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JULIA FESTIVAL Band 78

JULIA FESTIVAL Band 78

Titel: JULIA FESTIVAL Band 78
Autoren: Emma Darcy
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einwandfrei. Und mit jedem Tag, der ihn länger als erwartet dort festhielt, vermisste Carolyn ihn mehr.
    Aber wenigstens für Marlees Hochzeit hatte er sich freigenommen. Morgen würde sie ihn wiedersehen. Und wenn sein Auftrag erst einmal erledigt war, würde sie niemals wieder von ihm getrennt sein. Denn ganz egal, wohin ihn zukünftig auch seine Arbeit führte, sie würde ihn begleiten. Als seine Frau.
    „Wach auf, Carolyn!“ Marlees fröhliche Stimme und ein sanftes Rütteln an der Schulter riss Carolyn aus dem leichten Halbschlaf. Langsam öffnete sie die Augen und schaute direkt in das vor Glück strahlende Gesicht ihrer Freundin. Ein sympathisches, sehr feminines Gesicht, das innere Wärme und Güte reflektierte. „Sieh doch nur!“, rief sie aufgeregt. „Die Sonne scheint. Nicht eine einzige Wolke am Himmel!“
    Carolyn sprang sofort aus dem Bett und stellte sich neben ihre Freundin ans Fenster, um die Freude über den sonnigen Morgen mit ihr zu teilen. Es war wirklich ein perfekter Hochzeitstag. „Es musste auch schön werden“, sagte sie und umarmte Marlee spontan. „Schließlich hab ich dies Wetter für dich bestellt.“
    Marlee lachte leise. „Du sorgst also noch immer für mich?“
    „Ganz genau bis vier Uhr heute Nachmittag. Dann übernimmt das Ray.“
    Eigentlich sollte das fröhlich klingen. Trotzdem hatte sich ein leiser, wehmütiger Ton in Carolyns Stimme geschlichen. Denn es begann heute nicht nur etwas Neues und Wunderbares. Es ging auch etwas Kostbares zu Ende.
    „Du hast viel für mich getan, Carolyn. Wie soll ich dir nur jemals dafür danken?“, fragte Marlee mit Tränen in den Augen.
    „Aber Marlee … unsere Beziehung war immer gegenseitig. Ohne dich wäre ich in diesem schrecklichen Heim innerlich gestorben. Unsere Freundschaft war ein großes Geschenk.“
    Zusammen dachten sie an die Zeit zurück, in der Carolyn, die zähe, aufmüpfige Straßenwaise, sich der sensiblen, verletzlichen Marlee angenommen hatte. Carolyn hatte sie beschützt und sie gelehrt, sich selbst zu schützen. Dadurch hatte sich zwischen ihnen ein Band geknüpft, das niemals reißen würde. Doch heute würde sich ein anderes Band darüber legen.
    „Du hast ja bald Jeff“, tröstete Marlee sie aus diesen Gedanken heraus.
    Carolyn nickte. Trotzdem würde es niemals wieder wie früher sein. Das wussten sie beide. Zumal Jeff und Ray sich nicht sehr nahe standen. Dafür waren sie viel zu verschieden. Allerdings traf das auch auf sie und Marlee zu.
    Wären sie sich irgendwo anders begegnet, hätten sie sich vielleicht niemals angefreundet. Denn in allen wesentlichen Wesens- und Charaktereigenschaften passten sie überhaupt nicht zueinander. Aber gerade das war bei den harten Lebensbedingungen im Heim sehr vorteilhaft gewesen und hatte sie unzertrennlich gemacht. Sie ergänzten sich wunderbar in ihren Schwächen und Stärken.
    „Carolyn“, sagte Marlee plötzlich zögernd und sehr ernst. „Unsere Freundschaft wird davon doch nicht berührt werden?“
    „Aber wie kannst du das nur fragen“, rief Carolyn halb entrüstet aus. „Es spielt gar keine Rolle, wie oft und für wie lange wir uns trennen müssen. Wir werden uns immer verbunden fühlen.“
    „Du hast ja recht“, seufzte Marlee und musste dann lachen. „Ich bin heute wahrscheinlich nur extrem sentimental.“
    „Kein Wunder, wenn man kurz davor ist, ein Märchenleben zu beginnen“, meinte Carolyn burschikos. Mit Ray würde für Marlee ein Traum wahr werden. Er war erst sechsundzwanzig und hatte sich schon als Steuer- und Unternehmensberater einen Namen gemacht, der Grundstein für den wachsenden Erfolg seiner Kanzlei. Alles Weitere, das er vom Leben erwartete, war ihm Marlee: eine liebende Ehefrau, die Erfüllung darin fand, ihm und ihren Kindern ein behagliches Heim zu schaffen. Carolyn zweifelte nicht daran, dass die beiden eine glückliche gemeinsame Zukunft vor sich hatten.
    Bei Jeff war sie sich anfangs überhaupt nicht so sicher gewesen, dass er der Richtige für sie war. Er hatte sie zwar durch sein gutes Aussehen und sein sympathisches Verhalten sofort angesprochen. Außerdem verfügte er über genau die Eigenschaften, die sie schätzte: Charme, Intelligenz und Ehrgeiz. Und doch hatte er sie erst mit einer weiteren Eigenschaft überzeugt: Er war ein wunderbar zärtlicher Liebhaber.
    Sie hätte niemals einen rücksichtslosen Mann lieben können. Der brutale Kerl, mit dem ihre Mutter zusammenlebte, war ihr noch viel zu deutlich in Erinnerung,
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