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Jerry Cotton - 0572 - Mit 1000 PS ins Jenseits

Jerry Cotton - 0572 - Mit 1000 PS ins Jenseits

Titel: Jerry Cotton - 0572 - Mit 1000 PS ins Jenseits
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Rennwagen nachts unter Versdiluß stehen.«
    »Schlösser lassen sich öffnen, und Wachen weichen Druck oder Bestechung«, sagte ich.
    Mir schien es so, als legte sich ein feiner Schleier über Genes klare blaue Augen. Er sah bekümmert aus. »Laß die Finger davon, Jerry«, riet er mir. »Selbst wenn du recht hättest, könn-‘ test du nichts daran ändern.«
    »Ich habe nicht vor, Berts selbstmörderischen Alleingang zu wiederholen«, sagte ich. »Wenn es stimmt, daß das Syndikat die Rennfahrer terrorisiert, wird es hohe Zeit, daß das FBI sich darum kümmert.«
    »Willst' du die Sache selber in die Hand nehmen? Damit tust du niemand einen Gefallen.«
    »Findest du? Zahlen die Fahrer denn gern? Lieben sie es, sich von Gangstern herumschubsen zu lassen? Wollen sie sich mit dem abfinden, was ihrem Freund Bert zustieß?«
    Gene setzte sich. Er blickte mich an. »Willst du es ändern, Jerry? Du bist doch ein Mann vom Fach! Du kennst die Syndikate! Sie lassen sich nichts wegnehmen. Willst du sie herausfordern? Willst du es riskieren, daß noch mehrere Leute wie Bert enden? Nein! Da ist es schon besser, wenn die Fahrer vor jedem Rennen ihre zehn Prozent berappen. Ihnen bleibt zum Leben noch mehr als genug.«
    »Es ist eine Frage der Moral, Gene.« . »Ist es moralisch, zu sterben?«
    »Ist es moralisch, zu töten?« fragte ich dagegen. »Heute sind es zehn Prozent, morgen verlangen die Burschen zwanzig. Sie sind unersättlich.«
    Gene winkte ab. »Das mit den zehn Prozent habe ich bloß so hingeworfen«, meinte er. »Konkrete Zahlen kenne ich nicht.«
    »Du weißt, was hinter den Kulissen vor sich geht«, stellte ich fest. »Du hast nur Angst, darüber zu sprechen.«
    »Okay, ich habe Angst! Ich gebe es zu«, stieß er wütend hervor. »Ich bin zu alt zum Kämpfen, Jerry. Meinetwegen kannst du mich deshalb verachten, aber du kannst mich nicht ändern. Ich halte mich aus dieser Sache heraus, verstehst du? Das ist mein letztes Wort!«
    Er steckte sich eine Zigarette an. Seine Hände zitterten vor Erregung.
    Ich trat ans Fenster und blickte hinaus. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite hielten sich zwei Betrunkene gegenseitig fest. Sie standen vor einem vierstöckigen Bürogebäude. Hinter einem der dunklen Fenster glomm eine Zigarette. Auf dem Dach des Hauses brannte eine Neonreklame. Mich überkam ein Gefühl der Bitterkeit und Erschöpfung, aber auch der Enttäuschung. Wie sollten wir jemals mit dem Verbrechen fertig werden, wenn Leute wie Gene Marvin sich ihrer Verantwortung entzogen?
    Ich wandte mich um und trat vor ihn hin. »Gib mir wenigstens einen Tip, Gene«, bat ich. »Niemand wird jemals erfahren, von wem er stammt.«
    Gene starrte mich an. Ich spürte, wie er mit sich rang.
    Als er den Mund zum Sprechen öffnen wollte, schrillte das Telefon. Es stand auf einem kleinen runden Tisch am Fenster.
    »Entschuldige«, murmelte er. Es klang erleichtert. Er war für die Unterbrechung dankbar. Ich setzte mich und beobachtete, wi6 er den Hörer abnahm und sich meldete.
    »Hallo?« rief er. Seine Stimme klang plötzlich nervös. »Hallo?« wiederholte er.
    Plötzlich fiel mir die glimmende Zigarette ein, die ich hinter einem Fenster des gegenüberliegenden Bürogebäudes gesehen hatte — auf gleicher Höhe wie Genes Pensionszimmer.
    »Weg vom Fenster, Gene!« schrie ich. »Hinlegen!«
    Das letzte Wort ging unter in dem krachenden Bersten der zerspringenden Fensterscheibe. Erst dann hörte ich den Schuß. Ein Glasregen ging auf das Linoleum nieder.
    Gene begann zu schwanken. Er gab sich verzweifelt Mühe, nicht zu fallen, aber ich wußte, daß ihm das nicht helfen würde. Die Kugel hatte ihn erwischt.
    Ich warf mich zu Boden und robbte zum Lichtschalter. Ich drückte ihn nach unten und stand auf. Das gegenüberliegende Haus war gut fünfzig Yard von der Hotelpension entfernt. Ich sah, wie sich ein Fenster schloß. Die glimmende Zigarette verschwand.
    Gene brach zusammen. Er versuchte, sich an dem Tisch festzuhalten, riß ihn aber mit sich zu Boden. Ich hörte, wie das Telefongehäuse zerbrach. Mit wenigen Schritten war ich am Fenster. Behutsam drehte ich Gene auf die Seite.
    Die Leuchtreklame warf einen giftgrünen Schimmer in das Zimmer. In dem unwirklichen Licht sah Gene wie ein Gnom aus, alt und mitleiderregend. Er schaute mich an, aber ich war sicher, daß er mich nicht sah.
    »Gene«, murmelte ich. »Gene!«
    Meine Stimme klang wie erstickt. Ich griff nach Genes Puls. Er schlug nur noch schwach.
    Ich griff nach
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