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Julia Quinn

Julia Quinn

Titel: Julia Quinn
Autoren: Im Namen der Liebe
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verbergen.«
    Sie schüttelte heftig den Kopf und
zerrte an ihren Fesseln, als wollte sie so weit wie möglich von ihm fort.
    »Mir macht das hier auch keinen Spaß«,
beruhigte er sie. Er versuchte sich nicht wie ein Schurke vorzukommen, als sie
halb verängstigt, halb schicksalsergeben die Augen schloss. Frauen konnten
genauso böse und gefährlich sein wie Männer – sieben Jahre Arbeit für das
Kriegsministerium hatten ihn diese Erkenntnis gelehrt – aber er hatte sich nie
daran gewöhnen können. Er war erzogen worden, Frauen ritterlich zu behandeln, und
es widerstrebte ihm zutiefst, sie gegen ihren Willen abzutasten.
    Behutsam schnitt er die Fessel an
einem ihrer Handgelenke los, so dass er ihr ihre Pelisse ausziehen konnte,
und ging den Inhalt ihrer Taschen durch. Dort gab es nichts von Interesse, mit
Ausnahme von ungefähr fünfzig Pfund in Noten und Münzen, was ihm eine recht
schäbige Summe für eine berüchtigte Spionin schien. Dann wandte er seine
Aufmerksamkeit ihrer kleinen Reisetasche zu und kippte sie auf dem Bett aus.
Mehrere Bienenwachskerzen – Gott allein wusste, was sie mit denen wollte – eine
silberbeschlagene Bürste, eine kleine Bibel, ein ledergebundenes Notizbuch
und etwas Unterwäsche, die er sich nicht überwinden konnte, durch seine
Berührung zu besudeln. Er vermutete, jeder verdiente es, eine gewisse
Privatsphäre zugestanden zu bekommen, sogar Hochverräter.
    Er nahm die Bibel auf und blätterte
sie geschwind durch, um sich zu vergewissern, dass nichts zwischen den Seiten
versteckt war. Zufrieden gestellt, dass das Buch nichts Ungewöhnliches
enthielt, warf er es zurück aufs Bett, wobei er mit Interesse bemerkte, dass
sie zusammenzuckte, als er das tat.
    Als Nächstes griff er nach dem
Notizbuch und sah hinein. Nur die ersten paar Seiten enthielten kaum
entzifferbares Gekritzel. »Degoutant«, las er laut. »Outrieren. Diakritisch.
Ausstaffieren. Umlaut.« Mit hochgezogenen Augenbrauen sah er sie an, dann las
er weiter. Drei Seiten voller Wörter, die einem eine Belobigung in Oxford
oder Cambridge eingebracht hätten. »Was ist das?«
    Sie machte mit der Schulter eine
Bewegung in Richtung ihres Mundes, deutete auf den Knebel.
    »Richtig«, erwiderte er mit einem
knappen Nicken und legte das Notizbuch neben die Bibel. »Aber bevor ich das
hier entferne, fürchte ich, werde ich erst noch ...« Seine Worte verloren
sich, und er atmete betrübt aus. »Wenn Sie sich nicht wehren, bin ich schneller
damit fertig«, unterrichtete er sie schroff.
    Ihr ganzer Körper war angespannt,
aber Blake bemühte sich, ihrem Unbehagen keinerlei Beachtung zu schenken, während
er sie rasch von oben bis unten abklopfte. »So, das hätten wir«, bemerkte er
barscher als beabsichtigt. »Ich muss sagen, ich bin reichlich überrascht, dass
Sie nichts außer der Pistole bei sich hatten.«
    Sie starrte ihn statt einer Antwort
finster an.
    »Ich entferne den Knebel jetzt, aber
ein lautes Geräusch, und er steckt sofort wieder zwischen Ihren Zähnen.«
    Sie nickte knapp und hustete, als er
den Knebel herauszog.
    Sich lässig an die Wand lehnend,
erkundigte sich Blake: »Und?«
    »Es würde mich ohnehin niemand
hören, wenn ich Lärm machte.«
    »Das stimmt allerdings«, räumte er
ein. Sein Blick fiel wieder auf das ledergebundene Notizbuch, und er hob es
auf. »Jetzt schlage ich vor, verraten Sie mir, wozu das hier alles gut sein
soll.«
    Sie zuckte die Schultern. »Mein
Vater hat mich immer dazu angehalten, meinen Wortschatz zu erweitern.«
    Blake schaute sie ungläubig an, dann
blätterte er die ersten Seiten noch einmal durch. Es war eine Art Code. Das
musste es sein. Aber er war müde, und er wusste, dass wenn sie irgendetwas in
dieser Nacht gestand, es bestimmt nicht etwas für ihr Anliegen so Gefährliches
sein würde wie der Schlüssel zu einem Geheimcode. Deshalb begnügte er sich für
den Augenblick damit, das Buch wieder auf das Bett zu werfen. »Wir werden morgen
noch einmal darüber reden.«
    Sie zuckte nur wieder mit den
Schultern, eine Angewohnheit, die ihn langsam zu stören begann.
    Er biss die Zähne zusammen. »Haben
Sie noch irgendetwas zu sagen?«
    Caroline rieb sich erschöpft die
Augen, während sie sich ermahnte, dass sie es sich mit dem Mann nicht verderben
durfte. Er machte einen gefährlichen Eindruck, und trotz seines unverhohlenen Unbehagens bei
ihrer Körperdurchsuchung hatte sie keinen Zweifel daran, dass er sie verletzen würde, wenn er das für die Erfüllung seiner Mission
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