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Job Future - Future Jobs

Job Future - Future Jobs

Titel: Job Future - Future Jobs
Autoren: Lynda Gratton
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wachen Minute unseres Lebens. Aber viele von uns sind nicht darauf vorbereitet, ihre Wahlmöglichkeiten zu erkennen und die Konsequenzen ihrer Entscheidungen abzusehen.
    Der Philosoph Peter Koestenbaum und sein Kollege und Freund Peter Block haben sich mit dem Wesen unserer Entscheidungen eingehend auseinandergesetzt. 21 Sie sehen die Sache so: Wenn wir uns fragen, wie wir unser künftiges Arbeitsleben und faktisch auch die Institutionen für die nachfolgende Generation gestalten wollen, müssen wir verantwortliche Entscheidungen über unser Leben treffen. Einige von diesen werden Angst oder ein schlechtes Gewissen auslösen, weil sie eigene Erwartungen oder die anderer nicht erfüllen. Dabei ist allerdings wichtig, dass wir sie als Entscheidungen bewusst erkennen, in eine innere Debatte eintreten und die Paradoxe abwägen, die sie mit sich bringen. Koestenbaums und Blocks Botschaft lautet: Unser Arbeitsleben gewinnt nicht dadurch Sinn, Charakter und Struktur, dass wir unsere Entscheidungsmöglichkeiten verleugnen oder uns der Angst ergeben, sondern dadurch, dass wir gerade diese Gefühle erfahren. Wenn wir uns unseren Möglichkeiten verschließen, unsere Angst und ein schlechtes Gewissen unterdrücken und es versäumen, über die Paradoxe zu reden, geht uns ein Großteil des Reichtums unseres Arbeitslebens verloren. Sah die Abmachung des traditionellen Beschäftigungsverhältnisses vor, dass für uns entschieden wird, so lautet die Abmachung für die Zukunft nun, dass wir die Entscheidungen selbst treffen.
    Als wir im Forschungsverbund Future of Work über Zukunft redeten, stießen wir auf zahlreiche Paradoxe und Dilemmas bei den Wünschen zur künftigen Arbeit. Ein Dilemma beschrieb eine Teilnehmerin so:
    Ich glaube, dass die unteren Ebenen der maslowschen Bedürfnispyramide deshalb dominieren, weil Arbeitgeber keine anderen Mittel gefunden haben, ihre Mitarbeiter zu belohnen und ihnen Anerkennung zu geben. Für mich ist Geld (und damit mein Eigenheim oder Auto) zum Beispiel keine besonders gute Motivation für die Arbeit, aber mein Arbeitgeber hat die Entscheidung getroffen, meine Leistungen über die Bezahlung zu würdigen. Mir wäre etwas anderes lieber, aber es gibt keine andere Form der Anerkennung, also will ich auch wie alle um mich herum mehr Geld, weil ich das gleiche Maß an Anerkennung haben will. Ich akzeptiere mehr Geld stellvertretend für Anerkennung und wäre demotiviert, wenn meine Leistungen nicht wenigstens durch die Bezahlung gewürdigt würden. Aber dieses System der Anerkennung von Leistungen entspricht nicht meinen persönlichen Bedürfnissen.
    Die Mitarbeiterin spürt in sich neue Bedürfnisse, die der Arbeitgeber nicht befriedigt, weil er ihr nur durch Bezahlung Anerkennung spendet. Wenn sich die Schwerpunkte beim Deal um Arbeit weg von der Bezahlung und hin zur fruchtbaren Erfahrung verschieben, werden viele solche Dilemmas sichtbar werden. Die Herausforderung besteht darin, die verfügbaren Wahlmöglichkeiten zu erkennen und bereit zu sein, auch Besorgnisse und ein schlechtes Gewissen zu akzeptieren, die mit Entscheidungen verbunden sein können.
    Ich kann mir beispielsweise vorstellen, dass viele der Väter, die an der Konferenz für die Seniorgesellschafter teilnahmen, dieses Dilemma sehr gut kannten: Wenn sie sich Zeit für ihre Kinder nahmen, hatten sie Sorge, es könne auf Kosten ihres Aufstiegs und ihrer Gehaltsstufe gehen, und bei der Arbeit mit Kunden und Kollegen hatten sie ein schlechtes Gewissen wegen ihrer Kinder. Solche Entscheidungen sind keine Win-win-Situationen und werden es meiner Ansicht nach auch in Zukunft nicht werden. Und wie wir gesehen haben, werden die fünf zukunftsprägenden Faktoren für noch größere Wahlmöglichkeiten sorgen und damit auch mehr Gelegenheiten schaffen, sich zu sorgen und ein schlechtes Gewissen zu haben.
    Bei dieser Neuorientierung stoßen wir an eine Hürde, die sich bereits im Zusammenhang mit den Alltagsszenarien zur Vorgegebenen Zukunft und den in ihnen wirkenden Kräften gezeigt hat. Dabei geht es darum, wie sich die Rahmenbedingungen künftiger Arbeit verändern werden. Auch wenn andere – der Arbeitgeber, die Gesellschaft insgesamt oder unser unmittelbares Umfeld – unsere Wahlmöglichkeiten einschränken, besitzen wir eine Entscheidungsfreiheit, die über den Bereich Familie, unsere Kultur und unser organisatorisches Umfeld hinausgeht. Auch wenn unsere Entscheidungen zuweilen tatsächlich den äußeren Lebensumständen geschuldet
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