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Jerry Cotton - 0536 - Todesurteil fuer Phil Decker

Jerry Cotton - 0536 - Todesurteil fuer Phil Decker

Titel: Jerry Cotton - 0536 - Todesurteil fuer Phil Decker
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Der Mann zögerte einen Moment. Erst als er feststellte, daß der Fremde, den er besuchen wollte, ununterbrochen weiterschnarchte, wagte er sich ins Zimmer.
    Der Mann auf dem Bett spielte immer noch den schlafenden Betrunkenen. Er hatte die Augen geschlossen und wagte nur ein winziges Blinzeln. Durch einen schmalen Spalt seiner Lider beobachtete er den Mann, der ihn unangemeldet besuchte. Und er vergaß beinahe das Schnarchen, als er den Eindringling erkannte. Mit Jan Coralla, dem Boß einer Einbrecher- und Erpresserbande, hatte er nicht gerechnet.
    Jan Coralla warf einen schnellen Blick auf den Mann, der sich betrunken und schlafend stellte. Der nächste Blick des Verbrechers galt der Zimmereinrichtung. Sie bestand aus einem sehr bescheidenem Mobiliar. Coralla sah, daß außer leeren Whiskyflaschen auf dem Boden keine Habseligkeiten des Zimmerinhabers umherlagen.
    Der Gangster zog die Luft durch die Nase und blieb ein paar Sekunden unbeweglich stehen. Offensichtlich überlegte er, was er jetzt tun sollte. Er entschied sich für eine Inspektion des Kleiderschrankes. Dort hing ein Mantel. Der neugierige Besucher warf einen schnellen Blick auf den Mann, der auf dem Bett lag. Sein Mund verzog sich spöttisch, weil er glaubte, daß ihm von dort keine Gefahr drohte. Mit schnellen Fingern durchsuchte er die Manteltaschen.
    Das Ergebnis war enttäuschend. Es kam nur ein inzwischen ungültiger Fahrschein der Hoboken-Barklay-Fähre zum Vorschein. Coralla warf ihn wütend auf den Boden. Anschließend überlegte er wieder. Er drehte sich um und beobachtete den Mann auf dem Bett. Er bemerkte nicht, daß er von dem schnarchenden Mann scharf beobachtet wurde, Jan Coralla war schon immer der Ansicht, daß Vorsicht in jeder Lebenslage sehr angebracht ist. Deshalb holte er eine Beretta aus der Tasche, die er entsicherte. Auf Zehenspitzen ging er die wenigen Schritte vom Schrank zum Bett.
    Der schnarchende Mann sah Jan Coralla wie einen riesigen drohenden Schatten vor sich stehen. Er brauchte jetzt alle Willenskraft, um so weiterzuschnarchen wie vorher, obwohl die Beretta schußbereit auf ihn gerichtet war.
    Doch Coralla schoß nicht. Er beobachtete den Mann eine Weile, nahm dann die Waffe in die linke Hand, beugte sich über das Bett und tastete mit der Rechten vorsichtig, aber gründlich den Mann ab. In der Nähe der linken Hosentasche ertastete er das, was er suchte. Die Geldscheinrolle, über die der Wirt gesprochen hatte.
    Coralla beugte sich noch weiter über das Bett. Er mußte sich dabei etwas verrenken, um mit der rechten Hand in die linke Hosentasche des Fremden greifen zu können. Coralla wollte erst einmal das Geld des offenbar Betrunkenen an sich nehmen, ehe er den Mann mit einer Portion kalten Wassers in die Wirklichkeit zurückrufen würde.
    Der schnarchende Mann erkannte die ungünstige Situation Corallas. Er wartete nur noch ab, bis der Verbrecher seine rechte Hand zu etwa einem Drittel in der Hosentasche mit der Geldscheinrolle stecken hatte.
    In diesem Moment brach das Schnarchkonzert plötzlich ab. Noch ehe dieser Umstand Jan Coralla zu Bewußtsein gekommen war, traf die rechte Handkante des Mannes, den Coralla für betrunken und schlafend gehalten hatte, mit unheimlicher Wucht den linken Unterarm des Verbrechers.
    Ein dumpfer Schmerz durchfuhr Corallas Arm. Seine Hand war plötzlich ohne jedes Gefühl. Die Beretta fiel zu Boden. Coralla wollte seine rechte Hand zurückziehen, aber es war schon zu spät. Die linke Hand des anderen Mannes faßte Coralla am Hemdkragen und zog seinen Kopf nach unten. Dann kam wieder die Rechte des Fremden. Sie landete, zur Faust geballt, genau auf der Kinnspitze des Gangsters.
    Coralla konnte seine Meinung über dieses unerwartete Ereignis lediglich mit einem erstickten Ächzen äußern. Er merkte nicht einmal mehr, daß ihn der wuchtige Hieb hochwarf, ihn gewissermaßen im Flug herumdrehte und rücklings auf dem Bett landen ließ.
    Der Mann, der bisher geschnarcht' hatte, sprang behende aus dem Bett. Er zog ein Taschentuch aus der Tasche, bückte sich nach der Beretta und nahm sie vorsichtig vom Boden auf. Erst als das Taschentuch über der Waffe lag, ließ der Mann den Sicherungshebel wieder nach hinten schnappen. Die eingewickelte Waffe verschwand in seiner Jackentasche.
    Mit drei Schritten war der Mann am Fenster und eine knappe halbe Minute später hatte er ungefähr sechs Yard Gardinenschnur in der Hand.
    Coralla schnarchte nicht. Er schlummerte stumm und regungslos.
    Der Mann,
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