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Jinx und der magische Urwald (German Edition)

Jinx und der magische Urwald (German Edition)

Titel: Jinx und der magische Urwald (German Edition)
Autoren: Sage Blackwood
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»Wie die Katzen, nur dass er weniger Arbeit macht.«
    »Kinder sind keine Haustiere, Simon. Warum schläft er unterm Tisch? Du hast doch viele Zimmer in dieser Hütte.«
    »Ich hab ihm ja ein Zimmer gegeben – aber da will er einfach nicht schlafen. Unterm Tisch gefällt es ihm. Ich hab dort einen Katzenabwehrzauber für ihn ausgesprochen.«
    Es war Jinx schon aufgefallen, dass die Katzen nicht mehr über ihn hinwegstiegen und ihn weckten, aber er hatte nicht gewusst, dass es an einem Zauber lag.
    »Und überhaupt ist das meine Angelegenheit«, sagte Simon gereizt. »Ich dachte, wir hätten uns darauf geeinigt, dass meine Angelegenheiten mit deinen nichts zu tun haben.«
    Jetzt war das silbersüße Gefühl endgültig verflogen, und das freute Jinx nicht so sehr, wie er gedacht hätte.
    »Wenn du etwas Böses im Schilde führst, ist es sehr wohl meine Angelegenheit«, sagte die Frau.
    »
Wenn
ich etwas Böses im Schilde führen sollte, wirst du die Erste sein, die es erfährt. Jinx, aufstehen«, sagte Simon, ohne die Stimme im Geringsten zu erheben.
    Anscheinend wusste er, dass Jinx nicht schlief. Jinx befreite sich von den Decken und kroch unter dem Tisch hervor.
    Eine goldbraune Frau mit einem dunkelroten Gewand saß am Tisch und lächelte Jinx an. Sie hatte schwarz glänzendes, lockiges Haar und Augen wie der Nachthimmel – kurz bevor sie blinzelte, meinte Jinx in einem Auge sogar eine Sternschnuppe zu sehen. Ihre Nase war beeindruckend.
    »Das ist Jinx«, sagte Simon. »Wie du siehst, ist er wohlauf. Ich habe ihm nichts für irgendwelche Zaubereien abgeschnitten. Jinx, das ist Sophie. Meine Frau.«
    »Deine was?« Er war noch im Halbschlaf, sonst hätte er bestimmt etwas Höflicheres gesagt.
    »Meine Frau«, sagte Simon. Jinx sah die kleinen lila Blitze, die in seinem Innern zuckten – er lachte Jinx stumm aus. Das machte er oft.
    »Nein«, sagte Jinx.
    »Was
nein
?«, fragte Sophie. Sie lächelte immer noch und verströmte weiche grüne Freundlichkeit, die Jinx gefiel.
    »Er meint: Nein, du bist nicht meine Frau«, sagte Simon. »Setz dich, Jinx. Trink etwas Apfelsaft.«
    Jinx setzte sich und nahm den Becher Apfelsaft, den Simon ihm einschenkte, und eine Scheibe Kürbisbrot, die er in den Händen wendete. Monatelang hatte er Simons Haus und Lichtung gründlich erkundet, und er war überzeugt, dass ihm eine Ehefrau nicht entgangen wäre. Ehefrauen waren kaum zu übersehen. Damals auf seiner Lichtung war er ihnen möglichst aus dem Weg gegangen, wenn sie mit bergeweise nasser Wäsche, Wassereimern und Brennholz über die Lichtung preschten.
    »Ehefrauen tragen immer irgendetwas«, erklärte Jinx.
    »Meine Frau trägt alles in ihrem Kopf«, sagte Simon. »Sie ist eine berühmte und wichtige Gelehrte.«
    Sophie warf Simon einen verärgerten Blick zu. »Woher kommst du, Jinx?«, fragte sie.
    »Von der Lichtung«, sagte Jinx.
    »Und möchtest du dorthin zurück?«
    Jinx schaute zu Simon, um zu sehen, was die richtige Antwort auf diese Frage war. Simon stand auf und ging die Stufen hinunter, um das Feuer zu schüren. Jinx verstand die Botschaft – er musste die Antwort selbst finden.
    Er überlegte. Manchmal war er sehr einsam. Auf der Lichtung, die in seiner Erinnerung immer verschwommener wurde, waren ständig Leute um ihn herum gewesen. Eigentlich war man dort nie allein – schon gar nicht, wenn man am Fußende des Strohbetts mit den Käsefüßen der Stiefeltern im Gesicht schlafen musste. Hier hatte er sein eigenes Bett, ohne Babys mit durchnässten Windeln neben sich. Und den ganzen Winter genug zu essen. Und Simon, der fast nie richtig brüllte und ihn niemals schlug.
    Er hatte immer noch nicht herausgefunden, was Simon mit ihm vorhatte – aber vielleicht brauchte er ihn ja wirklich nur zum Arbeiten.
    Und Jinx hatte auch gar nicht mehr solche Angst wie früher. Natürlich war Simon unheimlich und die Hexen auch. Aber damals auf der Lichtung war
alles
unheimlich gewesen. Die Angst kroch die Wände der Hütten hinauf, und man fürchtete sich, auch wenn gar nichts Unheimliches zu sehen war. Alle hatten grundsätzlich immer Angst: vor dem Urwald und Monstern, dem Winter und dem Hunger, davor, was als Nächstes passieren könnte, und davor, dass möglicherweise nichts passierte. Jetzt, wo Jinx darüber nachdachte, wurde ihm bewusst, wie anstrengend es gewesen war.
    »Nein«, sagte er schließlich. »Ich will nicht zurück. Ich bin gern hier.«
    Simon stocherte immer noch im Feuer herum, aber Jinx konnte
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