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Julius Eichendorff 02 - Nomen est Omen - Eifel Krimi

Julius Eichendorff 02 - Nomen est Omen - Eifel Krimi

Titel: Julius Eichendorff 02 - Nomen est Omen - Eifel Krimi
Autoren: Carsten Sebastian Henn
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Ruckzuck war das erste Kätzchen da. Loreley leckte es wie wild, bis es zu quieken begann. Altschiff holte aus einer dunklen Ecke eine Flasche Wodka.
    »Mit Büffelgras,« sagte er, benetzte den Zeigefinger der rechten Hand und tippte auf die Stirn des kleinen Tierchens. »Sein Name sei Gantenbein!« Altschiff strahlte. »Auf diese Taufe habe ich mich schon die ganze Zeit gefreut.« Das Kätzchen tapste schwankend zu den Zitzen und begann sich den Bauch voll zu schlagen.
    »Das hast du gut gemacht, Loreley«, sagte Julius zur Mutter. »Ein ganz tolles Kätzchen hast du da zur Welt gebracht!«
    »Ich glaube, sie möchte lieber allein gelassen werden, Julius. So war das zumindest bei unseren Katzen zu Hause«, flüsterte Anna und lächelte ihn an.
    Loreley schrie wieder. Es ging Julius durch Mark und Bein. Plötzlich spürte er eine Berührung am Unterschenkel. Geduckt drückte sich Herr Bimmel an ihm vorbei, die Hinterbeine eingeknickt, den Schwanz zu Boden, vorsichtig ein Pfötchen vor das andere setzend.
    »Da kommt ja der Übeltäter!«, johlte Altschiff.
    Als Herr Bimmel Mut gefasst hatte und über den Rand der Seemannstruhe blickte, konnte er die Geburt des zweiten Kätzchens bewundern.
    »Das nennen wir jetzt nach Ihnen«, sagte Altschiff, aber Julius wehrte ab.
    »Mein Name ist diese Woche schon einmal vergeben worden. Es gibt doch so viele andere schöne Namen.«
    »Dann nehmen wir eben Ihren zweiten Vornamen. Sie haben doch bestimmt einen?«
    »Nein.«
    »Doch«, sagte Anna von Reuschenberg. »Ich weiß noch, wie ich gelacht habe, als ich ihn gelesen habe. Damals, als du unter Mordverdacht standest.«
    »Bitte nicht!«
    »Ich glaube, ich habe noch was gut bei dir. Dann sind wir zwei quitt, Remigius .«
    Julius verzog das Gesicht. Der Biss in eine saure Zitrone hätte seine Züge nicht mehr entgleisen lassen.
    Altschiff nickte bewundernd. »Nach Remigius, dem Bischof von Reims, was für ein schöner Name, und so selten heutzutage. Dann soll es so sein. Ich taufe dich auf den Namen Re-mi-gi-us.« Eine weitere Katze wurde mit einem Tropfen Wodka bedacht und krabbelte in Richtung Muttermilch, dem Getränk, nach dem ihr im Moment eher der Sinn stand.
    So ging das Kätzchen für Kätzchen, runde zwei Stunden lang. Herr Bimmel hatte sich irgendwann in eine Ecke gelegt und von Anna kraulen lassen, der es in der Hängematte zu langweilig geworden war. Altschiff hatte angefangen, auf jedes neugeborene Kätzchen einen Toast auszubringen, weswegen die Wodkaflasche mittlerweile gut geleert war. Julius stand nur da und staunte über die kleinen Tiere, wie sie schliefen oder an den Zitzen der Mutter tranken. Am meisten bewunderte er Loreley, mit welcher Ruhe sie alles geschehen ließ, wie ausgeglichen sie in dieser Zeit höchster Anspannung war.
    Altschiff tastete den Bauch der Katze ab. »Eins kommt noch, dann sind wir komplett. Sieben auf einen Streich!«
    Loreley schrie.
    Und da war es.
    »Das dürfen Sie jetzt als stolzer Großpapa taufen!«, sagte Altschiff und reichte Julius die Wodkaflasche.
    Julius sah Anna und dann das Kätzchen an. »Ich taufe dich auf einen Namen, den ich erst vor kurzem erfahren habe und der mir sehr ans Herz gewachsen ist.«
    »Nein«, sagte Anna und kam zu ihm herüber. »Ich weiß, was du vorhast, aber …«
    Sie hatte ihn durchschaut. Dafür gab sie ihm einen Kuss. Den Kuss, der schon den ganzen Abend in der Luft gelegen hatte. Den Kuss, auf den zu warten es sich gelohnt hatte. Julius wurde es warm, und er befeuchtete seine Finger mit Wodka. Das kleine Kätzchen sah genau wie seine Mutter aus, nur dass es auch orange Flecken hatte. Es war eine Glückskatze, und sie schaute Julius fragend an.
    Sein Wunschname ging also nicht. Aber er hatte noch einen anderen in petto, der nur darauf wartete, endlich vergeben zu werden. »Ich taufe dich auf den Namen«, er machte eine Pause, »Felix!«
    Altschiff klatschte Beifall und nahm Julius den Wodka aus der Hand, um auf das Wohl des kleinen Glückskätzchens zu trinken. Anna begrüßte es mit einem Kuss auf die Stirn in der Welt, bevor sie es in ihre Armbeuge legte und hochnahm. Es streckte ihr das Bäuchlein entgegen. Anna sah den Taufpaten belustigt an. Vor allem seinen Popo.
    »Julius?«
    »Ja?«
    »Dein Felix ist ein Mädchen.« Anna hielt das kleine Kätzchen vorsichtig in die Höhe, das Bäuchlein zu Julius gewandt. Sie erntete ein Lächeln. Beim Aufbruch aus der »Alten Eiche« hatte Anna aus einem berühmten Film zitiert, dachte Julius, eine
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