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Jenseits von Uedem

Jenseits von Uedem

Titel: Jenseits von Uedem
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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euch alle, daß du dich nicht einfach nur verrannt hast, Walter.«
    Aber Heinrichs war sich vollkommen sicher. »Wenn wir bei nur einer einzigen Leiche das Gift nachweisen können! Wie sieht das bei Thallium aus?«
    »Wie lange ist der Mann tot? 36 Monate? Mit Weichteilen ist da nichts mehr. Wir müssen es mit den Knochen versuchen. Vielleicht haben wir ja Glück, und es sind noch ein paar Haare da. Dort ist Thallium am einfachsten nachzuweisen.«

    Der Bestatter öffnete den Sargdeckel. Bis auf den Staatsanwaltwaren alle nah herangekommen. Der Leichnam war vollkommen skelettiert, ein paar graue Haarbüschel standen vom Schädel ab.
    »Schnell«, rief van Gemmern, »es wird doch alles naß.«
    »So schlimm sieht er gar nicht aus«, murmelte Astrid.
    »Warten Sie, bis wir zu denen kommen, wo diese netten, kleinen Tierchen noch tätig sind«, antwortete van Appeldorn.
    Toppe hätte ihm am liebsten eine geschmiert. Er nahm Astrid in den Arm und zog sie mit sich zum Ausgang. Beim Umpacken des Leichnams in den Blechsarg wollte er nicht unbedingt zusehen. Der Chemiker hantierte im Grab mit einer kleinen Schaufel und verschiedenen Plastikbeuteln. Berns beugte sich über den Eichensarg. Die Beamten am Tor diskutierten mit den Anwohnern, die inzwischen mitbekommen hatten, daß es sich hier nicht um eine Beerdigung handelte.
    »Wir hätten ein zweites Bestattungsunternehmen verständigen sollen«, meinte Toppe. »Die brauchen doch mindestens anderthalb Stunden, bis die aus Emmerich wieder zurück sind.«
    »Ich kümmere mich drum«, sagte van Appeldorn, der ihnen nachgekommen war, setzte mit einer lockeren Flanke über das Friedhofstor, knallte den fünf, sechs Reportern, die ihn sofort umzingelten, ein »Kein Kommentar!« um die Ohren und verschwand im Polizeiwagen.

    »Herr Ackermann, ich glaube, das hier dürfte Sie interessieren«, freute sich Stein. Er hatte, nach Ackermanns freundlicher Anweisung, jedes einzelne Buch aus dem Regal genommen und sorgfältig aufgeblättert.
    Aus John Steinbecks Früchte des Zorns flatterte ein Papier auf den Boden. Es war ein Kontoauszug der Sparkasse Uedem vom 19. Januar 90, Kontostand: DM 87.628,66, Kontoinhaber: Johanna van Baal.
    Ackermann hüpfte vor Freude. »Dokter, ich könnt' dich küssen! Der Beweis, dat auch die Toten 'n Zweitkonto hatten!«
    »Sicher?«
    »Aber hundertpro! Ich hab' doch all die anderen Kontoauszüge da. Bei der van Baal hat dat ganz knapp noch für so 'n Nobelgrabmal gereicht. Un' die Holbe hattet doch die ganze Zeit abgestritten, dat die lieben Verblichenen überhaupt 'n Zweitkonto hatten. Na, Gott sei Dank, ich hätt' ganz schön alt ausgesehen sons'. Dat Geld is' natürlich längs' nich' mehr auffe Kasse in Uedem. Dat is' wohl klar wie Klärchen.«
    Stein klopfte ihm auf die Schulter und griff zum nächsten Buch.
    Ackermann ließ sich auf den Boden plumpsen. »Ich nehm' ma' die unterste Reihe un' arbeite mich langsam zu Ihnen hoch. Sieht doch so aus, als ob die ihre Geheimnisse inne Welt der Literatur versteckt hat.«

    »Röntgenfluoreszenzspektographie«, meinte Heinrichs aufgekratzt. »Ich glaub', das wird mein neues Lieblingswort.«
    Bonhoeffer hatte mit seinem Assistenten in der Prosektur alles vorbereitet, was nicht so ganz einfach gewesen war, denn Heinrichs hatte überall im Weg gestanden, seine Nase in jedes Gerät gesteckt und sie mit hundert Fragen gelöchert. Jetzt konnten sie nur noch warten.
    Heinrichs rieb sich die klammen Hände. »Ich springe mal hoch und gucke nach, wo die bleiben.«

    Das letzte Buch in Ackermanns Reihe war ein Bildband über Inseln im Indischen Ozean. Zwischen den Seiten 84 und 85 lagen zwei relativ schlechte, aber doch lesbare Kopien.
    Es handelte sich um eine Option auf zwanzig Prozent der Anteile an einer Ferienclubanlage auf Mauritius, ausgestellt auf Susanne Holbe. Vertragspartner war eine englische Firma mit Sitz in Birmingham. Das zweite Papier war ein Vorvertrag zwischen selbiger Firma und Frau Holbe, in dem der Preis für die Anteile mit DM 750.000 angegeben war. Der Vertrag war im letzten August in Port Louis geschlossen worden. Als voraussichtlicher Baubeginn war der 1.6.92 angegeben.
    Um Viertel nach zwölf machte sich der Leichenwagen mit den sterblichen Überresten von Martin Heisterkamp auf den Weg nach Emmerich, und Toppe setzte eine einstündige Mittagspause an. Es war viel schneller gegangen, als er erwartet hatte, und wenn alle durchhielten, konnten sie es noch vor Einbruch der Dunkelheit schaffen. Als
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