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John Wells Bd. 1 - Kurier des Todes

John Wells Bd. 1 - Kurier des Todes

Titel: John Wells Bd. 1 - Kurier des Todes
Autoren: Alex Berenson
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möglichen Bioterrorzone erklärt und das Gebäude unter Quarantäne gestellt. Niemand durfte es betreten oder verlassen. Auch die Ärzte, die die Frau aus dem Gang operierten, wurden gewarnt. Sofort wurden ihr und dem namenlosen Mann, der in Apartment 3C festgenommen worden war, Blutproben abgenommen. Die Polizei schickte einen Bericht an das FBI, die JTTF und das Weiße Haus. Da begriff Joe Swygert, der Offizier vom Dienst in Langley, dass er augenblicklich Vinny Duto ausfindig machen musste, um ihm zu sagen, dass ein Mann namens John Wells angerufen hatte.
    In wenigen Minuten fügte die JTTF die einzelnen Bruchstücke zusammen und erkannte, was auf den Straßen von New York bevorstand. Um 7:41 Uhr gab sie eine polizeiliche Suchmeldung an alle diensthabenden New Yorker Polizisten und FBI-Agenten aus, die darüber informierte, dass nach konkreten Hinweisen ein Terroranschlag mit einer vermutlich verstrahlten – sprich schmutzigen – Bombe unmittelbar bevorstünde. Die genaue Liefermethode der Bombe sei unbekannt, aber gelbe Taxis, Ryder-Trucks und Frachtwägen sollten als besonders gefährlich betrachtet werden. Der Bombenleger sei ebenfalls unbekannt, könnte jedoch den Namen Omar Khadri verwenden.
    Eine getrennte Suchmeldung wurde für John Wells ausgegeben – weiß, männlich, Amerikaner, einen Meter achtundachtzig groß, etwa neunzig Kilogramm, dunkle Augen und Haare –, als Zeuge eines sechsfachen Mordes in der Bronx
an diesem Morgen. Hastig suchte man in Langley nach einem Foto von Wells, um es an die Polizei und Fernsehsender weiterzugeben. Die Suchmeldung warnte die Beamten, dass Wells bewaffnet und gefährlich sein könne und dass er möglicherweise mit dem Pest-Virus infiziert sei.
    Augenblicklich gab der Präsident höchste Alarmstufe für das Verteidigungszentrum für biologische Kriegsführung der Army und die geheimen Spezialteams, die sich mit atomaren und radiologischen Anschlägen auf amerikanischem Boden befassten. Der Pressedienst des Weißen Hauses rief die Fernsehstationen an und ersuchte um einen Termin um 8:30 Uhr, um eine Ankündigung von höchster nationaler Bedeutung zu machen.
    Trotz all dieser Aktivitäten gab es drei Probleme:
    Niemand besaß ein Foto von Khadri.
    Niemand wusste, was ›der Gelbe‹ war.
    Und es war ohnehin zu spät.
     
    Um 7:43 Uhr lenkte Khadri den Gelben von der Central Park South in die 7th Avenue. Obwohl der Verkehr nur langsam vorankam, würde ihn selbst der hartnäckigste New Yorker Stau nicht davon abhalten, sein Ziel zu erreichen. Durch die hohen rechteckigen Fenster seines Fahrzeugs sah Khadri, wie sich die Ungläubigen auf dem Weg in ihre Büros auf den Bürgersteigen drängten, um ihre Geldbörsen weiter aufzufetten.
    Wenn sie wüssten, welches Schicksal sie erwartete – das Feuer, die Asche, der tödliche Rauch –, dann würden sie nicht so eifrig danach streben, noch reicher zu werden. Aber für sie war es zu spät. Er warf erst einen Blick über die Schulter zurück und dann zu dem Zünder, der unter seinen Füßen verborgen war, damit ihn niemand sah. Diese Menschen
würden auf Allahs Gnade hoffen müssen, denn von ihm hatten sie keine zu erwarten.
    Als die Ampel an der 85th Street auf Grün wechselte, stieg Khadri vorsichtig aufs Gas. Der Gelbe rollte los.
     
    Wells lehnte sich an die Westseite des TKTS-Kiosks, der auf der Verkehrsinsel an der Nordseite des Times Squares aufgestellt war, auf der 47th Street zwischen 7th Avenue und Broadway. Nachmittags verkaufte man an diesem Kiosk Broadway-Tickets an Touristen, aber am Morgen war er geschlossen und damit der einzige leere Fleck in dem Menschenstrom, der sich zwischen der 47th und 42th Street erstreckte. Anstatt gegen die Menschenmassen anzukämpfen, würde Wells seine Kräfte schonen und an diesem Kiosk warten, von wo aus er alle Fahrzeuge überblicken konnte, die in südlicher Richtung vom Broadway und der 7th Avenue in den Times Square einfuhren.
    Er wusste, dass er nicht mehr lang auf der Straße bleiben würde, und das nicht wegen der Pest in seinem Körper, sondern weil in den letzten fünf Minuten rund um ihn immer mehr heulende Sirenen von Polizeistreifen zu hören waren. Während Wells zusah, zogen zwei Cops ihre Pistolen und befahlen dem Fahrer eines Taxis auszusteigen, der vor dem Büro von Morgan Stanley an der Ecke von 47th Street und Broadway in zweiter Spur geparkt hatte. Die Nachricht war verbreitet. Bald schon würde er nicht mehr wichtig sein. Aber noch war es nicht so weit.
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