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Julia Ärzte zum Verlieben Band 53

Julia Ärzte zum Verlieben Band 53

Titel: Julia Ärzte zum Verlieben Band 53
Autoren: Lucy Clark Sarah Morgan Alison Roberts
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„Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie ihm nicht erzählen, was Sie im Warteraum gesehen haben.“
    Ein neugieriger Blick traf sie. „Was habe ich denn gesehen?“
    „Eine Mutter, die jämmerlich versagt hat.“
    „Nein, ich habe eine Mutter gesehen, die unter schwierigen Umständen ihr Bestes getan hat. Babys haben ein feines Gespür für Stimmungen. Was ich allerdings nicht gesehen habe, war, dass jemand Ihnen Hilfe angeboten hat. Das fand ich enttäuschend. Ich werde das Thema bei nächster Gelegenheit ansprechen. Ach, wissen Sie was?“
    „Nein …“, antwortete sie vorsichtig.
    „Ich werde ein Memo herumschicken. Das darf ich, weil ich diese Abteilung leite.“ Sein Lächeln schwand, und er wurde wieder ernst. „Ich habe noch etwas gesehen.“
    Er war der Chefarzt hier? Und ein Freund von John! Ihr Psychologe würde mit Sicherheit von der Sache Wind bekommen. Zoe biss sich auf die Unterlippe und hoffte, dass sie nicht so ängstlich wirkte, wie sie sich fühlte.
    „Ich sah jemanden, der sehr unsicher war“, fuhr er sanft fort. „Das ist bei Müttern, die ihr erstes Kind bekommen haben, nichts Ungewöhnliches. Aber in Ihrem Fall war ich doch sehr erstaunt.“
    Zoe wünschte sich, der Boden möge sich auftun und sie verschlingen.
    „Wollen Sie wissen, warum?“
    Nein, eigentlich nicht. Sie fühlte sich schon schlecht genug.
    Teo hielt ihr Schweigen für Zustimmung. „Weil ich vor ein paar Tagen gedacht habe, Sie sind Superwoman.“
    „Wie bitte?“
    „Superwoman, genau. Sie koordinieren einen Rettungseinsatz, schieben sich unter ein Fahrzeugwrack, sichern im Handumdrehen die Atmung einer Schwerverletzten, springen in einen Hubschrauber – und weg sind Sie. Alles in allem eine atemberaubende Vorstellung. Sie können stolz auf sich sein.“
    Ein warmes Glühen breitete sich in ihr aus. Ja, sie war stolz auf sich zum ersten Mal seit langer Zeit. Trotzdem verwirrte sie die offene Bewunderung in seinen dunklen Augen, und sie senkte verlegen den Blick.
    „Sie hatten alles im Griff, und es sah kinderleicht aus“, meinte Teo. „Als wäre es für Sie ein Tag wie jeder andere.“
    „Das war es auch – eigentlich …“
    „Eigentlich?“, hakte er nach.
    „Es war mein erster Tag, seit ich … ach, seit ich im sechsten Monat schwanger war. Ich hatte schon gedacht, dass sie mich nie wieder zur Arbeit lassen würden.“
    „Warum?“
    „Weil ich … ich hatte Depressionen nach Emmas Geburt.“ Da, sie hatte es gesagt! Zoe warf ihm einen verstohlenen Blick zu. Jetzt würde er sie bestimmt nicht mehr bewundern. Man konnte sich den Arm brechen, und die Leute reagierten voller Mitgefühl. Doch wenn die Seele litt, begegneten sie einem mit Misstrauen.
    Teos Miene veränderte sich nicht. „War es sehr schlimm?“
    Zoe starrte auf ihre Hände. „Ja … ich wurde eingewiesen und bekam ziemlich schwere Medikamente. Hinterher waren Emma und ich in einer Mutter-Kind-Einrichtung. Jetzt lebe ich wieder zu Hause, aber … es ist nicht einfach.“
    „Das glaube ich Ihnen gern. Als Mutter wird eine Frau schon genug gefordert, auch ohne postpartale Depression.“
    Sie nickte und sah auf ihre Armbanduhr. Wenn sie jetzt ging, würde sie pünktlich bei John Allen sein. Aber sie wollte nicht, dass Teo sie in negativer Erinnerung behielt. Es gefiel ihr besser, wenn sie für ihn Superwoman war und nicht eine unfähige Mutter mit PPD.
    „Wenn ich arbeite, ist alles gut“, gestand sie leise. „Ich kenne mich, ich weiß, was ich kann. Aber zu Hause ist es anders, und solche Situationen wie vorhin sind der Albtraum für mich. Am schlimmsten ist es, wenn die anderen Mütter mich mustern. Dann weiß ich, dass sie mich verachten.“ Zoe zwang sich zu einem Lächeln und blickte auf. „Vielen Dank für Ihre Hilfe. Sie können sich nicht vorstellen, wie viel sie mir bedeutet hat.“
    „Es war mir ein Vergnügen, Zoe. Ich bin sicher, Sie haben eine Menge guter Freunde, aber falls Sie jemals einen weiteren brauchen, bin ich gern für Sie da.“
    „Danke.“ Sie würde ihm nicht auf die Nase binden, dass alle ihre Freunde im Rettungsdienst arbeiteten. Die meisten waren jünger als sie, und ein Baby war nur wesentlich uninteressanter als eine depressive Frau. Sollte er doch denken, dass sie beliebt war und viele Unterstützer hatte – zusätzlich zu ihren Fähigkeiten als Superwoman .
    Das Bild, das er von ihr hatte, war so weit von der Wirklichkeit entfernt, dass Zoe unwillkürlich vor sich hin lächelte, als sie Emma in den
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