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Julia Arztroman Band 62

Julia Arztroman Band 62

Titel: Julia Arztroman Band 62
Autoren: Jennifer Taylor , Abigail Gordon , Amy Andrews
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Schnitten zu beißen. Wenn sie etwas nicht hatte, dann Hunger. In ihrem Kopf überschlugen sich die Gedanken. Würde es ihr gelingen, Lilys Existenz vor Marco geheim zu halten? Da er bestimmt nur kurz auf der Akutambulanz blieb, ehe man ihn auf eine andere Station oder in ein anderes Krankenhaus verlegen würde, sah sie keine Notwendigkeit, ihre gemeinsame Tochter anzusprechen.
    Ein wehmütiges Gefühl durchfuhr sie. Ihre Tochter, das Kind, das sie gemeinsam gezeugt hatten. Sie hatte damals wirklich geglaubt, dass sie sich liebten, doch für Marco war es anscheinend nur purer Sex gewesen.
    „So ein Fall ist mir noch nie untergekommen“, sagte Julie.
    Wieder war Gina mit ihren Gedanken ganz woanders gewesen. „Was meinst du damit?“
    „Amnesie. Hoffentlich kann er sich bald wieder erinnern. Es muss schrecklich sein, nicht zu wissen, wer man ist.“
    „Sprichst du von Marco?“, fragte Gina und wurde knallrot, als sie Julies erstaunten Blick bemerkte. „So heißt er doch, oder?“, setzte sie schnell hinzu. „Das stand doch in seiner Krankenakte.“
    „Ja, stimmt. Dr. Marco Andretti. Er ist Arzt, genauer gesagt, Unfallchirurg. Ob ihm das in seiner jetzigen Lage hilft, weiß ich allerdings nicht.“
    „Ich auch nicht“, murmelte Gina, die angestrengt versuchte, Julies Worten zu folgen. „Hat er wirklich sein Gedächtnis verloren?“
    „Sieht so aus. Jedenfalls hatte er beim Eintreffen des Notarztes an der Unfallstelle keine Ahnung, wer er ist oder wo er hinwollte. Fest steht nur, dass er auf dem Weg vom Flughafen Heathrow einen schweren Autounfall hatte.“
    „Wie haben sie dann seinen Namen herausgefunden?“
    „Einer der Sanitäter hat in seiner Jackentasche seinen Reisepass gefunden. Und einen Brief, in dem ihm der Termin für ein Vorstellungsgespräch für den Posten des Chefarztes der Unfallchirurgie am Southern Free bestätigt wird. Er muss ganz schön was draufhaben, wenn ihm so eine Stelle angeboten wird.“ Julie schnitt eine Grimasse. „Der arme Kerl. Ganz allein in einem fremden Land, und er hat nicht die leiseste Ahnung, wer er ist.“
    „Und was passiert jetzt mit ihm?“ Gina schwirrte der Kopf. Marco war zu einem Vorstellungstermin nach London gekommen? Sie hätte sich nie vorstellen können, dass er Italien verlassen würde. Die Nachricht brachte sie so durcheinander, dass sie sich nur mit Mühe auf Julies nächste Worte konzentrieren konnte.
    „Die Polizei wird versuchen, seine Familie zu kontaktieren. Ich nehme mal an, dass er verheiratet ist. Oder kannst du dir vorstellen, dass so ein Prachtexemplar von Mann noch zu haben ist? Hoffentlich kann seine Frau es einrichten, hierher zu kommen, um ihm beizustehen. Denn eines ist sicher, er wird eine Menge Unterstützung brauchen, bis sein Gedächtnis wieder funktioniert.“
    Nachdem Julie gegangen war, stand Gina auf und spähte quer über den Flur zu Marcos Bett hin. Er hatte also sein Gedächtnis verloren? Er wusste nicht, wer er war, wusste nichts mehr von seinem Leben? Gina hatte noch nie einen Amnesie-Patienten auf ihrer Station gehabt. Würde er sich an sie erinnern?
    Ihr Herz begann zu rasen. Einerseits wäre es so viel einfacher, wenn er sie vergessen hätte, andererseits jedoch konnte sie den Gedanken nicht ertragen, dass diese wenigen Wochen, die sie zusammen verbracht hatten, für immer aus seinem Gedächtnis gelöscht sein könnten. Und obwohl sie wusste, dass es verrückt war, musste sie es herausfinden.
    Sie schloss die Tür des Schwesternzimmers hinter sich und ging zurück auf die Station. Dort war es inzwischen ruhiger geworden, nachdem die frisch eingelieferten Patienten sich damit abgefunden hatten, dass sie im Krankenhaus lagen. Es gab freie Besuchszeiten, und um die Krankenbetten scharten sich Freunde und Verwandte, aber auch die hatten sich beruhigt. Es war immer ein Schock für die Angehörigen, wenn ein geliebter Mensch ins Krankenhaus eingewiesen wurde, und die Besucher reagierten ganz unterschiedlich auf diesen Stress.
    Gina hatte gelernt, mit all diesen Emotionen umzugehen, mit der Wut, der Angst, den Fragen. Nur selten brachte sie etwas aus der Fassung, doch jetzt musste sie sich eingestehen, dass ihre Nerven flatterten, als sie Marcos Bett erreichte. Er hatte die Augen immer noch geschlossen und schien sie nicht zu bemerken, als sie neben seinem Bett stehen blieb und ihn betrachtete. Er war immer noch so attraktiv, wie sie ihn in Erinnerung hatte. Sein Körper unter dem weißen Laken sah so schlank und fit aus
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