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JETLAG

JETLAG

Titel: JETLAG
Autoren: Scott Daniel Dupris
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und dabei mehr als nur leicht peinlich berührt dreht mir der Raumpfleger schnell seinen Rücken zu und will mein Zimmer sofort so schnell wie möglich wieder verlassen. »Man konnte vorher von unten aus sehen, dass die Balkontüre jetzt leicht offen steht, und wir dachten uns, Sie wären jetzt endlich aufgewacht. Ich habe dreimal geklopft.«
     
    Benommen und von meinem kurzen, flachen Schlaf in keinster Weise erholt ziehe ich schnell meine Hose wieder nach oben und blinzle hinauf. Es dauert eine Weile bis ich das Namensschild auf seinem Shirt mit dem Hotellogo klar erkennen kann: Matthew .
     
    »Schon gut«, sage ich. »… Matthew?! Du kannst jetzt ruhig mit deiner Arbeit hier anfangen. Wenn du jetzt nicht gekommen wärst, hätt’ ich doch glatt auch noch das Dinner voll verpennt.«
     
    »Danke Sir. Sehr freundlich von Ihnen Sir.«
     
    Während Matthew das Badezimmer putzt und mein Klo reinigt, hocke ich mich wieder vor die Glotze. Mein Gott, was haben die denn hier für ein komisches Fernsehprogramm? Dagegen ist ja selbst der Mist von Channel Four bei uns zuhause noch die reinste Hochkultur. Ich gieß mir Cola aus einer Dose ins Glas. Verdammt, ich weiß nur zu genau, dass man das in meinem derzeitigen Zustand jetzt eben so genau besser nicht machen soll, wenn man nachher gut und tief durchschlafen will. Aber ich mach’s trotzdem. Voll pubertäres Verhalten. Aber trotzdem irgendwie geil.
     
    Als er mit dem Bad fertig ist, bezieht Matthew mein Bett neu. Nicht, dass das auch wirklich nötig gewesen wäre, denn ich hab in meiner ersten Nacht hier weder gewichst noch gekotzt und hatte auch kein Nasenbluten oder sonstige spontane nächtliche Samenergüsse. Aber er macht sich die ganze mühevolle Arbeit trotzdem. Er arbeitet einfach seine Checkliste ab. Punkt für Punkt.
     
    Jetzt erst erkenne ich ihn in seinem frisch gebügelten, mit dem Hotelwappen bedruckten Shirt. Er ist einer von den Jugendlichen, die gerade vorher dort unten strafweise den Garten gereinigt haben. Angezogen schaut er ganz anderes aus. Überhaupt nicht wie ein kleinkrimineller Schulabbrecher ohne Perspektive, der zu Arbeitsstunden verdonnert wurde. Er bemerkt meinen Blick. »Sie haben so lange geschlafen, Sir. Vom Stammpersonal für die Zimmerreinigung ist jetzt leider keiner mehr da. In diesen Fällen, da helfen dann gerne wir aus.«
     
    Ich schütte den restlichen Inhalt der Coladose aus der Zimmerbar nun in einem einzigen Zug in mich hinein, obwohl ich natürlich ganz genau weiß, dass man so etwas in meinem derzeitigen Zustand besser tunlichst unterlassen sollte. Aber scheiß drauf.
     
    »Ohne dein T-Shirt sahst du vorher dort unten aber auch ziemlich gut aus«, höre ich mich dumpf wie hinter einer beschlagenen Glasscheibe sagen.
     
    »Vielen Dank, Sir«, sagt Matthew, ohne auch nur die kleinste Miene zu verziehen, während er mein Kissen aufschüttelt und es mit einem einzigen Griff gekonnt genau in die richtige Position bringt. Offenbar macht er diesen Job hier wirklich schon länger.
     
    »Wenn du jetzt hier ohne dein Shirt weiter machst, bekommst du hundert Dollar extra Trinkgeld«, sagt meine Stimme und ich lasse zwei Fünfzig-Dollar-Scheine hinab auf den Boden segeln.
     
    Matthew schaut mich völlig ungläubig an. Wenn ich Zuhause bei meinem Großvater so etwas zu einer Putzkraft gesagt hätte, er hätte mich wohl augenblicklich aus seinem Anwesen hinaus geworfen. Und an meinem College in Cambridge hätte ich für so eine Aktion wie gerade zumindest eine verschärfte Rüge erhalten.
     
    »What?!« Matthew spricht das a wie ein o aus und hebt dabei fragend die Stimme an, wie zu einem Piepsen. Geschockt und gleichzeitig mit Augen voller Sehnsucht blickt er auf die Geldscheine hinunter.
     
    »Es gehört dir, wenn du jetzt hier ganz einfach ohne dein Hemd weiter putzt!« wiederhole ich nun mit völlig klarer Stimme mein Ansinnen und lächle ihn an.
     
    Einige Augenblicke kämpft Matthew erkennbar mit sich, dann zieht er sich aber doch langsam sein T-Shirt über den Kopf und steckt sich grinsend die beiden Fünfzig-Dollar-Scheine in seine Hosentasche. Darauf fährt er seinen Putzwagen aus dem Bad herein und beginnt, mit einem seltsamen Putzgerät mit Stiel meinen Boden zu wischen.
     
    Na also, geht doch, denke ich mir grinsend.
     
    Ich strecke mich auf der Couch aus. Es ist sehr schön, ihm so bei der Arbeit zuzusehen.
     
    Matthew hingegen scheint es doch irgendwie peinlich zu sein. Draußen in der Nachmittagssonne mit den
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