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Jerry Cotton - 0563 - Der letzte Mann in Jennys Leben

Jerry Cotton - 0563 - Der letzte Mann in Jennys Leben

Titel: Jerry Cotton - 0563 - Der letzte Mann in Jennys Leben
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Etwa zwanzig Schritt trennten mich noch von der Eingangstür, als ich schnell zur Seite wich und in eine Buchhandlung trat. Durch die Glastür beobachtete ich den Schnurrbärtigen, der, den Blick auf einen Zettel in seiner Hand gerichtet, aus dem Haus kam, zu seinem Wagen ging, einstieg und abfuhr.
    »Bitte sehr?« Die rothaarige Verkäuferin sah mich an. Ihr Blick war leicht verwundert, denn ich stand an der Tür, starrte hinaus und zeigte kein Interesse für Bücher und Zeitschriften.
    »Das hier, bitte!« Ohne hinzusehen, nahm ich ein Taschenbuch aus einem der Regale. Dann griff ich in den Zeitschriftenständer und fischte die Westside Sun aus dem Angebot. Ich blätterte zwei Dollar auf den Zahlteller und nahm das Wechselgeld und ein Lächeln in Empfang. Dann war ich — Buch und Illustrierte unter dem Arm — wieder im Freien.
    Es regnete jetzt wieder stärker. Alle Menschen hatten es eilig. Vermummt hetzten sie nach Hause, zum Lunch, in den Schnellimbiß, zu den Büros, den Geschäften, in die Subway-Stationen, zu den Parkhäusern und Omnibus-Haltestellen. Ich war einer der wenigen, die sich Zeit ließen.
    Die Eingangstür, die der Schnurrbärtige aufgeschlossen hatte, stand .diesmal offen. Ich sah in einen kurzen häßlichen Flur, der zu einer Treppe führte. Rechts daneben ging es offenbar zum Hinterhof. Hinter dem Eingang hingen links an der Wand etwa zwei Dutzend Hausbriefkästen. Ein älterer Mann fegte den Flur.
    Ich trat in den Flur. »Hallo«, sagte ich.
    Der Alte blickte auf. Seine Nickelbrille rutschte etwas auf dem Nasenrücken hinab. Er schob sie zurecht.
    »Wenn mich nicht alles täuscht«, sagte ich, »habe ich eben einen Bekannten gesehen. Er kam aus diesem Haus. Erreichen konnte ich ihn leider nicht mehr. Er stieg in den Wagen und war weg. Hier wohnt doch Sammy O’Brien?«
    »Nee. Der wohnt hier nicht. Im Haus gibt es zwanzig Mietparteien. Aber ein Sammy O’Brien ist nicht dabei.«
    »Sonderbar«, murmelte ich. »Der Mann sah Sammy täuschend ähnlich. Das gleiche blonde Bärtchen, das gleiche Gesicht…«
    »Sie meinen Mr. Underwood. Der war eben hier.«
    »Underwood? Das wird doch nicht Sammys Künstlername sein? Vielleicht handelt es sich doch um ihn? Was treibt denn Ihr Mr. Underwood?«
    Der Alte zuckte die Schultern. »Er wohnt hier und ist viel unterwegs, wahrscheinlich als Vertreter. Mehr weiß ich nicht.«
    »Am liebsten würde ich auf ihn warten.« Ich schob die Westside Sun in die Außentasche meines Mantels. Dann warf ich den ersten Blick auf das Taschenbuch. Es war eine Abhandlung für junge Mütter über Babypflege.
    Ich fischte einen Dollar aus der Tasche. Der Alte schielte danach. Wie ich ihn einschätzte, war er damit mehr zu beeindrucken als mit meinem FBI-Ausweis.
    »Bitte!« Ich steckte den Schein in seine schwielige Hand und hielt ihm das Taschenbuch hin. »Für Ihre Tochter.«
    Er .nahm das Buch, beäugte es und verzog das Gesicht. »Den Schein nehme ich gern, Mister. Aber die Schwarte fliegt in die nächste Mülltonne. Sie müssen wissen, meine Tochter ist 29 Jahre alt, wohnt in einer Vierzimmerwohnung in Brooklyn und hat sieben Bälger. Damit«, er tippte auf das Buch, »will ich sie nicht noch zum achten ermuntern.« Er schob das Buch in die Tasche und sah mich durch die Nickelbrille an. »Haben Sie erwartet, daß ich Sie für einen Dollar in Mr. Underwoods Wohnung lasse?«
    »Wieviel Dollar sind denn nötig, damit Sie es tun?«
    »Machen Sie ein Angebot, Mister.«
    »Sie sind der Hausmeister und haben die Zweitschlüssel?«
    Er nickte.
    »Wenn Sie mich in Mr. Underwoods Wohnung ließen«, sagte ich, »wäre das eine strafbare Handlung. Dazu will ich Sie nicht verleiten. Sagen Sie mir, in welcher Etage er wohnt. Dann warte ich vor seiner Tür.«
    »Ganz oben. Die Wohnung Nr. 5 D. Aber hier gibt es keinen Lift. Sie müssen die Treppe hochsteigen.«
    »Macht nichts. Haben Sie eine Ahnung, wann Mr. Underwood zurückkommt?«
    Der Alte schüttelte den Kopf. »Er war gerade ’reingekommen und wollte nach oben. Da sah er, daß was in seinem Briefkasten steckte. Ich glaube, es war nur ein Zettel. Mr. Underwood hat ihn gelesen und ist dann gleich wieder umgekehrt.«
    »Ich werde oben auf ihn warten. Wenn es tatsächlich Sammy ist, dann soll es eine Überraschung sein. Sagen Sie ihm nicht, daß ich warte.«
    Auf den Besen gestützt,'funkelte mich der Alte durch seine Nickelbrille an. »Wenn Sie es nicht wären, Mister, würde ich nicht mal das erlauben. Aber wie ein Gangster
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