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Job Future - Future Jobs

Job Future - Future Jobs

Titel: Job Future - Future Jobs
Autoren: Lynda Gratton
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»führt zu Feigheit, wo Courage entscheidend ist, oder zu Vermessenheit, wo Zurückhaltung gebraucht wird«. 26 Wie Koestenbaum es fasst:
    Wer behauptet, er »habe keine Wahl«, und dies auch so meint, hat beschlossen, unsere menschliche Natur zu verleugnen. Mit diesem Satz haben wir uns frei entschieden, aus der Menschheit aus- und ins Tierreich oder ins technische Reich der Apparate oder der Elektronik einzutreten. 27
    Natürlich sind wir bei der Nutzung unserer Wahlmöglichkeiten auf bestehende Alternativen festgelegt. Briana verfügt über andere Alternativen als Rohan, der im ländlichen Indien geboren ist, oder als jemand, der 2020 in einem wohlhabenden Vorort von Boston aufwuchs. Aber bei der Gestaltung ihres Arbeitslebens sind alle mit derselben Herausforderung konfrontiert: Sie müssen zwischen ihrem freien Willen (was in ihrer Macht steht) und der objektiven Realität (was sie nicht vermögen) unterscheiden und die Verantwortung ihres freien Willens und die Unvermeidlichkeit dessen akzeptieren, was sie nicht verändern können.
Unsere Zukunft erfinden
    Wenn wir über die dritte Neuorientierung nachdenken, stellt sich uns die Frage, wie wir unsere Zukunft erfinden können. In der Vergangenheit wurden viele Entscheidungen zu unserer Arbeit und Zukunft von den Unternehmen getroffen, für die wir arbeiteten. Aber wo Hierarchien und Kommandostrukturen, die Entscheidungswege von oben und der unflexible Umgang mit Mitarbeitern verschwinden, tun sich breitete Wahlmöglichkeiten auf. Wenn wir wählen und unsere Zukunft erfinden, werden wir mit Dilemmas, Ängsten und Schuldgefühlen konfrontiert. Sich deshalb vor Entscheidungen zu drücken, ist indes keine Option. Wie sehen angesichts einer immer breiteren Auswahl kluge Entscheidungen für die Zukunft aus? Dazu gebe ich zwei Prognosen ab: Erstens wird unsere Zukunft immer stärker eher durch unsere individuellen und einzigartigen Bestrebungen, Bedürfnisse und Fähigkeiten als durch Festlegungen unserer Arbeitgeber bestimmt werden. Und zweitens wird sich beim Deal um Arbeit der Schwerpunkt weg von Geld und Konsum hin zu Erfahrungen verlagern.
Eine Zukunft um das gestalten, was uns wichtig ist
    Was mir wichtig ist, ist Ihnen vielleicht unwichtig. Die Art Zukunft, die ich mir wünsche, wollen Sie möglicherweise nicht. Wir müssen alle eine eigene Zukunft der Arbeit gestalten. Diesen Gedanken habe ich bereits in meinem Buch The Democratic Enterprise von 2004 ausgeführt. 28 Ich vertrat darin die Ansicht, dass die Gestaltung der eigenen Arbeit immer stärker durch individuelle Entscheidungen geprägt werden wird. Als tragendes Konzept habe ich dabei – stark beeinflusst von den Gedanken des Philosophen David Held zum Wesen der Demokratie – den Begriff des Staatsbürgers verwendet. 29
    Das Buch ist nicht unbedingt zum perfekten Zeitpunkt erschienen. 2004 hielten die Konzernvorstände und Verwaltungsräte stur an ihrer Art Unternehmensführung fest – ganz im Sinne des traditionellen Beschäftigungsverhältnisses – und vertrauten fest darauf, dass sie wüssten, was für ihre Mitarbeiter das Beste sei. Auch waren viele Möglichkeiten wie Arbeiten im virtuellen Raum, Mikrounternehmertum oder Büroarbeit zu Hause beim damaligen Stand der Technik noch schwer umzusetzen. 2004 passte der Gedanke an die individuelle Wahl nicht so recht in den Zeitgeist. Die westliche Welt erlebte einen Wirtschaftsboom, der teilweise durch die Kostenvorteile in Indien und China befeuert wurde. Indien wurde zum Dienstleister für Abwicklungen und China zur Produktionsstätte für Unternehmen überall in den USA und Europa. Die Welt begann sich zu globalisieren, auch wenn der Westen seine feste privilegierte Position behielt. Die fünf Faktoren der Zukunft, die die Welt inzwischen so deutlich umstrukturieren, waren 2004 noch nicht voll zum Tragen gekommen. Kein Wunder, dass eine Diskussion über die Notwendigkeit, mehr Wahlmöglichkeiten und Sinn in die Arbeitswelt zu bringen, Unternehmen zu ermuntern, ihre Mitarbeiter als Individuen zu behandeln, und die Menschen zu ermutigen, mehr Verantwortung für sich selbst zu übernehmen, damals auf taube Ohren stieß. In dieser Übergangszeit stand Selbstreflexion noch nicht auf der Agenda.
    Vieles hat sich seither geändert. Die sich damals herauskristallisierenden fünf Faktoren der Zukunft rücken jetzt deutlich in den Blickpunkt. Die technische Entwicklung hat dafür gesorgt, dass die Mitarbeiter in den Unternehmen nicht mehr nur auf der
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