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Jinx und der magische Urwald (German Edition)

Jinx und der magische Urwald (German Edition)

Titel: Jinx und der magische Urwald (German Edition)
Autoren: Sage Blackwood
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Winter über in der Erde bleiben!«
    »Tut mir leid«, sagte Jinx schnell.
    »Spar dir deine Entschuldigung«, sagte Simon mit zusammengebissenen Zähnen. »Hilf mir lieber, sie wieder einzupflanzen. Diese Sorte ist sehr selten – ich hatte Glück, dass sie mir gelungen sind.«
    Eine dunkellila Schlechte-Laune-Wolke umgab Simon und verdeckte das Sonnenlicht.
    Jinx hockte sich hin und setzte die Pflanzen vorsichtig wieder in die kalte, feuchte Erde. Die Finger taten ihm weh vor Kälte, Tropfen liefen ihm aus der Nase und fielen auf die Pflanzen, aber er arbeitete weiter und entschuldigte sich wieder und wieder bei Simon.
    »Du hast es bestimmt gut gemeint«, sagte Simon. »Du hast Mist gebaut, aber du hast es gut gemeint.«
    Zweierlei schätzte Jinx an Simon ganz besonders; erstens seine Kochkünste und zweitens, dass er ihn niemals schlug. Kein einziges Mal. Ganz gleich, was Jinx anstellte und wie orange gezackt oder dunkellila die Laune des Zauberers auch sein mochte. Das war für Jinx eine ganz neue Erfahrung.
     
    In der Spitze des Nordturms befand sich ein rundes Zimmer mit Steinmauern und einem großen dunklen Fenster. Hinter diesem Fenster schien es immer Nacht zu sein. Vor diesem Fenster stand ein Stuhl.
    An einem Wintertag, als die Küche mal wieder von Donna Glimmer eingenommen worden war, die viel zu viel kicherte, ging Jinx nach oben und setzte sich auf den Stuhl. Er betrachtete sein Spiegelbild im Fensterglas, einen dünnen Jungen mit schwarzen Haaren, dunklen Augen und gebräunter Haut.
    Auf einmal lichtete sich das Fenster – da war keine Nacht mehr. Jinx sah Simons Lichtung unten, wie sie hell in der Morgensonne leuchtete. Er sah die Spuren von Donna Glimmers Butterfass im Schnee. Hinter der Lichtung erhob sich der Urwald, hundert Meter hohe Bäume. Jinx konnte nur ein kleines Stück in das grüne Dunkel schauen.
    Doch plötzlich – mit einem Ruck – öffnete sich der Blick in den Wald hinein. Zweige sausten an Jinx vorbei, als ob er flöge. Er brauste so schnell durch den Wald, dass er jeden Moment damit rechnete, gegen einen Baum zu knallen. Dann flog er tiefer und jagte dicht über den Boden. Er sah gefrorene Spuren von Füßen, Hufen und Tatzen im Matsch. Gleich darauf ging es wieder nach oben, er schaute durch die Zweige auf eine Gruppe von Trollen hinab, die durch den Wald liefen. Dann waren die Trolle weg, und er beobachtete einen Werbären, der gerade auf einen Baum kletterte.
    Jetzt schwebte er über einer Lichtung und schaute auf ein Mädchen in seinem Alter. Sie war rot gekleidet und grub einen Garten für den Winter um. Er hätte ihr gern länger zugeschaut, aber er fegte schon wieder schwindelerregend schnell durch den Wald …
    »Miau!«
    Eine Katze sprang ihm auf den Schoß, und Jinx wurde auf einmal so schwindelig, dass er zu Boden fiel. Er war wieder im Turm. Mit wackligen Beinen stand er auf und sah Simon, der ihn anschaute.
    Der Zauberer machte eine Kopfbewegung zum Fenster. »Damit musst du aufpassen.«
    »Was ist das?«, fragte Jinx.
    »Das Fenster der Weitsicht.«
    »Wie funktioniert es?«
    »Du brauchst einen Zauber, um es zu beherrschen«, sagte Simon. »Wenn du jemand Bestimmten im Auge behalten willst, muss derjenige mit dem anderen Ende des Zaubers verbunden sein. Sonst entgleitet dir das Bild immer.«
    »Kann es mir meine Lichtung zeigen?«, fragte Jinx. Er hatte eigentlich kein Heimweh. Nicht so richtig. Er wollte nur mal gucken, was dort los war.
    »Wahrscheinlich, wenn es Lust hat.« Er klopfte an das Fenster, ganz so, als wäre es nichts Besonderes. »Es gehorcht seinen eigenen Regeln. Zeigt dir nur, was es will. Glaube ich.«
    »
Weißt
du das nicht?«, fragte Jinx.
    Simon funkelte ihn ärgerlich an. »Natürlich
weiß
ich es. Ich hab’s dir doch gerade gesagt.«

Fremde Füße
    D er Winter richtete sich zum Bleiben ein. Simon war viel unterwegs. Er reiste herum und ließ Jinx mit den Katzen allein. Oft kehrte er übellaunig zurück, und doch war das Leben besser, wenn er zu Hause war. Simon hatte zwar etwas Furchterregendes an sich, aber allmählich wurde es eine heimelige Furcht, die nach Wolle roch und auf ihre Weise so tröstlich war wie das Heulen eines Wintersturms.
    Jinx freute sich über die Stürme – sie versetzten Simon nämlich in Kochlaune. Simon konnte stundenlang kochen und backen – Pasteten, Brot, Honigkuchen, Suppe, Kompott und Bratäpfel –, und Jinx blieb in der Nähe, holte dies und das, räumte auf und fühlte sich geborgen in der
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