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Julia Collection Band 61 (German Edition)

Julia Collection Band 61 (German Edition)

Titel: Julia Collection Band 61 (German Edition)
Autoren: Linda Conrad
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Richtung steuert.“
    Hätte Michael doch bloß seinen vorlauten Mund gehalten! Sicher, er arbeitete beim Fernsehen und hatte wahrscheinlich Zugang zu Wetterinformationen, aber er war kein Meteorologe.
    Ihr fehlte die Familie zwar, doch ihre älteren Schwestern und Brüder waren mit ein Grund für sie gewesen, von zu Hause wegzugehen. Und da sie schon einmal dabei war, hatte sie beschlossen, es richtig zu machen und gleich den gesamten amerikanischen Kontinent hinter sich zu lassen.
    „Erwartet denn dein Chef von dir, dass du bleibst?“, fing ihre Mutter wieder an. „Er selbst ist doch sicher schon über alle Berge, oder?“
    „Nein, ist er nicht. Im Gegenteil, Nick weigert sich, die Insel zu verlassen, obgleich zwei seiner besten wissenschaftlichen Mitarbeiter von der Delfin-Station angeboten haben zu bleiben.“ Dass Nick sie geradezu beschworen hatte, die Insel zu verlassen, würde sie ihrer Mutter nicht auf die Nase binden.
    „Ach ja, ich habe gar nicht an diese wunderschönen Fische gedacht. Was passiert mit denen bei so einem Sturm?“
    „Das sind keine Fische, Ma. Delfine gehören zu den Säugetieren. Sie atmen, genau wie wir Menschen. Und natürlich gibt es einen Plan für solche Notfälle.“ Weshalb diskutierte sie das mit ihrer Mutter? Das brachte sie überhaupt nicht weiter.
    „Ich finde auch, dass dein Chef die Pflicht hat zu bleiben“, sagte Maeve mit Nachdruck. „Schließlich gehört den Scovilles fast die ganze Insel. Aber du bist nur eine Angestellte. Du hast da nichts verloren.“
    „Nun sei doch nicht so melodramatisch, Ma. Es geht mir gut. In der Karibik gibt es dauernd tropische Stürme, die Inselbewohner sind daran gewöhnt. Wir haben alle erdenklichen Vorsichtsmaßnahmen getroffen und Lebensmittel, Wasser und Batterien gebunkert. Wir sind auf alles vorbereitet.“
    „Ach, dervla “, seufzte ihre Mutter und benutzte damit das altgälische Wort für Tochter. „Ich bekomme vor lauter Sorge um dich noch einen Herzinfarkt.“
    Jetzt fuhr ihre Mutter schweres Geschütz auf. Nimm dich in Acht, sagte Annie sich. Tausend Meilen weit weg waren nicht genug, wenn ihre Mutter in gekonnter Manier Druck ausübte. Aber diesmal würde sie sich nicht erpressen lassen.
    „Ma, du hast noch sechs weitere Kinder und neun Enkel, über die du dir Gedanken machen kannst. Einige von ihnen haben richtige Probleme. Hier geht es doch nur um einen Hurrikan. Und du weißt genau, dass ein Riley sich niemals von einem kleinen Sturm stoppen lassen würde. Wie geht es übrigens Dad? Hat er sich von seinem Herzanfall wieder ganz erholt? Es ist doch schon fast ein Jahr her, oder?“
    Die Erwähnung der Enkel und der schweren Erkrankung ihres Mannes, die ihn fast das Leben gekostet hatte, gab Maeve Riley offenbar zu denken. Annie atmete erleichtert auf. Sie hatte ihre Mutter ablenken können, deren ganze Sorge der Familie galt, und das, obgleich es allen eigentlich fabelhaft ging. Aber Annie wusste auch, dass ihre Mutter sich immer Gedanken um sie machen würde, denn sie war nun mal die Jüngste. Deshalb hatte sie Boston verlassen müssen, um sich endlich ein eigenes Leben aufbauen zu können.
    Während Annie mit halbem Ohr zuhörte, wie ihre Mutter beklagte, dass ihre Kinder und Enkel nicht ihren gesunden Menschenverstand benutzten, den Gott ihnen gegeben hatte, schweiften ihre Gedanken ab, und sie fragte sich, wie sie dem Mann helfen könnte, der ihr wie ein Prinz aus dem Märchenbuch vorkam. Für Nick Scoville würde sie jeden Tag einen Hurrikan in Kauf nehmen, wenn es sein musste.
    Annie steckte ihren Kopf aus der Tür und warf einen Blick zum Himmel. Die Wolken hatten eine merkwürdige Farbe angenommen. Sie waren nicht fast schwarz wie normalerweise bei einem tropischen Sturm, sondern taubengrau. Die tiefer hängenden Wolkenberge dagegen waren beige und zogen so schnell vorbei, als spulte jemand einen Film im Zeitraffertempo ab.
    Offenbar kam der Sturm näher. Sie sollte das Radio anstellen, um mehr Informationen über die aktuelle Position des Wirbelsturms zu bekommen. Aber erst wollte sie feststellen, wo ihr Chef war.
    Zuletzt hatte sie gesehen, wie er zum Strand gelaufen war, um die riesigen Wasserbecken zu überprüfen, in denen die Delfine gehalten wurden. Sie war überzeugt, dass die Tiere sicher waren, denn die Becken lagen geschützt in einer Lagune.
    Einer der Wissenschaftler, der trotz des angekündigten Sturms freiwillig geblieben war, hatte früher in einer Eliteeinheit bei der Navy gedient, und die
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