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Julia Bestseller Band 146

Julia Bestseller Band 146

Titel: Julia Bestseller Band 146
Autoren: Michelle Reid
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denken.
    Aber das ist ja auch der großartige und ruhmreiche Leo Christakis, ein übermächtiges Wesen mit einem sagenhaften Repertoire an spöttischen Blicken und unverblümten Kommentaren, dessen einziges Anliegen es war, Geld zu scheffeln. Selbst während sie jetzt neben ihm stand, konnte sie seinen inneren Kampf spüren, auf die Uhr zu blicken. Er musste wichtigere Dinge zu tun haben, als bei ihr zu bleiben und Zeit zu verschwenden.
    „In einer Minute bin ich okay“, stieß sie hervor. „Du kannst wieder an die Arbeit gehen.“
    Ihre Worte klingen, schoss es Leo durch den Kopf, als sei Arbeit mein einziger Lebenssinn. Natasha Moyles hatte schon immer die Fähigkeit besessen, ihn mit ihrer höflichen und reservierten Art zu verärgern oder mit ihren kühlen flüchtigen Blicken zu streifen, als sei er es nicht wert, länger betrachtet zu werden. Seit sie einander im Londoner Apartment seines Stiefbruders vorgestellt worden waren, verhielt sie sich ihm gegenüber so.
    „Trink noch einen Schluck Wasser und hör auf zu überlegen, woran ich gerade denke“, riet er ihr kühl. Die Gefühle, die ihn in ihrer Gegenwart durchströmten, behagten ihm gar nicht.
    „Ich habe nicht versucht …“
    „Doch“, unterbrach er sie. „Auch wenn du mich nicht magst, Natasha, kannst du mir doch ein wenig mehr Feingefühl zutrauen, als dich jetzt, nach dem, was du hast mit ansehen müssen, alleine zu lassen.“
    Aber er besitzt nicht genug Feingefühl, mich nicht daran zu erinnern! ging es Natasha durch den Kopf, während der ganze Schrecken dessen, was sie gerade erlebt hatte, wieder lebendig wurde. Die Welt vor ihren Augen verschwamm. Es musste es bemerkt haben, denn er legte wieder seine Hände auf ihre Schultern. Am liebsten hätte sie ihn abgeschüttelt, doch es wollte ihr nicht gelingen. Sie brauchte den Halt, den er ihr bot, weil sie ansonsten in ein tiefes schwarzes Loch gefallen wäre.
    Plötzlich hallte ein gespenstiges Geräusch durch die Tiefgarage. Es kam von dem Lift, der von irgendjemand zurück nach oben gerufen wurde. Leo stieß einen Fluch aus. Natasha hob den Kopf, und ihre Blicke trafen sich: ein magischer Moment, gegen den sie sich nicht wehren konnten und der sie beide wie gefangen hielt.
    Theos , sie ist wunderschön, ging es Leo blitzartig durch den Kopf.
    Unvermittelt eilte Natasha auf die Wagentür zu. Reflexartig schnellte Leo vor und erreichte die Tür vor ihr. Er umfasste ihr Handgelenk und nahm ihr die Schlüssel ab.
    „W … was?“
    Als Mann, der es gewohnt war, rasche Entscheidungen zu treffen, machte er mit ihrer gestammelten Frage kurzen Prozess. Leo wandte sich um, nahm Natasha an die Hand und marschierte mit ihr quer durch die Garage zu seinem eigenen schnittigen schwarzen Sportwagen.
    „Ich kann selber fahren“, protestierte sie, als ihr klar wurde, was er vorhatte.
    „Nein, kannst du nicht.“
    „Aber …“
    „Rico könnte gleich aus dem Aufzug kommen“, hielt er ihr vor. „Was ist dir lieber? Bei wem von uns willst du jetzt sein?“
    Einfach, brutal und wirkungsvoll. Die grauenhaften Erinnerungen an das eben Erlebte stürmten auf sie ein. Sie war wie gelähmt.
    Leo öffnete die Beifahrertür und drängte Natasha auf den Sitz. Ohne Protest ließ sie es geschehen, nur die Wasserflasche fiel ihr aus den gefühllosen Händen und landete im Fußraum. Als Leo die Tür schloss, tauchte Rasmus urplötzlich aus der Dunkelheit auf. Leo warf ihm die Schlüssel des Minis zu. Weitere Erklärungen waren unnötig.
    Dann ließ er sich hinter das Steuer gleiten. Die auslaufende Wasserflasche ignorierte er. Reglos wie ein Stein saß Natasha da und sah starr auf ihre Hände, die verkrampft auf der schwarzen Handtasche lagen.
    Leo startete den Motor, legte einen Gang ein und lenkte den Wagen mit quietschenden Reifen auf die Ausfahrt zu. Kurz darauf umfing sie helles Tageslicht. Das im Wagen eingebaute Telefonsystem schaltete sich automatisch ein. Auf einer Anzeige im Armaturenbrett flackerte Ricos Name auf. Leo drückte einen Knopf am Lenkrad und schaltete das Telefon aus.
    Zehn Sekunden später begann das Handy in Natashas Tasche zu klingeln.
    „Nicht rangehen“, warnte er.
    „Hältst du mich für so dumm?“, stieß sie hervor.
    Danach warteten sie in angespanntem Schweigen, bis das Klingeln aufhörte und die Mobilbox den Anruf entgegennahm.
    Auf der Fahrt nach London meldete sich das Handy wieder und wieder. Und Leo wurde immer wütender. Er umklammerte das Lenkrad so fest, dass die
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