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Joe Kurtz 01 - Eiskalt erwischt

Joe Kurtz 01 - Eiskalt erwischt

Titel: Joe Kurtz 01 - Eiskalt erwischt
Autoren: Dan Simmons
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näher, blickte auf den zuckenden Charles hinunter und feuerte eine weitere Kugel in den Schädel des Angeschossenen.
    Leonard Miles zuckte zusammen.
    Der Däne wies mit einem behandschuhten Finger auf Miles leeren Stuhl. »Setzen Sie sich bitte!«
    Miles folgte seiner Aufforderung.
    Kurtz hockte noch genauso da wie vorher – die Füße flach auf dem Boden, die Hände auf den Schenkeln. Don Farino hielt sich die Brust, lächelte aber. Sophia Farino hatte die Beine auf den Stuhl hochgezogen und saß da, als würde gerade eine Maus durch den Raum laufen.
    Der Däne trug einen karierten braunen Wollmantel, einen Tirolerhut und eine dunkle Sonnenbrille. Der Schnurrbart fehlte. Er ging durch den Raum und stellte sich einen Schritt nach hinten versetzt neben Don Farino. Die halbautomatische Neun-Millimeter-Beretta war nicht spezifisch auf jemanden gerichtet, deutete aber in die allgemeine Richtung von Leonard Miles.
    »Ich danke Ihnen, mein Freund«, sagte Don Farino.
    Der Däne nickte.
    Der Don wandte sich mit schwerem Blick an Miles. »Ist meine Tochter in diese Sache verwickelt? War sie diejenige, die die Anweisungen gegeben hat?«
    Miles Lippen waren blutleer und zitterten. Kurtz sah, wie sich das gelbe Seidenpolster auf dem Sitz seines Stuhles dunkel verfärbte, als der Anwalt sich in die Hose pinkelte.
    »Rede!«, donnerte Don Farino. Sein Ausbruch war so laut und heftig, dass sogar Kurtz leicht zusammenzuckte.
    »Sie hat mich dazu gezwungen, Don Farino«, stammelte Miles. »Sie hat mich bedroht, hat gedroht, mich zu töten, meinen Liebhaber zu töten. Sie ...« Er verstummte augenblicklich, als Don Farino eine ungeduldige Handbewegung machte.
    Der Don sah seine Tochter an. »Du hast den Triaden Waffen verkauft und diese neuen Drogen in unser Territorium gebracht?«
    Sophia sah ihn ruhig an.
    »Antworte mir, du miese Putana!«, brüllte der Don. Sein Gesicht war vor Wut ganz fleckig.
    Sophia schwieg.
    »Ich schwöre Ihnen, Don Farino«, wimmerte Miles, »ich wollte damit nichts zu tun haben. Sophia war diejenige, die Stephen ans Messer lieferte. Sie war es auch, die anordnete, dass Richardson sterben muss. Sie war ...«
    Der Don ließ seine Tochter nicht einen Sekundenbruchteil aus den Augen. »Du bist diejenige, die Stephen verraten hat?«
    »Natürlich«, sagte Sophia. »Stevie ist eine Schwuchtel und ein Junkie, Papa. Er hätte die Familie mit in den Abgrund gerissen.«
    Don Farino umklammerte die Räder seines Rollstuhls so fest, dass die Knöchel weiß hervortraten. »Sophia ... das hätte alles dir gehört. Du wärst meine Erbin gewesen.«
    Sophia warf den Kopf in den Nacken und lachte lauthals. »Alles, Papa? Was ist denn alles? Unser Klan ist ein Witz. Seine Macht ist erloschen. Seine Mitglieder sind in alle Winde zerstreut. Ich hätte nichts gehabt. Ich bin nur eine Frau. Aber ich wollte ein Don sein.«
    Don Farino schüttelte traurig den Kopf.
    Leonard Miles nutzte die Gelegenheit, um aufzuspringen und einen Fluchtversuch zu wagen. Er sprang über die Leiche von William hinweg und stürzte zur Tür.
    Ohne die Beretta zu heben, schoss ihm der Däne in den Hinterkopf.
    Don Farino hatte nicht einmal aufgesehen. Er sagte müde: »Du kennst den Preis für einen solchen Verrat, Sophia.«
    »Ich war auf der Uni, Papa.« Sie saß immer noch auf ihren Beinen wie ein kleines Kind. »Ich habe Machiavelli gelesen. Wenn du versuchst, den Prinzen zu töten, darfst du nicht versagen.«
    Don Farino seufzte schwer. Der Däne schaute den alten Mann an und wartete auf seine Instruktionen. Don Farino nickte.
    Der Däne hob die Beretta, schwang den Lauf leicht zur Seite und schoss Don Farino den Hinterkopf weg.
    Der alte Mann wurde nach vorne aus dem Rollstuhl herausgeschleudert. Was von seinem Gesicht übrig war, knallte auf die Glasplatte des Couchtisches. Dann glitt sein Körper zur Seite auf den Teppich.
    Sophia wandte sich mit einer Miene voller Abscheu ab.
    Kurtz rührte sich nicht. Der Däne zielte jetzt mit der Beretta auf ihn. Kurtz wusste, dass es sich um ein Modell 8000 mit zehn Schuss im Magazin handelte. Drei waren noch übrig. Der Däne achtete auf reichlich professionelle Distanz zwischen ihnen. Kurtz konnte natürlich versuchen, sich auf ihn zu stürzen, aber der Däne hätte bereits alle drei Kugeln auf ihn abgefeuert, bevor Kurtz auch nur vom Sofa hochgekommen war.
    »Joe, Joe, Joe«, sagte Sophia. »Warum musstest du nur alles ruinieren?«
    Auf diese Frage hatte Kurtz keine Antwort parat.

KAPITEL 39
    In dem
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