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John Sinclair - 0977 - Liliths grausame Falle (2 of 2)

John Sinclair - 0977 - Liliths grausame Falle (2 of 2)

Titel: John Sinclair - 0977 - Liliths grausame Falle (2 of 2)
Autoren: Jason Dark
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den Fingern. Das Zeichen galt der Barfrau. Erst jetzt schälte sich eine weitere Person in den Blickwinkel der Detektivin. Sie hatte die übrigen Gäste vergessen. Sie waren wie Geister in den Hintergrund eingetaucht, aus dem sie sich jetzt allmählich lösten. Zumindest eine von ihnen.
    Die Barfrau war eine Asiatin. Sie trug eine schwarze Samtjacke und darunter nichts.
    »Gib ihr einen Drink!« sagte Coco im Befehlston.
    »Ja.«
    Jane hatte weiche Knie bekommen. Sie klammerte sich am Handlauf fest. Ihren Blick hatte sie gegen die Oberfläche der blank polierten Theke gerichtet, und erst als Coco sie leicht anhob, da wußte Jane, daß sie auch auf einem Hocker einen Platz finden konnte.
    Dort blieb sie sitzen. Schweißgebadet. Schwer atmend. Etwas war mit ihr geschehen. Sie spürte die Unruhe in sich, das heftige Rumoren. In dieser Situation kam sie sich vor wie jemand, der in zwei Welten zugleich lebt.
    Auf der einen Seite war es die normale Umgebung der Hexen-Disco, die sie umgab, auf der anderen spürte sie die innere Unruhe, die nicht- durch sie persönlich entstanden war. Jemand anderer trug dafür die Verantwortung. Ein mächtiger Geist aus der Urzeit, die die unendlich langen Äonen überlebt hatte.
    Wieder tauchte die Bedienung vor ihr auf, als hätte sie einen Nebel verlassen. Sie reichte Jane ein mit einer gelbroten Flüssigkeit gefülltes Glas. Es hatte die Form eines Kelches.
    »Trink es, Jane!« forderte Coco sie auf. Dabei deutete sie auf das vor Jane abgestellte Glas.
    »Ja, aber …«
    »Es ist gut gegen deinen Durst.«
    Jane wollte, nur der Weg war zu weit. Sie konnte die Schwelle nicht überspringen, weil sie sich einfach zu matt fühlte. Da mußte sie schon beide Hände zu Hilfe nehmen, um das Glas zu umfassen.
    Jane führte es an die Lippen. Sie trank. Dabei hörte sie sich selbst schlürfen. Das kalte Zeug tat ihr gut. Jane schloß die Augen, während sie das Glas einfach nicht absetzen wollte oder konnte; es schien an den Lippen festzukleben. Sie schaffte es tatsächlich, den Kelch bis auf den letzten Rest zu leeren und ihn erst dann abzusetzen.
    Coco saß rechts von ihr. Sie hatte sich nach links gedreht, um Jane anzuschauen. »Nun, wie geht es dir?«
    »Ich weiß noch nicht«, flüsterte sie.
    »Es hat dich erfrischt.«
    »Das stimmt.«
    Coco lächelte breit und wissend. Das Weiße in ihren Augen schien noch heller geworden zu sein, und so wirkten die Pupillen noch düsterer. »Es ist unser Getränk. Es macht uns high, es gibt uns Kraft, und es sorgt dafür, daß wir uns öffnen können.«
    »Öffnen?« wiederholte Jane.
    »Ja, öffnen. Anderen Welten gegenüber. Nicht mehr verstockt sein. Wer dieses Getränk zu sich genommen hat, der wird die große Lilith mit anderen Augen sehen.«
    Jane schwieg. Sie spürte die Wirkung. Ihr war nicht besser geworden, sondern anders. Noch immer klammerte sie sich am Handlauf fest, um ihren Schwindel auszugleichen. Sie kam mit sich selbst nicht mehr zurecht. Hier hatte eine andere Kraft das Kommando übernommen. Jane wußte auch, welche. Nur versuchte sie, nicht darüber nachzudenken. Sie war nicht gekommen, um in den Bann der Dämonin zu geraten. Sie hatte sie bekämpfen wollen, um auf diesem Weg zu einer gewissen Charlotte zu gelangen. Das war ihr nicht gelungen. Jane sah ihre Lage richtig. Sie war eine Gefangene ihrer Umgebung.
    Ich will weg! hämmerten ihre Gedanken. Ich kann nicht länger hier sitzen blieben und …
    Sie schaffte die Konzentration nicht. Und auch ihr Freund John Sinclair war nicht mehr als eine flüchtige Erinnerung. Sie hätte ihn gern an ihrer Seite gewußt. Er wäre der Richtige gewesen, um sie aus dieser vertrackten Lage herauszuholen. Nur war er soweit weg. Man würde sie nicht gehen lassen.
    Janes Kopf war schwer, sehr schwer. Obwohl sie sich festklammerte, schwankte sie auf dem Hocker. Das genossene Getränk wühlte in ihrem Körper. Es durchlief sie heiß und kalt zugleich. Ich hätte fragen sollen, was es gewesen ist, dachte Jane.
    Zugleich gab sie sich die Antwort. Sie glaubte nämlich nicht, daß ihr Coco die Wahrheit erzählt hatte.
    So mußte sie damit leben.
    Leben?
    Wie lange noch? Wie lange würde sie in ihrer normalen Umgebung existieren können? Dieser verdammte Hexenbann hatte voll und ganz zugeschlagen.
    Die dunkelhäutige Lilith-Dienerin saß noch immer neben ihr. Sie war größer als Jane, auch in dieser sitzenden Haltung wurde die Detektivin von ihr überragt. Auch hatte sie die Neue nicht aus den Augen gelassen
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