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Jetzt tu ich erstmal nichts - und dann warte ich ab

Jetzt tu ich erstmal nichts - und dann warte ich ab

Titel: Jetzt tu ich erstmal nichts - und dann warte ich ab
Autoren: Malte Leyhausen
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zieret,
    Und dazu ward ihm der Verstand,
    Dass er im Herzen spüret,
    Was er vertagt hat mit der Hand.
    Lasst das Holz der Fichte liegen,
    Es muss noch trocknen über Nacht.
    Wir lassen lieber Drachen fliegen,
    Das Wetter hat ein Hoch gebracht.
    Auch vom Kupfer lasst die Finger,
    wir drehen heut ganz andre Dinger.
    Soll man doch beim Glockengießen
    Vorher noch den Tag genießen.
     
    Wenn’s später mal vom Turme bimmelt,
    werd ich dafür nicht angehimmelt.
    Warum soll ich mich jetzt schon plagen,
    Die Abgabe ist in acht Tagen.
    Weiße Blasen seh’ ich springen;
    Wohl! die Gesellen sind im Meer.
    Hör sie laute Lieder singen
    Wie Glockenklang, was will ich mehr.
    Denn nach dieser Feierstunde
    Begrüße ich den Feierabend.
    Sitz bald zu Haus, in froher Runde,
    Mich an Glocken-Nudeln labend.
    Die Jahre fliehen pfeilgeschwind,
    Wohl denen, die am Schieben sind.
     
    Jetzo mit der Kraft des Schiebens
    Werft die Glocke auf die Halde.
    Denn trotz allen Dreh’n und Biegens
    Kam sie zu spät und brach schon balde.
    Der Auftrag ging wohl in die Hose,
    Doch ich ahnte diese Chose.
    Sowahr das Schwein sein Schwänzchen ringelt,
    Hat’s in den Ohren mir geklingelt.
    Was lernen wir aus diesem Schocke?
    Wer aufschiebt, kriegt eins auf die Glocke!
     
    Beispiel 3: Wie könnte eine Hochzeit von zwei extremen Aufschiebern ablaufen?
     
    Die Kirche ist bis auf den letzten Platz gefüllt. Die Orgel spielt den Hochzeitsmarsch zum Einmarsch der Brautleute, aber keiner
marschiert ein. Der Pfarrer räuspert sich pikiert. Nach der sechsten Wiederholung hat der Organist keine Lust mehr und geht nach Hause.
    Unruhe bricht aus. Die ersten verlassen den Saal. Plötzlich sprintet das Brautpaar herein. Die Braut stolpert über ihre Schleppe und dreht im
Mittelgang ein paar Saltos. Der Bräutigam versucht ihr zu assistieren und erinnert dabei an einen glücklosen Zirkusdompteur. Als die beiden sich
gefangen haben, meldet sich die Braut zu Wort.
     
    Braut: Entschuldigung. Wir haben keinen Parkplatz gefunden.
    Bräutigam: Haben wir doch.
    Braut: Aber vor der falschen Kirche.
    Bräutigam: Die Adresse hast du ins Navi eingegeben.
    Braut: Was kann ich dafür, dass in deinem blöden Billig-Navi keine Hochzeiten vorinstalliert sind!
    Pfarrer: Wir warten schon fast eine Stunde. Ich schlage vor, wir lassen die Liturgie weg und konzentrieren uns nur auf die Trauungszeremonie.
    Bräutigam: Wie soll ich mich bei so einer Frau konzentrieren? Seit Wochen schiebt sie es vor sich her, sich mit unserem neuen Navi auseinanderzusetzen.
    Braut: Das schlägt dem Fass den Boden aus! Ich soll etwas vor mir her schieben? Das sagst du? Zu mir? Vor Zeugen? Im Beisein eines Pfarrers? Der Mister Aufschieberitis persönlich!
    Pfarrer: Also, wenn Sie sich das mit dem Heiraten noch einmal überlegen möchten …
    Bräutigam: Das könnte Ihnen so passen! Wir haben schon viel zu lange überlegt!
    Braut: DU hast viel zu lange überlegt! Das hat genau so lange gedauert wie deine Doktorarbeit!
    Szenenapplaus von IHRER Familie.
    Bräutigam: Danke für das Stichwort: Wann wird deine Diss eigentlich fertig!
    Szenenapplaus von SEINER Familie.
    Pfarrer: Ich frage Sie jetzt zum letzten Mal, möchten Sie jetzt die Trauung beginnen oder nicht.
    Braut: Ja, so wahr mir Gott helfe. (küsst ihn) War es das schon? Sind wir jetzt verheiratet?
    Bräutigam: Wir haben doch noch gar keine Ringe umgetauscht …
    Pfarrer: Getauscht!
    Bräutigam: … meine ich doch.
    Braut: Hast du das Klavier mitgenommen?
    Bräutigam: Was soll jetzt der Blödsinn? Warum sollte ich?
    Braut: Da liegen unsere Ringe drauf.
    Szenenapplaus von IHRER Seite.
    Bräutigam: Jetzt haben wir so lange mit dem Heiraten gewartet, da wird es ja wohl an ein paar ollen Ringen nicht scheitern.
    Braut: Du findest unsere Ringe also oll. Hättest ja mitkommen können beim Ringe kaufen. Aber du hattest ja nie Zeit, weil du den
halben Tag damit beschäftigt bist, irgendwelche Sachen zu suchen, die du auf einmal ganz dringend brauchst.
    Pfarrer: Dann tauschen Sie also keine Ringe. Ich fange jetzt einfach an.
    Szenenapplaus von BEIDEN Seiten.
    Pfarrer: Möchten Sie, Marianne Klotzbach, geborene Klotzbach, Ihren anwesenden Bräutigam, den Oberstudienrat Hans-Peter
Procrastinus Pechstein zu Ihrem angetrauten Ehemann nehmen; ihn lieben und schieben in guten wie in schlechten Tagen, so antworten Sie mit JA.
    Braut: JA.
    Bräutigam: Antworte bitte im ganzen Satz!
    Braut: JA, im ganzen Satz.
    Pfarrer: Möchten Sie, Herr Oberstudienrat, Deutsch
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