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Jerry Cotton - 0572 - Mit 1000 PS ins Jenseits

Jerry Cotton - 0572 - Mit 1000 PS ins Jenseits

Titel: Jerry Cotton - 0572 - Mit 1000 PS ins Jenseits
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dem Telefon. Es funktionierte noch. Die brummige Stimme des Nachtportiers meldete sich.
    »Sofort einen Arzt auf Zimmer 11!« stieß ich hervor. »Wohnt einer in der Nähe?«
    »Ja, Doc Cummings in der Eimer Road, keine zwei Minuten von hier entfernt. Was gibt es denn?«
    »Auf Gene Marvin ist geschossen worden. Es geht um Tod oder Leben. Los, beeilen Sie sich!«
    Ich stand auf und schloß die Vorhänge. In dem gegenüberliegenden Haus war jetzt alles dunkel. Nur die giftgrüne Leuchtreklame grinste höhnisch vom Dach herab. Ich knipste das Licht wieder an. Gene stöhnte leise. Ich schob ihm vorsichtig ein Kissen unter den Kopf.
    Der Einschuß lag etwas unterhalb des Herzens. Die Wunde blutete nicht sehr stark, aber ihre Lage ließ das Schlimmste befürchten.
    »Der Arzt ist schon unterwegs, Gene«, sagte ich. »Er wird gleich hiersein.«
    Im Korridor ertönten Schritte. Im nächsten Moment wurde die Tür geöffnet. Der Nachtportier erschien. Es war ein älterer, untersetzter Mann mit einer roten Knollennase. »Gerechter Himmel«, ächzte er. »Das ist ja entsetzlich! Wie konnte das denn nur passieren? Wir sind ein seriöses Haus und…«
    Ich unterbrach ihn. »Haben Sie den Arzt erreicht?«
    »Er kommt sofort. Auf Doc Cummings ist Verlaß, Sir.«
    Ich griff erneut nach dem Telefon, bekam aber keine Verbindung, weil der Portier die Rezeption verlassen hatte.
    »Sie können nur anrufen, wenn ich unten umstelle, Sir«, sagte er.
    »Bleiben Sie bei ihm«, sagte ich. »Ich muß die Polizei und eine Ambulanz alarmieren.«
    »Wer sind Sie überhaupt, Mister?« fragte er mißtrauisch. »Man wird von mir wissen wollen, wie Sie heißen und was Sie hier oben getrieben haben!«
    Ich hielt ihm meine FBI-Marke unter die Nase und hastete dann ins Erdgeschoß. Dort erledigte ich die notwendigsten Anrufe. Dann eilte ich auf die Straße.
    Der Schütze hatte einen Vorsprung von mindestens fünf Minuten. Ich mußte trotzdem versuchen, den Gangster zu erwischen. Er hatte mit einem Gewehr geschossen; selbst wenn es zusammenlegbar war, benötigte er dafür einen Transportbehälter. An einem Sonntagabend mußte so etwas auffallen, wenngleich die meisten zufälligen Beobachter annehmen würden, daß es sich um einen Musiker auf dem Wege zur Arbeit handelte.
    Die Betrunkenen hielten sich noch immer auf der gegenüberliegenden Straßenseite umfangen. Einer von ihnen sang halblaut und jammervoll falsch. Ich ging zu ihnen und fragte sie, ob sie einen Mann gesehen hätten, der aus dem Bürohaus gekommen sei.
    »Einen Mann?« murmelte der Größere von beiden. Er trug ein Hütchen mit Pepitamuster, das er weit aus der Stirn geschoben hatte. »Haben wir einen Mann gesehen, Shorty?« wandte er sich an seinen Trinkkumpan.
    »Wir haben keinen Mann gesehen«, erwiderte der mit schwerer Zunge. »Wir sehen bloß Frauen. Girls, Girls, Girls!« Beide lachten.
    Ich war nicht einmal in der Stimmung, belustigt zu grinsen. Ich wollte schon weitergehen, als mir plötzlich etwas auf fiel. Ich stand nur einen Yard von den beiden entfernt. Dafür, daß sie sich kaum auf den Beinen halten konnten, war ihr Atem erstaunlich rein. Sie hatten keine Fahne.
    Bei mir fiel der Groschen. Die Burschen hatten den Auftrag, an Ort und Stelle zu überprüfen, inwieweit der Anschlag geklappt hatte. Sie stellten sich bloß betrunken. Sie zogen eine großartige Show ab, aber sie hatten auf das wichtigste Requisit verzichtet: auf den Alkohol.
    »Haben Sie den Schuß nicht gehört?« fragte ich sie und prägte mir die Gesichter der beiden Männer genau ein.
    »Der letzte fiel vor ’ner Stunde«, lallte der Mann, der sich mit Shorty ansprechen ließ. Er war nicht sehr groß, aber unter seinem Anzugstoff zeichneten sich imponierende Muskelpakete ab. »Das war, als der Sektpfropfen knallte!«
    Sie lachten beide laut. Offenbar genossen sie die Schau. Es machte ihnen Spaß, ihre komödiantischen Talente zu demonstrieren.
    Es kostete mich einige Mühe, meinen Zorn unter Kontrolle zu halten. Ich dachte an Gene, der mit dem Leben rang, und ich dachte an Bert, dem es nicht besser erging.
    »Ich bin Jerry Cotton vom FBI«, sagte ich gelassen. »Ich muß Sie bitten, sich auszuweisen.«
    »Ausweisen, wieso denn aus weisen?« fragte Shorty. Seine kleinen Augen begannen tückisch zu glitzern. Er lallte noch immer, aber mir schien es so, als hätte die Güte seiner Darstellungskunst erheblich gelitten. Die Stimme klang weniger überzeugend und nicht mehr ganz so betrunken wie vorher. »Haben wir
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