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Julia Ärzte zum Verlieben Band 36

Julia Ärzte zum Verlieben Band 36

Titel: Julia Ärzte zum Verlieben Band 36
Autoren: ANNE FRASER KATE HARDY SARAH MORGAN
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inzwischen um sie herum gebildet hatte, spürte Annie, wie Mrs. Lopez ihre Hand umklammerte, als die nächste Wehe sie erschütterte. Es schien unvermeidlich, dass das Baby hier zur Welt kam. Annie vermutete, dass der Krankenwagen noch eine Weile brauchen würde. In den schmalen, gewundenen Gassen konnte man nicht schnell fahren.
    Auf einmal teilte sich die Schar der unaufhörlich schwatzenden Frauen, und ein hochgewachsener dunkelhaariger Mann erschien. Die braunen Augen und die ausgeprägten Wangenknochen waren das Erste, was Annie an ihm auffielen. Dann wurde sie Zeugin, wie er in schnellem Spanisch mit der werdenden Mutter sprach, die immer noch Annies Hand hielt. Sekunden später entspannte sie sich sichtlich.
    „ Mi hijo “, sagte die alte Frau mit dem Handy. „ Médico .“
    Mein Sohn. Arzt. Auch Annie verspürte grenzenlose Erleichterung. Jetzt trug sie nicht mehr allein die Verantwortung, und vielleicht sprach er sogar Englisch. María gab zwar ihr Bestes, aber es dauerte quälend lange, bis sie Annies Fragen und Anweisungen übersetzt hatte.
    Der Mann beugte sich hinab und schwang die Frau auf seine Arme, als wäre sie federleicht. Seine Mutter bedeutete ihm, ihr zu folgen, und die anderen Frauen kümmerten sich derweil um die Kinder. Annie fiel auf, dass die kleine María allerdings wie selbstverständlich mitging.
    „Ich bin Hebamme“, sprach Annie den dunkelhaarigen Mann an. „Sprechen Sie Englisch?“
    Er blieb kurz stehen und sah auf sie hinunter. „ Sí . Ja, ich spreche Englisch. Ich bin Dr. Rafael Castillo, Geburtshelfer und Gynäkologe. Meine Mutter hat einen Krankenwagen gerufen, aber er wird noch eine Zeit lang brauchen. Er muss erst aus der Stadt kommen, und die Straßen sind nicht besonders gut. Haben Sie sie schon untersucht?“
    „Dazu war bisher keine Gelegenheit, aber die Abstände zwischen den Wehen sind gering. Die Geburt steht kurz bevor.“
    Er nickte. „Ich glaube, Sie haben recht.“ Als er lächelte, entblößte er ebenmäßige weiße Zähne. „Sieht ganz so aus, als müssten wir beide das Baby auf die Welt holen – und zwar hier.“
    Noch während er sprach, schrie Señora Lopez wieder auf und stieß ein paar Worte hervor.
    Sie hatten das Priesterzimmer erreicht, und Dr. Castillo legte seine Patientin auf die schmale Liege, die dort stand. Dabei sprach er ruhig auf sie ein.
    „Sie sagt, das Baby kommt“, wandte er sich dann an Annie, wobei er sich das Jackett auszog und zügig die Ärmel seines weißen Hemds aufrollte. „Wir haben keine Zeit zu verlieren.“
    Annie entdeckte ein Waschbecken in der Ecke und ging hinüber, um sich Hände und Arme zu waschen. Dr. Castillo folgte ihr. Noch während er sich die Seife von der Haut spülte, machte Annie sich daran, die Frau zu untersuchen.
    „Das Köpfchen, Dr. Castillo! Ich kann das Baby holen, wenn Sie ihr sagen, was sie tun muss.“ Sie wandte sich an María. „Kannst du mir ein paar Handtücher oder Laken besorgen? Irgendetwas, worin ich das Baby einwickeln kann?“
    Als María losrannte, wandte Annie sich wieder an den Arzt. „In der wievielten Woche ist sie?“
    „In der neununddreißigsten.“ Er sprach mit deutlichem Akzent, aber sein Englisch war perfekt.
    „Und das weiß sie genau?“
    „Ja. Sie heißt übrigens Sofía.“ Als er sich wieder der Patientin zuwandte und etwas zu ihr sagte, musste Annie kein Spanisch können, um zu verstehen, dass er sie bat zu pressen.
    In dem Moment, in dem María und die Mutter des Arztes an der Tür erschienen, in den Armen einen Stapel Tücher und Schals, wurde die Schulter des Babys sichtbar. Doch dann ging es zu Annies Entsetzen nicht weiter. Das Baby steckte im Geburtskanal fest. Ihr Herz fing an zu rasen. Wo blieb der Krankenwagen?
    Im selben Augenblick wurde ihr klar, dass es ihnen auch nichts nützen würde, wenn er in den nächsten Minuten auftauchte. In ihrem jetzigen Zustand war Sofía nicht transportfähig.
    Annie blickte auf und sah direkt in Rafael Castillos braune Augen.
    „Was ist?“, fragte er ruhig.
    „Das Baby steckt fest. Ich glaube, wir haben hier eine Schulterlage.“
    Sein besorgter Ausdruck verriet, dass er den Ernst der Situation erfasst hatte. Weitab von jedem Krankenhaus, ohne die notwendigen Instrumente, bestand die Gefahr, dass sie das Baby verloren.
    Annie trat beiseite, damit er Sofía untersuchen konnte. María und die ältere Frau beobachteten derweil stumm das Geschehen. Weitere Minuten verstrichen, und die Presswehen blieben ohne Wirkung.
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