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Julia Extra 360

Julia Extra 360

Titel: Julia Extra 360
Autoren: Shirley Jump , Carol Marinelli , Susan Stephens
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Laden verlassen hatte, atmete Gisele wieder aus. Sie sah auf die Karte in ihrer Hand. Sie hatte sie völlig zerknüllt und sich einen feinen Papierschnitt in der Handfläche zugezogen.
    Eine passende Ermahnung, dass sie nur verletzt werden würde, sollte sie Emilio Andreoni noch einmal zu nah an sich heranlassen.

2. KAPITEL
    Zwei Tage später kam Giseles Vermieter in den Laden. Im ersten Moment dachte Gisele erschreckt, sie hätte vielleicht vergessen, die Miete zu bezahlen. Doch nein, auf ihrem Konto war der Abgang schon vor einer Woche verbucht worden.
    „Ich weiß, es ist sehr kurzfristig, Miss Carter“, kam Keith Patterson nach der höflichen Begrüßung sofort zum Punkt, „aber ich habe mich entschieden, das Gebäude an einen Projektentwickler zu verkaufen. Ich habe ein Angebot bekommen, das zu gut ist, um es abzulehnen. Die globale Wirtschaftskrise ist auch an mir nicht spurlos vorübergegangen, und meine Frau und ich müssen unsere Altersvorsorge refinanzieren. Das Angebot hätte zu keinem günstigeren Zeitpunkt kommen können.“
    Gisele blinzelte alarmiert. Das Geschäft lief recht gut, finanzielle Sorgen hatte sie nicht, aber ein Laden in einer anderen Gegend würde mit Sicherheit eine höhere Miete bedeuten. Sie wollte sich nicht übernehmen, vor allem da sie erst kürzlich eine Mitarbeiterin eingestellt hatte. Viele Kleinbetriebe gingen zugrunde, weil sie sich zu viele Fixkosten aufhalsten und dann nicht genug Einkommen verbuchen konnten. Sie wollte nicht als weitere Zahl in dieser Statistik enden.
    „Heißt das, ich muss ausziehen?“
    „Das hängt vom neuen Besitzer ab“, antwortete Keith. „Er wird eine Genehmigung einholen müssen, bevor er irgendwelche Veränderungen vornehmen kann. Das wird wohl ein paar Wochen, vielleicht sogar Monate dauern. Er hat mir seine Karte für Sie dagelassen, damit Sie den Mietvertrag mit ihm besprechen können.“ Er schob ihr eine Visitenkarte über den Ladentresen zu.
    Gisele blieb das Herz stehen. „Emilio Andreoni hat das Gebäude gekauft?“
    „Sie haben von ihm gehört?“
    Sie spürte Hitze in ihre Wangen steigen. „Ja, ich kenne den Namen. Aber er ist Architekt, kein Projektentwickler.“
    „Vielleicht weitet er ja sein Arbeitsfeld aus“, vermutete Keith. „Soviel ich weiß, hat er mehrere Designpreise gewonnen. Er schien sich sehr für das Gebäude zu interessieren.“
    „Hat er auch einen Grund für sein Interesse genannt?“ In Gisele begann es zu brodeln.
    „Er meinte, es hätte sentimentalen Wert für ihn. Vielleicht gehörte es irgendwann mal einem Verwandten von ihm. In den Fünfzigerjahren führte eine italienische Familie hier einen Gemüseladen. Ich kann mich aber nicht mehr an den Namen erinnern.“
    Gisele mahlte mit den Zähnen. Von wegen sentimentaler Wert! Sie wusste, dass Emilio keine lebenden Verwandten hatte, zumindest niemanden, mit dem er Kontakt pflegte. Eigentlich hatte er ihr nur wenig von seinem familiären Hintergrund erzählt. Sie hatte sich oft gefragt, ob das vielleicht ein Grund gewesen sein mochte, weshalb er sie hatte heiraten wollen – weil ihr blaublütiger Stammbaum ihn gereizt hatte. Ironie des Schicksals, dass sie und ihre Zwillingsschwester das Resultat einer Affäre zwischen ihrem Vater und der Haushälterin waren, während er und seine Frau in London gelebt hatten.
    Nachdem Keith Patterson gegangen war, starrte Gisele lange auf die Visitenkarte, die auf dem Tresen lag. Sie trommelte mit den Fingern auf die Theke und überlegte, was sie nun tun sollte. Sie konnte die Karte zerreißen, wie sie es mit der ersten getan hatte. Doch dann würde Emilio mit Sicherheit zu ihr kommen. Nein, dieses Mal würde sie sich nicht wieder überrumpeln lassen. Also nahm sie das Telefon und wählte seine Mobilnummer.
    „Emilio Andreoni.“
    „Mistkerl!“, entfuhr es ihr, bevor sie sich zurückhalten konnte. Sie hörte das Knarzen von Leder und konnte sich das Bild genau vorstellen, wie er dort saß: die Füße auf den Tisch gelegt, den Kopf zurückgelehnt, ein zufriedenes Grinsen im Gesicht.
    „Hallo, Gisele. Nett, dass du anrufst. Hast du es dir mit unserem Treffen doch noch überlegt?“
    Sie umklammerte das Telefon so fest, dass es eigentlich durchbrechen müsste. „Ich fasse nicht, wie skrupellos du bist, nur um deinen Kopf durchzusetzen“, zischelte sie. „Meinst du, du machst dich bei mir beliebter, wenn du demnächst eine horrende Miete von mir verlangst?“
    „Du gehst also davon aus, dass ich Miete von dir
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