoch Löcher, die sich nur durch das große Kaliber erklären ließen, mit dem der Wachbot gemäß seiner Programmierung für Ruhe und Ordnung sorgte.
    »Grundreinigung der Anlage in zehn Sekunden. Bitte nutzen Sie dringend einen der ausgewiesenen Notausgänge.«
    Weg, weg, weg! , tobte und bettelte es in Pollock.
    Drei Meter trennten Pollock noch von dem halbgeöffneten Schott. Vielleicht gerade noch genug Zeit, durch den Spalt zu schlüpfen und die automatische Verriegelung zu aktivieren. Vielleicht, vielleicht auch nicht.
    Hinter sich hörte er ein Geräusch, das wie ein unterdrücktes Husten klang, gefolgt vom Klimpern von Metall, das über eine harte Oberfläche hüpfte.
    Was ist das? Was ist das? Bei einem allerletzten Aufbäumen schrie Pollocks klarer Verstand die animalische Panik in ihm nieder. Der SENTINEL ist mit einem Granatwerfer ausgerüstet, du Idiot!
    Dann endete die Welt für Pollock in einem grellen Blitz. Als die Druckwelle der Detonation ihn erfasste und gegen das Schott schmetterte, war er nicht mehr bei Bewusstsein.
    »Beginn der Grundreinigung«, erfolgte eine Ansage, die außer von den Sensoren des Wachroboters von nichts und niemandem mehr wahrgenommen wurde.
    Der Bot ging in Standarddefensivhaltung und fügte sich in sein Schicksal.

1
    26.09.3042 A.D., 21:35
    System: Sol
    Planet: Erde
    Ort: GC London, Whitechapel Uptown
    »Du hast dich kein bisschen verändert.«
    Das waren die Worte, mit denen Pollock Shermar von der Frau mit der Tolle und den durchtrainierten Oberarmen empfangen wurde, in einem schicken Penthouse hoch droben über all dem Glanz und Elend der Global City London.
    Es war eine Lüge. Eine dreiste Lüge, aber genau die Art Lüge, die man von einem guten Personal Assistant erwarten durfte. Auch und gerade von einem PA, mit dem man zwanzig Jahre nur über Textnachrichten kommuniziert hatte.
    Das, was Pollock in diesen zwei Jahrzehnten getrieben hatte, wäre jedem Lohnsklaven aus Downtown, der drei, vier Kilometer tiefer solch ehrenvollen Aufgaben wie der Filterreinigung der Trinkwasseraufbereitungsanlagen nachging, wie ein wahres Zuckerschlecken erschienen. Irgendwo im letzten Winkel des bekannten Universums auf einer privaten Raumstation abhängen und sich die Zeit abwechselnd mit Training, tiefschürfenden Gesprächen mit zwei Psychoanalyse-Avataren namens Sigmund und Carl sowie Marathons im Cube-Glotzen zu verbringen. Kann sogar sein, dass ich noch so aussehe wie letztes Mal, aber das ist nicht das, was zählt, oder? »War das wirklich nötig?«, fragte Pollock.
    »Was?«, entgegnete Madonna Presley begleitet von einem unschuldigen Augenaufschlag.
    »Mich von Justifiers abholen zu lassen.« Pollock seufzte. »Womit habe ich die Ehre verdient, dass du mir Elite-Einsatztruppen für BlackOps ins Haus schickst? War ich etwa ungezogen?«
    »Du solltest nur wissen, dass wir es ernst meinen.« Wir. Wir, das war Knowledge Alliance, der unglaublich breit aufgestellte Konzern, dem Pollock vor so langer Zeit seine Seele verkauft hatte. Mit einer einzigen Unterschrift, einem Scan seines Daumenabdrucks und seiner Netzhaut sowie der Übergabe einer Haar-, Haut- und Speichelprobe. Früher hatte sich der Teufel noch mit etwas Blut und einem Kuss auf seinen schwefligen Hintern begnügt, doch die Zeiten waren lange vorbei. »Hätte ich dir eine Videonachricht gesendet, hättest du dich mit einer Wahrscheinlichkeit von 97 Prozent nicht zurückgemeldet. Einem gewöhnlichen Kurier hättest du mit 83,6 Prozent und
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