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Julia Extra Band 0349

Julia Extra Band 0349

Titel: Julia Extra Band 0349
Autoren: K Lawrence
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ihr. Vielleicht war sie nicht schön, aber sie hatte eine sanfte Stimme und ein hübsches Gesicht.
    Rio handelte instinktiv. Er legte eine Hand unter ihr Kinn und hob es leicht an. „Hey“, sagte er und erkannte jäh, dass er sich geirrt hatte.
    Sie war nicht hübsch und auch nicht schön. Sie gehörte in eine ganz andere Kategorie. Wie hatte ihm das entgehen können? Diese dichten dunklen Wimpern, die feinen Gesichtszüge, der volle Mund. Und, Cristo, ihre Augen!
    Grün. Nein, blau. Braun. Oder golden? Ihre Augen schillerten in allen Farben. Plötzlich war Rio wieder acht Jahre alt, ein mageres Bürschchen, das in den Abfalltonnen hinter einem Restaurant nach etwas Essbarem wühlte und einen seltsam geformten Glasklumpen fand.
    Fast hätte er ihn fortgeworfen, doch dann traf ein Sonnenstrahl das Glas – ein Prisma, wie er später erfuhr –, und das Licht ließ funkelnde Farben aufflammen. Damals hatte der Anblick ihm den Atem geraubt. Und jetzt erging es ihm ebenso.
    Rio sah in Isabella Orsinis Augen, und sein Herzschlag stockte. Er wollte sie küssen.
    Teufel noch mal, er war auf dem besten Wege, etwas maßlos Dummes und Unlogisches zu tun! Dabei tat er grundsätzlich nichts Unlogisches. Er hatte eindeutig zu viel Sonne abbekommen.
    Er ließ die Hand sinken und trat einen Schritt zurück. „Hören Sie, Sie müssen wissen, dass Rio D’Aquila und ich …“
    „Ich verstehe völlig. Er hatte keine Lust mehr, noch länger zu warten. Den Job bin ich los. Ich meine, ich hatte ihn nie, aber nun ist selbst die Chance dahin, nicht wahr?“
    „Richtig, nur dass …“
    „Ich nehme es ihm nicht übel. Ich komme zwei Stunden zu spät.“
    „Drei.“
    „Wissen Sie, es fing schon heute Morgen an, als der Anruf eines Kunden kam. Heute Nacht hat es so stark geregnet, und ich hatte erst gestern seine Terrasse mit Gänseblümchen bepflanzt.“
    „Gänseblümchen“, wiederholte Rio.
    „Genau. Und nach dem Regen … Ich musste nach Manhattan fahren und sicherstellen, dass sie die Sintflut überstehen. Aber ich wohne in Brooklyn, und der Morgenverkehr nach Manhattan …“
    „Ja, der Stau morgens ist schlimm“, bestätigte Rio und fragte sich, warum er dieses Gespräch überhaupt weiterführte. Vielleicht weil sie ihn mit diesen faszinierenden Augen ansah.
    „Anna hatte mich gewarnt.“
    „Anna?“
    „Joey auch.“
    „Joey?“ Rio bemühte sich verzweifelt, den Faden nicht zu verlieren.
    „Der Junge, der meine Lieferungen übernimmt.“ Isabella holte Luft. „Und in Southampton habe ich mich auch noch verfahren.“
    „Meine Leute … ich meine, die Leute meines Chefs haben Ihnen doch sicherlich eine genaue Wegbeschreibung zukommen lassen?“
    „Das schon. Aber ich habe vergessen, sie mitzunehmen. Wegen der Hektik mit den Gänseblümchen. Und natürlich war ich auch nervös wegen des Gesprächs.“
    „Nervös wegen des Gesprächs.“ Dio, er wurde noch zum Papagei!
    „Obwohl ich mir die ganze Zeit gesagt habe, dass ich nicht nervös bin. Das habe ich auch Dante versichert.“
    Dante. Endlich ein Name, mit dem er etwas anfangen konnte.
    „Und dann ist dieses Kaninchen aus dem Nichts aufgetaucht …“
    Ein Kaninchen? War er etwa ins Wunderland gefallen?
    „Ganz ehrlich, ich würde diesen Auftrag zu gern bekommen.“ Mit ausgebreiteten Armen drehte Isabella sich um die eigene Achse. „Zuerst dachte ich wegen des Honorars. Außerdem kann es nie schaden, einen Namen wie Rio D’Aquila auf der Kundenliste stehen zu haben. Aber jetzt, wo ich das Haus und die Gegend gesehen habe … Es ist so schön hier. Und so groß! Ich wette, die Terrasse ist auch riesengroß. Ich müsste mir überhaupt keine Gedanken um Platz machen. Wie ein Maler, der von Miniaturen zu Wandgemälden wechselt.“
    Das Lächeln ließ ihr Gesicht strahlen. Doch damit konnte sie sich den Auftrag nicht sichern, nicht einmal einen weiteren Gesprächstermin …
    „Möchten Sie sich die Terrasse vielleicht ansehen?“, hörte Rio sich sagen.
    Wieder knabberte sie an ihrer Unterlippe. „Das geht doch nicht …“
    Doch Rio griff nach dem Hemd, das er auf einem Tischchen abgelegt hatte, schlüpfte hinein und setzte sich in Bewegung. Gleich darauf hörte er ihre Pfennigabsätze hinter sich über die Marmorfliesen klappern.
    „Vielleicht nur einen Blick … Die Maße habe ich von Ihrem Boss bekommen, aber es wirklich zu sehen …“
    Sie kamen an die offene Terrassentür. Isabella wollte sich an ihm vorbeischieben – und stolperte prompt mit den
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