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Julia Extra 360

Julia Extra 360

Titel: Julia Extra 360
Autoren: Shirley Jump , Carol Marinelli , Susan Stephens
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zu studieren. Ja, er verdiente ihre eiskalte Verachtung. Er hatte sie aus seinem Leben hinausgeworfen, ohne auch nur eine Sekunde an ihre Gefühle zu denken. Er war felsenfest überzeugt gewesen, dass sie ihn mit einem anderen betrogen hatte. Heiße Rage hatte ihn für alles blind und taub gemacht … bis er die Meldung über die Zwillingsschwestern gelesen hatte und ihm all die Gründe wieder eingefallen waren, weshalb er Gisele hatte heiraten wollen. Nicht nur wegen ihrer Schönheit und ihrer sanften Stimme. Oder der Art, wie sie an ihrer Unterlippe knabberte, wenn sie unsicher war oder sich eine Haarsträhne um den Finger wickelte, wenn sie sich konzentrierte. Nein, es war dieser Ausdruck in den unglaublichen blaugrauen Augen gewesen, als sie ihn das erste Mal gesehen hatte, etwas so Warmes und Sehnsüchtiges. Welcher Mann würde sich nicht wünschen, von einer Frau so angesehen zu werden?
    Seiner Meinung nach war Gisele die perfekte Ehefrau gewesen, süß und liebreizend, nachgiebig und formbar. Unwichtig, dass er nicht in sie verliebt war. Liebe war ein unzuverlässiges Gefühl. Seiner Erfahrung nach nutzten viele das Wort zu leichtfertig, ohne Taten folgen zu lassen. Das Internetvideo hatte seine Überzeugung noch gefestigt: Es war unsinnig, jemanden zu lieben, letztendlich wurde man doch nur betrogen. Nun aber verstand er, dass er es gewesen war, der sie im Stich gelassen hatte. Sein mangelndes Vertrauen hatte ihre Liebe zerstört. Aber er war entschlossen, sie zurückzugewinnen. Er hatte einen Fehler gemacht, und den würde er nicht wie einen schwarzen Flecken auf seiner Seele sitzen lassen. Er würde alles tun, was nötig war, um ihn wiedergutzumachen.
    Sie wollte ihn noch immer, das hatte er sofort gemerkt, als er ihren Laden betrat. Die Reaktion ihres Körpers hatte sie verraten. Allerdings verwunderte es ihn, wie heftig sein Körper auf ihren Anblick reagiert hatte. Er hatte geglaubt, sein Verlangen nach ihr sei längst gestorben … nun war es mit Wucht zu neuem Leben erwacht. Er würde ihr beweisen, dass sie eine gemeinsame Zukunft hatten! Im Moment spielte sie die Unnahbare, aber er war sicher, sobald er sie küsste, würde sie dahinschmelzen. So wie früher.
    Etwas anderes würde er nicht zulassen.
    „Unser Flug geht morgen früh um zehn“, sagte er.
    Gisele riss die Augenbrauen hoch. „Warst du dir so sicher, dass ich mitkommen würde?“
    Er hielt ihrem Blick stand. „Sagen wir, ich kenne dich gut genug, um es anzunehmen.“
    „Du kennst mich nicht, Emilio. Nicht mehr.“
    „Wir alle verändern uns mit der Zeit, aber unser Wesen bleibt gleich.“
    Sie zuckte nur mit einer Schulter. „Vielleicht denkst du in einem Monat anders darüber.“
    „Ist deine Schwester noch in Sydney?“, fragte Emilio.
    „Nein, sie ist vor zehn Tagen nach London zurückgeflogen.“ Sie nippte an ihrem Wein. „Der Presserummel wurde ihr zu viel. Ehrlich gesagt, mir war es auch unheimlich.“ Sie trank noch einen Schluck, so, als hätte sie schon zu viel gesagt.
    „Es muss schwer für euch beide gewesen sein.“
    Ihr Blick war eiskalt, als sie ihn jetzt wieder ansah. „Ich möchte lieber nicht darüber reden. Ich versuche es noch immer zu begreifen. Sienna auch.“
    „Vielleicht kannst du sie ja für ein paar Tage in die Villa einladen. Ich würde sie gern kennenlernen.“
    Wieder ein Schulterzucken. „Ja, vielleicht.“
    „Erzähl mir von deinem Laden“, wechselte er geschickt das Thema. „Wie bist du dazu gekommen, das Geschäft zu kaufen? Das ist ein ziemlich großer Schritt für eine junge Frau von fünfundzwanzig. Haben deine Eltern dir geholfen?“
    Gisele starrte in ihr Glas. „Ich war dreiundzwanzig, als ich … als ich wieder zurückkam. Ich wollte mir eine eigene Existenz aufbauen. Und ja, meine Eltern halfen anfangs, doch dann erkrankte mein Vater. Er hatte Schulden gemacht … schlechte Geschäftsentscheidungen, Börsenspekulationen, die nicht so profitabel ausgingen wie erhofft … Das fanden wir aber erst nach seinem Tod heraus. Ich musste meiner Mutter … ich meine Hilary … unter die Arme greifen.“
    Emilio stellte seinen Drink ab. „Ich hörte, dass er unheilbar krank war. Ich hätte zumindest eine Beileidskarte schicken sollen, tut mir leid. Es muss eine schwierige Zeit für deine Mutter und dich gewesen sein.“
    Ihre Finger umklammerten das Glas so fest, es war ein Wunder, dass es nicht zerbrach. „Fast neun Monate ist er einen qualvollen Tod gestorben, und in der ganzen Zeit hat er
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