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Josepsson, Aevar Örn

Josepsson, Aevar Örn

Titel: Josepsson, Aevar Örn
Autoren: Wer ohne Sünde ist
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Geständnis abgelegt, aber Stefán und seine Kollegen glaubten zu wissen, dass Lalli und auch Ási da im allernächsten Umfeld gewesen waren.
    Es gab aber noch mehr Personen, die Stefán in Verdacht hatte, dass sie Lalli Fett jeden Gefallen tun würden, um dadurch in der Hackordnung aufzusteigen, wenn sie wieder auf freiem Fuß waren. Und unter ihnen waren einige, die vor nichts zurückschreckten. Falls etwas so schieflaufen würde, dass sie geschnappt wurden, konnten sie auf jeden Fall davon ausgehen, dass Lalli ihnen den Aufenthalt im Knast erträglicher machen würde.
    Stefán zweifelte keine Sekunde daran, dass Lalli Fett hier die Fäden gezogen hatte. Ási wäre nie und nimmer hier an diesem Ort zu Tode gekommen, es sei denn mit Wissen und auf Geheiß von Lalli, etwas anderes war völlig undenkbar. Aber Stefán wusste ganz genau, dass es ebenso sonnenklar wie aussichtslos war, das zu beweisen, selbst wenn Ásis Mörder wider Erwarten so ungeschickt und sorglos gewesen wäre, irgendwelche Spuren zu hinterlassen, die auf ihn deuteten. Alle, die für Lalli arbeiteten, besaßen Verstand genug, darüber Stillschweigen zu bewahren. Die Wenigen, die so unvernünftig gewesen waren, das nicht zu tun, waren entweder tot, verschollen oder verstümmelt, soweit Stefán wusste.
    Und jetzt war also auch Ási Stero tot. Nicht, dass Stefán dem Mann sonderlich nachtrauerte. In Anbetracht dessen, was er über ihn zu wissen glaubte, war es alles andere als ein Verlust für die Menschheit. Nichtsdestotrotz drängte sich die Frage auf: Was hatte Ási sich zuschulden kommen lassen, um so enden zu müssen?
    In Fortsetzung dieser Frage stellte sich die nächste: Hatte der Mann irgendwelche Angehörigen? Hatte er eine Frau, Eltern, Kinder, Geschwister, alte Freunde und Bekannte? Würde irgendjemand wegen Ási heute Abend Tränen vergießen?
    Stefán schüttelte genervt den Kopf. Dann zog er sein Handy aus der Tasche und rief Ragnhildur an.
    »Ich weiß noch nicht, wann ich heut Abend nach Hause komme«, sagte er nach einem kurzen, aber anregenden Austausch über Belanglosigkeiten. »Ich weiß noch nicht einmal, ob ich heute überhaupt nach Hause komme. Aber sobald ich Genaueres weiß, melde ich mich …«
    *
    »Später am Abend, vielleicht so gegen Mitternacht oder so was«, fuhr Úlfur fort, dem das Wasser anscheinend gut getan hatte, »da war ich dann schon echt knülle, und außerdem war ich total sauer wegen Tinna. Ich hatte mit ihr telefoniert, aber sie machte weiter mit ihren dämlichen Zicken. Deswegen bin ich dann noch mal rüber zu Ólafur. Nein, ich meine, ich wollte noch mal rüber zu ihm. Es muss so gegen zwölf gewesen sein, ich hatte mir Alarmstufe: Rot mit Steven Seagal reingezogen, ein Superfilm, sogar mit Oscar-Nominierungen. Also und dabei war natürlich auch die Pulle leer geworden, und außerdem hatte ich mit Tinna telefoniert, damit sind bestimmt zwei, drei Stunden draufgegangen. Als ich da auf den Flur kam, um bei Ólafur mehr Schnaps zu schnorren, da seh ich auf einmal den Jesusmeister, der den Ólafur umgekrempelt hat, und der marschiert bei ihm zur Tür herein. Also da bin ich …«
    »Meister Magnús?«, warf Árni unwillkürlich ein.
    »Genau, Meister Magnús. Und deswegen wollte ich lieber abwarten, versteht ihr. Hab nur ab und zu durch den Spion geguckt, um zu sehen, was da ablief. Ich war in der Küche, als ich seine Wohnungstür höre. Oder sagen wir mal, ich höre irgendeine Tür und werfe einen Blick auf den Flur, und der Jesustyp macht sich vom Acker, er steht vor dem Aufzug und wartet, dass er hochkommt. Deswegen hab ich dann noch mal ein bisschen gewartet, ich wollte erst rüber zu Ólafur, wenn er wirklich weg war. Dann musste ich aber auf einmal pissen, also ja, Entschuldigung. Ich bin aufs Klo, und danach mach ich die Tür auf, aber da standen dann schon wieder irgendwelche Typen vor der Tür, eine alte Tussi und so ein schmächtiges Kerlchen, und Ólafur lässt sie zu sich rein. Also setz ich mich erst mal wieder und fang noch mal von vorne mit Alarmstufe: Rot an, ich meine, das ist ja wirklich ein Spitzenfilm.« Úlfur verstummte, als geklopft wurde und eine streng dreinblickende Krankenschwester hereinmarschiert kam.
    »Ihr müsst jetzt eine Pause machen«, sagte sie, »es reicht ja wohl erst einmal.«
    »Aber …«, widersprachen alle, doch die Krankenschwester ließ sich nicht beirren. »Kein Aber. Ich habe klare ärztliche Anweisungen. Ich muss Úlfurs Zustand überprüfen, und er braucht ein
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