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Julia Collection Band 55 (German Edition)

Julia Collection Band 55 (German Edition)

Titel: Julia Collection Band 55 (German Edition)
Autoren: Lori Herter
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gesagt als getan war.
    Als Jennifer nach sechs Uhr vor dem Haupteingang von Derring’s stand, dachte sie noch einmal über das Gespräch mit Charles nach. Seine Bemerkungen über Peter waren ihr den ganzen Tag nicht aus dem Kopf gegangen. Hatte Charles am Ende recht? War sie tatsächlich nichts weiter als Peters Fußabtreter? Als sie sich kennengelernt hatten, war sie von seinem Verstand und seiner Ernsthaftigkeit beeindruckt gewesen. Genauso wie von seiner Arbeit und seinen guten Manieren. Er war verlässlich, vertrauenswürdig und stand zu seinem Wort, also genau der Typ von Mann, den sie sich schon immer als Ehemann gewünscht hatte. Sie hätte sich niemals träumen lassen, mit einem so gebildeten Mann auch nur ins Gespräch zu kommen. Allerdings kam sie sich manchmal in seiner Gegenwart richtiggehend dumm vor, und dieses Gefühl bereitete ihr Unbehagen.
    Wie sie so in ihrem kamelfarbenen Wollstoffmantel und dem roten Schal in der Kälte stand, sah sie Charles aus dem Kaufhaus kommen. Er bemerkte sie nicht und ging geradewegs auf eine schwarze Limousine zu, die gerade vorgefahren war. Der Fahrer stieg aus und öffnete gerade eine der hinteren Türen. Eine atemberaubende Blondine in einem glitzernden Abendkleid und Nerzmantel stieg aus. Sie küsste Charles ausgiebig auf den Mund und ließ ihn einsteigen. Im nächsten Moment waren sie weggefahren.
    Aha, dachte Jennifer. Ein neues Stück in seiner Sammlung. Über die Jahre hatte sie ihn immer wieder mit verschiedenen Schönheiten, meistens Blondinen, gesehen. Das passte. Er fuhr nur die neuesten Wagen, trug die teuersten Anzüge, besaß das beste Kaufhaus, wenn auch nicht das größte. Er würde bestimmt nicht mit einer Durchschnittsfrau ausgehen. Nein, für ihn kamen immer nur die besten Puppen der Stadt infrage.
    Schäm dich, schalt sich Jennifer. Nur weil eine Frau schön und blond ist, muss sie noch lange keine Puppe sein.
    Wieso machte sie sich überhaupt über Charles’ Freundinnen Gedanken? Sie hatte genug eigene Sorgen. Als sie gedankenverloren aufblickte, sah sie Peter. Er war über ein Meter achtzig groß und wirkte in seinem Wintermantel sehr männlich. Seine braunen Haare wurden von der Spange seiner Ohrenschützer eingeklemmt. Er kam zu ihr und küsste sie zur Begrüßung auf die Wange, was sonst nicht seine Art war, denn Peter mochte keine Vertraulichkeiten in der Öffentlichkeit austauschen.
    „Wie geht es dir?“, fragte er. „Ich war recht besorgt wegen deines Anrufes. Was ist passiert?“
    Sie erzählte ihm alles auf dem Weg zu einem Restaurant am Water Tower Place. Doch erst, als der Kellner ihnen ihr Boeuf Stroganoff servierte, war sie endlich mit der Geschichte fertig.
    „Ich halte mich selbst für eine treue Angestellte, also werde ich schon machen, was sie von mir verlangen. Auf der anderen Seite finde ich die Vorstellung, mich in ein Schaufenster zu stellen, wo mich die Leute anstarren, einfach schrecklich.“
    „Das ist es ja auch“, stimmte Peter schroff zu. „Die ganze Sache ist einfach nur erniedrigend.“
    „Erniedrigend?“, fragte sie irritiert.
    „Du bist eine intelligente junge Frau, Jennifer. Du hast Sinn für Anstand und Würde, und genau das schätze ich ja so sehr an dir. Du bist zu gut für so etwas. Dein Arbeitgeber hat offenbar keine große Meinung von dir, wenn er dich für ein Möchtegern-Model hält, das damit zufrieden ist, Designerkleider zu tragen und sich fotografieren zu lassen.“
    „Mr Derring sagte, sie hätten sich für mich entschieden, weil ich Intelligenz und Souveränität ausstrahle.“
    „Das tust du ja auch, und es freut mich, dass es ihnen ebenfalls aufgefallen ist. Aber wieso finden sie dann nicht eine andere Möglichkeit, deine Intelligenz sinnvoll einzusetzen, anstatt dich ins Schaufenster zu stellen?“
    Jennifer fiel keine passende Antwort ein.
    Peter nahm ihre Hand. „Das ist nur ein weiteres Beispiel, und wahrscheinlich das Übelste, für das, was ich dir immer wieder sage. Deine Zukunft kann nicht in diesem Kaufhaus liegen. Gehe wieder aufs College und mach deinen Abschluss.“
    „Worin denn? Als ich auf dem College war, habe ich mein Hauptfach in zwei Jahren drei Mal geändert. Darum habe ich ja auch aufgehört und mir eine Arbeit gesucht. Und ich bin eigentlich ganz glücklich als Einzelhandelskauffrau.“
    Peter schüttelte nur den Kopf. „Unmöglich. Du bist viel zu begabt, als dass es dich glücklich machen könnte, Toaster zu verkaufen.“
    „Peter!“ Sie nahm all ihren Mut
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