Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jerry Cotton - 0515 - Ein Moerder macht Musik

Jerry Cotton - 0515 - Ein Moerder macht Musik

Titel: Jerry Cotton - 0515 - Ein Moerder macht Musik
Autoren:
Vom Netzwerk:
anhören müssen, wo die City Police gerade einen Betrunkenen aufpickt!«
    »Diese Lektion wird dich davor bewahren, Alkoholiker zu werden«, sagte ich und stieg aus. »Bis gleich!«
    Der Lift brachte mich in die Hotelrezeption. In meiner rechten Jacketttasche knisterte ein Päckchen mit Gauloise-Zigaretten. Harper hatte sie mir noch rasch zugeschoben, damit ich wenigstens einen Hauch französischer Atmosphäre verbreiten konnte.
    »Miß Vermont erwartet Sie bereits«, erfuhr ich von dem Portier. Er hatte traurige Hundeaugen und musterte mich mit neidvoller Resignation. »Zimmer 21 im ersten Stockwerk, bitte!«
    Zwei Minuten später ließ ich meinen Knöchel mit dem weißgelackten Holz von Miß Vermonts Zimmertür kollidieren. Ich rechnete mit einem melodischen .Herein'! als Antwort auf mein Klopfen, aber statt dessen schwang die Tür mit überraschender Promptheit zurück, und auf der Schwelle zeigte sich ein junges blondes Girl, das in der ersten Sekunde durch drei Dinge auffiel: es trug eine enorm große Sonnenbrille im Hollywood-Style, es war mit einem grünseidenen Hausanzug von provozierender Knappheit bekleidet, und es roch geradezu überwältigend nach Chanel Number Five.
    »Miß Vermont?« fragte ich.
    »Mr. Lennon!« hauchte sie.
    Wir nickten einander zu, und ich betrat das Zimmer. Für ein Hotelzimmer war es erstaunlich groß, geräumig und luxuriös, aber schließlich befanden wir uns im ,Statler‘ von New York, und wenn es stimmte, was Harper mir über die junge Dame mitgeteilt hatte, dann war es ihr noch niemals schwergefallen, zahlungskräftige Gönner zu finden Wir setzten uns. Zwischen uns war ein kleiner runder Tisch, auf dem ein Black Label, zwei Gläser und eine Schale mit Eis standen. Der Ascher neben der Flasche war, wie ich mit einem Blick feststellte, fast bis zur Hälfte gefüllt, während sich, im Gegensatz dazu, der Flascheninhalt um gut ein Drittel verringert hatte. Als mich Miß Vermonts warmer Atem streifte, registrierten meine Geruchsnerven, daß die junge Dame für beide Verbrauchsstadien voll verantwortlich war. Sie mußte sehr nervös gewesen sein, als sie auf Mark Lennon wartete. Oder wußte sie längst, was dem Reporter zugestoßen war?
    »Bitte… bedienen Sie sich!« sagte sie. Die Stimme enttäuschte mich. Sie war klein und zaghaft, eine Jungmädchenstimme ohne Schmelz und Charakter. Ich fragte mich, wie das Girl es schaffte, damit auf einer Bühne zu bestehen. Auch sonst entsprach Virginia, Vermont nicht meinen hochgespannten Erwartungen. Sie war jung, gut gewachsen und attraktiv, das alles stimmte, aber mit keiner dieser Eigenschaften übertraf sie ihre weiblichen Konkurrentinnen so entscheidend, daß dies eine Erklärung für ihre Erfolge gewesen wäre.
    Ich legte die französischen Zigaretten auf den Tisch und fragte: »Gab es meinetwegen Ärger?«
    Das Mädchen schüttelte den Kopf. Ich fand, daß sie nicht allzu viel Ähnlichkeit mit dem Magazinfoto hatte, aber zwischen einem mit viel Make-up und raffinierter Beleuchtung zustande gekommenen Paradebild und dem Modell klafft fast immer eine große Lücke. »Nein, nein«, sagte sie rasch. Sie füllte die Gläser mit Whisky und Eis. Ich bemerkte, daß ihre Hände zitterten.
    In diesem Moment geschah es.
    Die Zimmertür wurde aufgerissen. Ein junger Mann stürmte ins Zimmer. Er trug helle Cordhosen, ein gelbes Hemd und einen blauen Lumberjack. Der junge Mann war groß, schlank und athletisch gebaut; sein straffes energisches Gesicht drückte eher Willenskraft als Intelligenz aus. Seine kleinen dunklen Augen funkelten vor Zorn. Er knallte die Tür hinter sich zu und stoppte erst, als er vor dem Girl stand. »Was soll diese verdammte Maskerade?« herrschte er das Mädchen an.
    Virginia Vermont erhob sich. Sie nahm die Sonnenbrille ab. Ich sah, daß das Girl blaß und erschreckt, gleichzeitig aber auch sehr wütend war. »Was fällt dir ein, mich hier zu überrumpeln!« stieß sie hervor. »Mach, daß du ’rauskommst!«
    Er ballte die Fäuste. Der kurze zorngeladene Blick, den er mir schenkte, machte klar, daß er sich danach sehnte, mir seine Boxkünste demonstrieren zu können. Dann schaute er wieder das Girl an. »Du kommst jetzt mit!« entschied er. »Auf der Stelle!«
    »Wenn du nicht sofort verschwindest, rufe ich den Hoteldetektiv!« erklärte das Girl und hob das Kinn. »Er wird dich an die frische Luft setzen!«
    »Den zerlege ich in die Bestandteile eines Puzzlespiels!« drohte der junge Mann. »Und dir ergeht es nicht
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher