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John Sincalir - 0971 - Ein Galgen für Morgana (3 of 3)

John Sincalir - 0971 - Ein Galgen für Morgana (3 of 3)

Titel: John Sincalir - 0971 - Ein Galgen für Morgana (3 of 3)
Autoren: Jason Dark
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mich an. Ich behielt die Nerven und schaute zurück.
    Kalte Augen. Raubtieraugen. Gelblich schimmernd, mit leicht angedunkelten Pupillen. Ein böser, ein gnadenloser Blick, der mich sezieren wollte.
    Morgana hatte keinen Mund mehr. Aus den Lippen war die perfekte und weit nach vorn geschobene Wolfsschnauze geworden. Leicht aufgeklappt sorgte sie dafür, daß ich die Reihen in den beiden verschiedenen Kieferhälften blinken sah.
    So wirkte eine Bestie, wenn sie dicht davorstand, ein Opfer zu reißen.
    Fellbedeckte Pranken mit langen, leicht gekrümmten Krallen hatten die Hände ersetzt.
    Sie war die Werwölfin, ich der Mensch und damit ein Opfer. Ob sie sich noch an ihren menschlichen Zustand als Morgana Layton erinnerte, wußte ich nicht. Deshalb war ich auf Nummer Sicher gegangen und hatte meine mit Silberkugeln geladene Beretta gezogen. Die Mündung der Waffe wies direkt auf ihren Kopf.
    »Du weißt Bescheid, Morgana!« flüsterte ich. »Eine Kugel kann deine Existenz vernichten.«
    Eine Antwort konnte sie mir nicht mehr geben. Zumindest keine normale, denn ihre menschliche Sprache hatte sie verloren. Ich setzte aber darauf, daß sie noch über einen Restverstand verfügte.
    Sie schwieg mich an. Nur hin und wieder schossen hechelnde Laute aus ihrem Rachen. Ich hoffte nicht, daß sie so dicht vor dem Ziel abdrehen und wieder zurücklaufen würde, was sie dann auch nicht tat, denn sie drehte sich um, als wäre ich plötzlich uninteressant geworden, und sie hatte auch keine Scheu, mir ihren Rücken zu zeigen, wo das Fell ebenfalls eine dichte Schicht bildete.
    Mit rollenden, geschmeidigen und durchaus schwungvollen Bewegungen ging sie weiter. Wie jemand, der es kaum erwarten kann, sein Ziel zu erreichen. Furcht spürte Morgana Layton nicht. Sie folgte einem geheimnisvollen Ruf.
    Ich ließ sie gehen, denn ich selbst blieb noch stehen und drehte mich um.
    Es war der Waldrand, der meinen Blick wieder anzog. Inzwischen gab es die Dämmerung nicht mehr, denn die Finsternis der Nacht war über diese Gegend Herr geworden. Und in diesem dunklen Wald bewegte sich etwas. Eine Täuschung war es nicht. Zuerst sah ich einen breiten Fleck, der sich vor meinen Augen aufzulösen schien.
    So ähnlich war es auch, denn von seinen Rändern weg lösten sich kleinere Schatteninseln und huschten in eine bestimmte Richtung. Sie wollten zu uns.
    Die Schatten sahen aus wie Hunde – noch. Daran aber glaubte ich auf keinen Fall, denn wenn jemand in dieser Gegend erschien, waren es bestimmt keine Hunde, sondern andere Wesen.
    Wölfe!
    Tiere oder Bestien, die ihrer Königin zu Hilfe eilen wollten. Davon hatte mir Morgana natürlich nichts erzählt, und ich würde mich damit abfinden müssen.
    Sehr weit war der Waldrand nicht entfernt. Zumindest nicht für die Wölfe. Dank ihrer kraftvollen Bewegungen würden sie es schaffen, die Entfernung blitzschnell zu verkürzen.
    Ich zählte halblaut mit.
    Fünf Wölfe waren es, die so etwas wie eine Formation bildeten und sich auf dem Weg zu ihrem Ziel durch nichts aufhalten lassen würden. Sie kamen näher, die Distanz zwischen ihnen und uns schrumpfte rasch. Bisher hatte ich sie nur gesehen, jetzt waren sie auch zu hören, wie sie den Hang hinaufrannten.
    Aus ihren Mündern floß der heftige Atem. Sie hämmerten mit ihren Pfoten auf den Boden. Sie stießen sich immer wieder ab, um mit kraftvollen Sprüngen so rasch wie möglich unsere Nähe zu erreichen.
    Ich warf Morgana einen prüfenden Blick zu.
    Sie bewegte sich keinen Schritt weiter. Sie stand da und wartete tatsächlich wie eine Königin auf ihre Untertanen. Ja, sie war die Königin der Wölfe. Das demonstrierte sie in diesen langen Augenblicken überdeutlich. Sie streckte der herannahenden Meute beide Arme entgegen, als wollte sie jeden Wolf einzeln auffangen.
    Als ich diese Pose sah, atmete ich auf. Sie bewies mir, daß die Wölfe kein Interesse daran hatten, mich als Ziel anzusehen. Sie waren einzig und allein auf ihre Königin fixiert.
    Sie sprangen schnell. Ihre Pfoten hämmerten mit dumpf klingenden Geräuschen auf den Grasboden.
    Die Echos hörte ich deutlich und glaubte auch, unter meinen Füßen das leichte Vibrieren zu spüren.
    Schatten in der Nacht!
    So kamen sie mir vor, als sie den Hang hochjagten. Da sie ständig ihre Köpfe bewegten, tanzten auch ihre Augen, und es sah so aus, als würden sich funkelnde Steine bewegen.
    Einer war ganz besonders schnell. Er hatte die Meute um zwei, drei Längen hinter sich gelassen und seine Königin
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