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Jerry Cotton - 2912 - Blutschwur

Jerry Cotton - 2912 - Blutschwur

Titel: Jerry Cotton - 2912 - Blutschwur
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dort sofort abgestellt wurde. Eine breitschultrige Gestalt verließ das Auto und kam auf mich zu.
    Der Anrufer hatte nicht gelogen. Es war wirklich Roger Hill, der mich zu diesem Treffen bestellt hatte. Obwohl ich ihm noch nie persönlich begegnet war, kannte ich doch sein Gesicht und seinen Körperbau hinlänglich von den erkennungsdienstlichen Fotos und dem Überwachungsvideo vor Julie Lonnegans Haus.
    Hill trug Jeans und eine Jeansjacke. Auf die Lederkluft und das Emblem der Jersey Kings hatte er verzichtet. Er kam direkt auf mich zu.
    »Agent Cotton?«
    Ich erkannte die Stimme, mit diesem Mann hatte ich telefoniert. Ich zeigte ihm meinen Dienstausweis.
    »Der bin ich, Hill. Sie wissen, dass ich Sie jetzt sofort verhaften könnte?«
    Der Rocker schüttelte grinsend den Kopf.
    »Ja, natürlich. Ich habe einiges auf dem Kerbholz, zugegeben. Es kommt mir immer noch wie ein Traum vor, dass ich bei Ihrer Razzia in der Ocean Avenue entkommen bin. Da hatte ich wohl mehr Glück als Verstand, ehrlich gesagt. Aber seitdem lebe ich wie eine Ratte in einem Abflussrohr. Ich kann nicht zu meinen Freunden und auch nicht zu den Weibern, die ich kenne. Da hat man viel Zeit zum Nachdenken, Agent Cotton.«
    »Ich nehme Sie jetzt mit ins Field Office«, sagte ich bestimmt. Der Rocker hob die Hände. Im ersten Moment dachte ich, er wollte sich auf mich stürzen. Aber er hielt mir nur die Handflächen entgegen und trat einen Schritt zurück.
    »Immer mit der Ruhe, Agent Cotton. Ich werde keinen Widerstand leisten, ich habe schon genug Probleme. Aber was halten Sie davon, wenn ich Sie zuerst zum neuen Boss der Jersey Kings führe? Das würde ich wirklich gern tun, als eine Geste meines guten Willens. Damit Sie sehen, dass ich gar nicht so ein böser Bube bin, wie Sie vielleicht glauben.«
    Ich wurde das Gefühl nicht los, dass Roger Hill sich über mich lustig machen wollte. Ich erinnerte mich an die verängstigten Frauen, die wir aus dem Freudenhaus befreit hatten. Hill war keineswegs ein Unschuldslamm.
    »Verraten Sie mir doch als Erstes, wo Sie Julie Lonnegan versteckt haben. Ihre Eltern sind bereits halb verrückt vor Sorge. Dann können wir uns immer noch mit dem Boss der Jersey Kings befassen.«
    »Ja, aber da gibt es einen Zusammenhang, Agent. Der neue Boss der Jersey Kings ist nämlich …«
    Ein Motorrad heulte auf, kam herangerast. Der Fahrer hielt eine Pistole in der rechten Hand, gab schnell hintereinander drei Schüsse auf uns ab. Ich riss Roger Hill zu Boden. Doch eines der Projektile schlug trotzdem in seinen linken Arm. Ich wollte den Schützen nicht entkommen lassen. Ich zog meine Dienstwaffe, kam wieder auf die Beine, sprang auf die Fahrbahn. Der Biker raste in Richtung Pier davon. Ich hielt meine Pistole im Beidhandanschlag, feuerte auf den Hinterreifen.
    Und ich traf ihn. Das Motorrad kreiselte um die eigene Achse, kippte um und schlidderte noch ein Stück weit über den Asphalt. Aber es war keine Harley-Davidson, sondern eine leichtere japanische Maschine. Der Fahrer kam taumelnd hoch. Er trug eine Lederkombi und einen Integralhelm. Er lief weg.
    »FBI! Stehen bleiben!«, rief ich, während ich näherkam. Seine Waffe hatte er verloren, sie lag auf der Fahrbahn. Ich wollte nicht auf einen Unbewaffneten schießen.
    In der Zwischenzeit war Phil aus dem Chevy gestiegen und zu mir gekommen.
    »Alles okay, Jerry?«
    Ich nickte.
    »Kümmere dich um Roger Hill, er ist verwundet und braucht eine Ambulanz. Ich nehme mir den Schützen vor.«
    ***
    Die Verfolgung begann. Der Bike-Fahrer humpelte, bewegte sich aber noch ziemlich schnell vorwärts. Er schien gut trainiert zu sein, aber das war ich auch. Schnell konnte ich die Distanz zwischen uns verkürzen.
    »FBI! Stehen bleiben!«
    Auch die Wiederholung meiner Worte brachte nichts. Der Rocker kam meiner Aufforderung nicht nach. Offenbar wollte er auf keinen Fall aufgeben. Er zog sich an einem Maschendrahtzaun hoch und sprang auf der anderen Seite wieder hinab. Dann lief er auf ein unbeleuchtetes Flachdach-Gebäude zu.
    Wenig später hörte ich ein lautes Klirren. Offenbar hatte er eine Fensterscheibe eingeschlagen. Inzwischen überwand ich ebenfalls den Zaun. Ich folgte dem Täter durch das kaputte Fenster. Dabei schaltete ich meine Taschenlampe ein. Erstens wollte ich mich an den verbliebenen scharf gezackten Glasscherben nicht verletzen. Und zweitens musste ich damit rechnen, dass der Verbrecher mir irgendwo in dem unbeleuchteten Gebäude auflauerte.
    Gewiss, seine Pistole
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