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Jim Knopf 02 - Jim Knopf und die Wilde 13

Jim Knopf 02 - Jim Knopf und die Wilde 13

Titel: Jim Knopf 02 - Jim Knopf und die Wilde 13
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hinaus, seinem Hause zu. Der Briefträger folgte ihm, drehte sich aber noch einmal um und rief zurück: »Übrigens - wegen des kleinen Unfalls, dass ich mit meinem Postschiff gegen die Landesgrenze gebumst bin, werde ich mich morgen früh bei König Alfons dem Viertel-vor-Zwölften entschuldigen.«
    Damit ging er in Herrn Ärmels Haus. Auch Lukas wünschte eine gute Nacht und stapfte, eine Rauchfahne hinter sich lassend, zu seiner Bahnstation hinüber, wo die kleine Molly neben der großen dicken Emma stand und friedlich schlief.
    Und bald darauf erloschen alle Lichter in den Fenstern der Häuser von Lummerland. Seine Bewohner schlummerten in ihren Betten, der Wind säuselte in den Bäumen und die großen und kleinen Wellen rauschten dazu an den Landesgrenzen.

ZWEITES KAPITEL
     
    in dem Jim einen Leuchtturm erfindet, der groß und klein zugleich ist
     
    Am nächsten Morgen war der Himmel noch immer trüb und bedeckt.
    Das Erste, woran Jim sich beim Aufwachen erinnerte, war ein seltsamer Traum, den er diese Nacht gehabt hatte. Er war unter einem hohen Baum gestanden, der ganz dürr und tot war. Es wuchsen keine Blätter auf ihm und auch die Rinde war abgefallen, sodass man das nackte, ausgetrocknete Holz sehen konnte. Der Stamm war zerborsten, als ob er von vielen Blitzen getroffen worden wäre. Ganz oben in der höchsten Krone des riesigen toten Baumes hockte auf einem Ast ein unheimlich großer Vogel, der sonderbar zerrupft und armselig wirkte. Der Vogel saß ganz still, aber aus seinen Augen rollten fortwährend riesige Tränen, so groß wie Fesselballons, und fielen herunter. Jim wollte eigentlich weglaufen, denn er hatte Angst, wenn die großen Tränen bei ihm unten ankommen würden, gäbe es eine Überschwemmung.
    Da rief der große Vogel: »Jim Knopf,
    bitte, lauf doch nicht weg!«
    Jim blieb verwundert stehen und fragte:
    »Woher kennst du mich, großer Vogel?«
    »Du bist doch mein Freund«, sagte der Vogel.
    »Was kann ich denn für dich tun, großer armer Vogel?«, fragte Jim.
    »Hilf mir von diesem schrecklichen toten Baum herunter, Jim«, antwortete der Vogel, »sonst muss ich hier umkommen. Ich bin so allein, so schrecklich allein.«
     

     
    »Kannst du denn nicht fliegen?«, rief Jim hinauf. »Du bist doch ein Vogel.« »Aber Jim, erkennst du mich denn nicht mehr?«, erwiderte der Vogel mit unendlich trauriger Stimme. »Wie soll ich denn fliegen können?«
    »Hör doch bitte auf zu weinen«, sagte Jim ganz unglücklich, »deine Tränen sind so schrecklich groß. Wenn sie mich treffen, werde ich ertrinken. Dann kann ich dir nicht mehr helfen.«
    »Ach, meine Tränen sind nicht größer als deine«, entgegnete der Vogel. »Schau doch nur einmal hin!«
    Nun hatte Jim aufmerksam eine herabfallende Träne verfolgt und dabei zu seiner Verwunderung gesehen, dass sie immer kleiner und kleiner wurde, je tiefer sie kam. Und als sie schließlich auf seine Hand fiel, spürte er sie kaum, ein so winziges Tröpfchen war sie geworden.
    »Wer bist du denn, großer Vogel?«, fragte Jim.
    Und der Vogel rief: »Aber so schau mich doch nur einmal richtig an!«
    Und nun kam es Jim plötzlich so vor, als ob er klarer sehen könnte, und da war der Vogel gar kein Vogel mehr, sondern Herr Tur Tur. Und dann war Jim aufgewacht.
    Der Traum ging ihm noch im Kopf herum, als er mit Frau Waas und der kleinen Prinzessin am Frühstückstisch saß.
    »Bist du mir noch bös wegen gestern?«, fragte die kleine Prinzessin endlich, denn es tat ihr schon leid, dass sie Jim geärgert hatte. »Gestern?«, antwortete Jim zerstreut. »Warum?«
    »Weil ich ›siehst du wohl‹ zu dir gesagt habe.«
    »Ach«, sagte Jim, »das macht nichts, Li Si.« Erst als Lukas herüberkam und sich erkundigte, ob sie auch alle gut geschlafen hätten, erzählte Jim seinen sonderbaren Traum. Als er damit fertig war, sagte Lukas eine ganze Weile gar nichts, sondern paffte nur dicke Rauchwolken.
    »Tja, der Scheinriese«, brummte er, »ich muss auch oft an ihn denken. Ohne ihn wären wir damals in der Wüste ›Das Ende der Welt‹ verloren gewesen.«
    »Wie es ihm wohl geht?«, murmelte Jim.
    »Wer weiß«, meinte Lukas, »wahrscheinlich wohnt er immer noch ganz einsam und allein bei seiner Oase.«
    Nachdem das Frühstück beendet war, räumte Frau Waas das Geschirr vom Tisch und die kleine Prinzessin half ihr beim Spülen und Abtrocknen, während Lukas und Jim sich daranmachten, die vielen Briefe zu beantworten. Lukas schrieb und Jim half, so gut er eben
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