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Judassohn

Titel: Judassohn
Autoren: Markus Heitz
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und eine sehr lebendige Färbung, die Männer haben Glatzen und stechende Augen.
    Sie können den Regen kontrollieren, Schönheit von den Hübschen rauben und sie in Amuletten verkaufen sowie die Lebenskraft stehlen und sie auf andere Lebewesen übertragen. Allerdings kann ein Murony von einer Hexe vergiftet werden.
    Sie sind zurückhaltend, doch geschäftstüchtig und machen mit ihren Fertigkeiten viel Geld.
     
    Ein Umbra ist der Schatten eines toten Mannes, der zu Lebzeiten viel Böses getan hat und vom Teufel seine Fertigkeiten als Belohnung erhielt.
    Die Umbra haben eine enorme Stärke, vermögen Feuer zu speien und sich in Werwölfe zu verwandeln. Man erkennt von ihnen nicht mehr als einen schwarzen Umriss. Sie können sich nicht durch Biss vermehren, sondern werden vom Bösen ausgesucht. Außerdem leben sie nicht sehr lange. Sie sind extrem aggressiv, ziehen durch die Gegend und wüten blindlings.
     
    Nachzehrer sind eine besondere Variante und keine echten Vampire im klassischen Sinn. Sie liegen im Grab und fressen sich selbst das Fleisch von den Knochen. Solange sie dies tun, müssen zuerst die Verwandten, dann die Freunde, dann der Rest des Dorfs sterben. Auf die Jagd nach Blut müssen sie nicht gehen.

LAMENTO I
     
    Ich habe mir alles genommen, mich selbst darum gebracht.
     
    Kein Raubtier vermag solche Wunden zu schlagen und so zu verstümmeln wie ich. Mein Glück ist unwiederbringlich verloren. Zerfetzt.
    Das Schöne, Gute und Klare in meinem Unleben exis tiert nicht mehr.
     
    Doch bin ich schuldlos an dem, was ich tat.
    Denn mein Handeln unterlag nicht meiner Kontrolle.
    Mein Wesen veränderte sich zweifach, mit jedem meiner Tode.
     
    Aber ich kenne die Frau, die Verantwortliche, die wahre Täterin, die mich zum Opfer dieser Mächte werden ließ, anstatt mich davor zu bewahren.
     
    Jetzt habe ich sie gefunden.
Endlich gefunden!
     
    Und ich werde ihr rauben, was ihr am Herzen liegt, damit sie mein Leid nachempfindet!
    Bevor ich auch sie auslösche …

PRAETERITUM
     
8. 1. 2008, Deutschland,
Sachsen, Leipzig, 1.45
    Ein ostdeutscher Winter konnte kalt sein.
    Sehr kalt.
    Der Himmel zeigte sich sternenklar, ein eisiger Wind schoss durch die Straßen und wirbelte den frisch gefallenen Schnee umher.
    Bis vor ein paar Tagen hätte kein Leipziger wirklich daran geglaubt, dass die Temperaturen derart fallen würden.
    Von wegen Klimaerwärmung. Da wünscht man sie sich ja sogar.
Sia schob den Handschuh einen Fingerbreit nach unten und blickte auf die Armbanduhr. »Noch fünfzehn Minuten«, sagte sie zu Jochen, ihrem Kollegen.
    Sie standen an der Treppe, die hinunter in den Innenhof der Moritzbastei führte, und passten gemeinsam auf, dass nur halbwegs nüchterne und friedlich wirkende Besucher in das unterirdische Backsteingemäuer gelangten.
    Die alten Gewölbe waren als Einziges von der Festung übrig geblieben. Die Gastronomie hatte Einzug gehalten und die verwinkelten Räume mit ihren urigen Verbindungsgängen zu einem äußerst beliebten Platz gemacht. Alle möglichen Veranstaltungen fanden darin statt. Dass die Anlage einst der Verteidigung hatte dienen sollen, war in Vergessenheit geraten. Niemand, der sich auf den Tanzflächen dem Takt der Musik hingab oder biertrinkend in einer Nische saß, dachte an Belagerungen, an Krieg und Tod.
    So ändern sich die Zeiten.
Sia hatte sowohl den Zeiten als auch den Menschen beim Ändern zugeschaut.
    Der heftige Wind rüttelte an den Verkehrsschildern, die einige Meter entfernt standen. Plastikplanen an den Gerüsten der nahen Baustelle flatterten laut, krachend fiel eine Signalbarke um.
    Muss es so kalt sein?
Der Heizpilz, unter dem sie standen, spendete zischelnd und fauchend ein Quentchen Wärme. Sia schaute nach oben. Das Metall um die unzähligen Gasflämmchen glühte.
Man könnte meinen, dass sie aufgeben wollen.
    »Du kannst gehen«, bot Jochen ihr an. »Da kommt heute niemand mehr, der Stress macht.« Er nickte wie zum Beweis die leer gefegte Straße hinab, in der nur zwei einsame Taxen auf Gäste lauerten.
    Sia fröstelte bei der Vorstellung, mit dem Motorrad nach Hause fahren zu müssen.
Am besten so langsam wie möglich
. Die hohe Geschwindigkeit, die ihre ungedrosselte Hayabusa erreichen konnte, brachte gegen Kälte rein gar nichts.
Schleichen ist angesagt. »
Ich bleibe, Jochen. Man weiß nie.« Sie steckte die Hände in die Taschen ihres schwarzen Ledermantels. »Vielleicht wird es noch wärmer.«
    »Du und dein Motorrad. Nimm bei dem Wetter doch
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