Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jerry Cotton - 0588 - Sie hatten mich schon eingesargt

Jerry Cotton - 0588 - Sie hatten mich schon eingesargt

Titel: Jerry Cotton - 0588 - Sie hatten mich schon eingesargt
Autoren:
Vom Netzwerk:
hatte die Nacht durchschlafen können, nachdem ich mit meinem Freund und Kollegen Phil Decker eine normale und nicht allzu späte Schachpartie gespielt hatte. Um halb sieben war ich aufgestanden, unter die Dusche gegangen, hatte mich angezogen, und mein Frühstück mit dem Ausblick aus dem Wohnzimmerfenster im achten Stock genossen. Daß ich an diesem Morgen dabei keine Zeitungen las, war Zufall, hatte aber nichts zu bedeuten. Die Neuigkeiten des Tages bekam ich wenig später aus sozusagen erster Hand serviert. Von der Presse persönlich.
    Ich war auf dem Weg zu meinem Jaguar, als mich Jim anhielt. Jim hat schätzungsweise anderthalb Hundert Sommersprossen und ist drauf und dran, Millionär zu werden. Wenn man den Erfolgsgeschichten unserer heutigen Millionäre glauben darf, die alle mal als Zeitungsboy angefangen haben. Will sagen: Jim ist Zeitungsboy. Aber in der Branche schon eine Klasse für sich — ich habe ihn manchmal, wenn ich von einem Nachteinsatz zurückkam, in den frühen Morgenstunden mit seinem Rad durch die Gegend flitzen sehen und die schweren Sonntagsausgaben mit gekonntem Wurf genau vor die Haustüren werfen. Wir kennen uns also flüchtig…
    »He, Sir?« sagte er leise, als er neben mir auftauchte. Zu dieser Stunde hatte ich ihn noch nie gesehen.
    »Hallo, Jim. Ist was?«
    Er nickte.
    »Kann ich Sie irgendwo eine Minute sprechen, Mr. G-man?«
    »Wenn es so wichtig ist, komm mit in meinen Wagen. Ich muß einen Kollegen abholen, drei Ecken weiter. Unterwegs kannst du mir deine Sünden beichten.« Er nickte, und als ich die Tür des Wagens aufschloß, fragte ich: »Was ist los? Warum gehst du nicht zu Old Williams vom Revier drüben an der Ecke, wenn du wieder mal bei Rot über die Kreuzung gebraust bist?«
    »Old Williams ist mir gerade mal wieder nicht grün«, sagte der sommersprossige Junge grinsend. »Aber damit hat es nichts zu tun.« Er schwang sich auf den Nebensitz und zog die Wagentür zu. »Fürchte, das wird ein Fall für FBI.«
    »Was?« wandte ich mich ihm zu. »So hätte ich dich eigentlich nicht eingeschätzt. Wir haben es meist mit etwas schwereren Jungen zu tun, weißt du?« Er zauberte eine Morgenausgabe seiner Zeitung hervor und hielt sie mir vor die Nase. »Blinder Bettler explodiert«, hieß die Schlagzeile. Ein Foto zeigte eine Straßenecke und allerhand Leute, die um etwas herumstanden. Entweder war der Pressefotograf zu spät gekommen, oder er taugte nicht allzuviel in seinem Beruf. Was an Text folgte, war auch nicht so toll, daß ich meine Dienststelle alarmiert hätte.
    »Immerhin lebt er doch wohl noch, wie?« sagte ich und gab Jim die Zeitung zurück. »Für einfache Körperverletzung sind wir nicht zuständig. Da mußt du wirklich zu Old Williams gehen, auch wenn ihr im Augenblick Schwierigkeiten miteinander habt.«
    Jim schüttelte den Kopf.
    »Das ist es nicht, Mr. Cotton. Mein Vetter liegt im Reed-Krankenhaus und möchte Sie sehen, wenn es geht. Das bißchen Qualm hat ihm nicht so sehr geschadet, sagt er. Aber Sie sollten einmal zu ihm kommen.«
    »Warum denn?«
    Jim beugte sich zu mir herüber und sagte im Verschwörerton: »Logan ist nur abends zur Hauptverkehrszeit als blinder Bettler an der Straßenecke. Tagsüber macht er was anderes.«
    »Ja? Was denn?«
    Jim zögerte. Dann machte er ein Gesicht, als wasche er seihe Hände jedenfalls in Unschuld. »Wenn er es mir nicht selbst auf getragen hätte… also, bitte: mein Vetter Logan arbeitet tagsüber als Taschendieb in den besseren Warenhäusern. Sak’s in der Fifth Avenue und so. Ich find’s ja nicht richtig, aber er ist nun mal so, und jetzt sieht es auch danach aus, als würde er’s lassen. Nachdem ihm das passiert ist. Also, und da hat er wohl ein Ding gedreht, was ihm in den falschen Hals geraten ist. Eine verdammt wichtige Sache, sagt er — soweit er noch reden kann. Und er will einen vom FBI sehen. Und weil ich Sie zum Kunden habe, Mr. Cotton…«
    »Gut, Jim. Wenn ich heute irgendwann Zeit finde, fahre ich mal hin und rede mit deinem Vetter. Ich hoffe, du hast nicht noch mehr solche Vettern in deiner Verwandtschaft — mit solchen Berufen?«
    Jim blickte sich um und betrachtete das Straßenbild an diesem schönen frühen Morgen.
    »Ich muß ihm doch irgendwie helfen«, murmelte er. Und dann, zu mir gewandt: »Danke Ihnen auch schön, Mr. Cotton. Und wenn ich mal etwas für Sie tun kann… immer gern.«
    Ich bremste an der Ecke, an der schon mein Kollege Phil mit der Morgenzeitung in der Hand darauf
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher