JULIA PRÄSENTIERT TRAUMZIELE DER LIEBE Band 03

Carolyn Campden hatte zwei riesige Koffer dabei. Selbst für die Reise trug sie ein schickes Kostüm und hochhackige Schuhe. Rosie hatte den Eindruck, als habe Carolyn mehr als nur berufliches Interesse an Nicholas.
    Das Flugzeug landete pünktlich, und die Formalitäten bei der Einreise waren schnell erledigt. Da Anna ziemlich gut Spanisch sprach, übernahm sie es, dem Taxifahrer zu sagen, wohin er fahren solle und dass er die autopista nehmen solle. Nicholas hatte ihr erklärt, dass dadurch die Fahrt um eine halbe Stunde verkürzt würde.
    Keine von ihnen hatte das Abendessen im Flugzeug zu sich genommen. Ihr Gastgeber erwartete, dass sie mit ihm zu Abend aßen. Nicholas hielt sich auf El Monasterio, einem ehemaligen Mönchskloster, an die spanischen Essgewohnheiten, und das Abendessen wurde niemals vor neun Uhr dreißig serviert.
    Bis jetzt hatten Rosie und Carolyn sich kaum miteinander unterhalten. Die Verlegerin hatte den Flug damit verbracht, ein Manuskript durchzuarbeiten. Doch da Anna vorn saß und mit dem Taxifahrer plauderte, wandte sich Carolyn jetzt an Rosie. „Was halten Sie von Nicholas’ Buch?“
    „Ich kann es nicht so leicht beurteilen, da ich selten Thriller lese. Aber ich fand es sehr gut.“
    „Ich an Ihrer Stelle würde versuchen, etwas begeisterter zu klingen, wenn er Sie nach Ihrer Meinung dazu fragt“, riet ihr Carolyn. „Schriftsteller sind, in Bezug auf ihr Werk, sehr sensibel, ihre Bücher sind für sie wie Kinder. Außerdem gibt der Vertrag Nicholas das Recht, bei der Vermarktung stärker als üblich Einfluss zu nehmen. Wenn er das Gefühl hat, dass Sie nicht vollkommen dahinterstehen, könnte er verlangen, dass Sie ersetzt werden.“
    Rosie wusste, dass sie antworten sollte, dass sie vor Begeisterung über das Projekt nur so überschäumte, doch das wäre eine Lüge. Um eine direkte Antwort zu umgehen, sagte sie: „Aber Sie haben ihn noch nicht persönlich kennengelernt, oder? Sie können noch nicht beurteilen, wie er sich benimmt.“
    „Ich habe ihn noch nicht selbst gesehen. Aber wir haben oft telefoniert. Er begann sein zweites Buch, während sein erstes noch von den Verlegern, die er in die nähere Auswahl gezogen hatte, gelesen wurde. Er ist ein sehr disziplinierter Mann. Um Punkt sieben Uhr beginnt er mit der Arbeit, macht um neun Uhr eine Pause, um zu frühstücken und zu schwimmen. Dann arbeitet er weiter bis zum Mittagessen um drei Uhr. Er wird seine Gewohnheiten für uns kaum ändern. Wir werden uns anpassen müssen.“
    „Das klingt, als wäre er schon ziemlich eingebildet. Wenn er mit dem Buch in dem Genre an die Spitze gelangt, könnte er unerträglich werden“, sagte Rosie.
    Im Scheinwerferlicht eines sie überholenden Autos warf Carolyn ihr einen scharfen Blick zu. „Er kennt eben seinen Wert. Selbst wenn sein Buch weniger gut wäre, würde es sich verkaufen, weil sein Gesicht vom Fernsehen bekannt ist. Da es außerdem noch eines der packendsten Bücher ist, die ich in den letzten zehn Jahren gelesen habe, wird es ganz sicher ein Bestseller. Ich freue mich auf die Gelegenheit, ein neues, großes Talent herauszubringen.“
    „Nun, da Sie den Ruf genießen, eine der Besten in der Branche zu sein, sollte er sich ebenfalls glücklich schätzen, denke ich“, sagte Rosie diplomatisch. „Wie kamen Sie eigentlich zu Ihrem Beruf?“
    Wie die meisten Leute war Carolyn nur allzu bereit, über sich selbst zu reden. Rosie hörte aufmerksam zu, weil sie einerseits immer schon am Leben anderer interessiert gewesen war und weil es sie andererseits von dem bevorstehenden Zusammentreffen mit Nicholas ablenkte.
    Das Taxi fuhr sehr schnell, und schon bald zeigte ihnen der Fahrer die riesigen Hotel- und Appartementblocks von Benidorm, deren Umrisse in einiger Entfernung auf der Seeseite der Autobahn sichtbar wurden.
    Doch das kleine Dorf Font Vella lag irgendwo im dunklen, bergigen Hinterland, weit hinter den Lichtem der Küstenstadt.
    Schließlich sahen sie, nachdem sie die Autobahn verlassen hatten und in Serpentinen über eine unebene Straße gefahren waren, hinter einer Kurve ein Schild mit dem Namen des Dorfes. Gleich darauf fuhren sie an einem kleinen Laden und einer Bar vorbei, in der mehrere alte Männer vor dem Fernseher saßen.
    Im Zentrum des Dorfes waren die Straßen so kurvig und eng, dass das Taxi gerade eben durchkam. Die Kinder, die im Licht der Laternen spielten, drängten sich an die Hauswände oder verschwanden in Eingängen, um sie durchzulassen.
    Der Fahrer