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Jenseits des Spiegels

Jenseits des Spiegels

Titel: Jenseits des Spiegels
Autoren: Stefanie Markstoller
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können.
    „Eigentlich ist Wulf ein echt netter Kerl, aber seit Isla vor fast sechs Wochen verschwunden ist, ist er nicht mehr ganz er selbst.“ Sie schwieg einen Moment, und seufzte dann schwer. „Isla ist alles was er noch hat, seit seine Frau vor vier Jahren gestorben ist. Er liebt sie abgöttisch, und dass er nicht weiß was mit ihr passiert ist, macht ihn halb wahnsinnig. Uns alle, aber ihn hat es am schlimmsten getroffen.“
    Das Wort Wahnsinnig war wirklich wie für ihn geschrieben. Diese Augen, niemals würde ich den Blick darin vergessen. So voller Hass.
    „Er vermisst sie einfach nur, er ist verzweifelt. Seit Isla verschwunden ist, ist er einfach nicht mehr derselbe.“
    „Wie ist sie denn verschwunden“, hörte ich mich fragen. War ich denn noch zu retten? Hallo? Talita an Hirn, ist da oben jemand Zuhause? Das da war ein verfluchter Werwolf! Ich sollte vor Angst bibbern, und mich nicht auf ein Kaffeekränzchen mit ihm einlassen. Wer wusste schon, wie Domina meine Frage interpretierte. „Tut mir leid“, beeilte ich mich hinterher zu sagen. „Ich wollte nicht neugierig sein.“
    „Ist schon in Ordnung.“ Sie rollte sich auf die Seite, und ließ den Arm mit dem Ball runter baumeln. „So genau wissen wir auch nicht, was passiert ist. Sie wollte eigentlich nur in den Wald ein bisschen spazieren gehen, die Reviergrenzen ablaufen, aber als sie am Abend noch immer nicht zurück war, haben sich ein paar von uns auf die Suche nach ihr gemacht. Ihre Spur verlor sich aber schon ein paar hundert Meter hinter dem Lager. Es war, als hätte sie sich einfach in Luft aufgelöst. Eben war da noch ihre Spur, und dann
Puff
, einfach weg. Wir haben alles abgesucht, tagelang, aber bis auf ein bisschen Blut nichts von ihr gefunden. Und überall hatte es nach Katze gerochen.“ Bei den letzten Worten behielt sie mich genau im Blick. „Der Geruch nach Katze hing in der Luft, an den Bäumen, auf dem Boden, und auch da wo wir Islas Spur verloren haben. Deswegen hat Wulf auch so auf dich reagiert. Erst verschwindet seine Tochter in der Nähe des Lagers, und die einzige Spur die wir haben ist ein Geruch der dort nicht sein durfte, und ein paar Wochen später tauchst du hier auf. Eine Katze im Lager. Hätte mir eigentlich gleich klar sein müssen, was passiert.“
    Und da war es wieder, Katze. Vielleicht hatte ich ja so ein Samtpfötchen als Haustier, das würde jedenfalls erklären, warum ich nach einer roch, und auch, warum ich die Visitenkarte eines Tierarztes mit mir herumtrug. „Und weil ich nach Katze rieche, geht er davon aus, dass ich es gewesen bin.“
    „Es liegt zumindest nahe, das musst du einsehen.“
    „Nein, tut es nicht, diese Anschuldigung ist völlig an den Haaren herbeigezogen“, zischte ich. „Nur weil mir der Geruch einer Katze anhaftet, muss ich nicht gleich für das Verschwinden …“
    „Anhaftet?“ Sie lachte spöttisch auf. „Die haftet nichts an, du strömst diesen Geruch aus. Du
bist
eine Katze, darum hat er es gemacht.“
    „Ich bin ein Mensch, keine Katze, das habe ich bereits gesagt!“, fuhr ich sie an, hatte völlig vergessen, dass ich es hier mit einem Wesen zu tun hatte, das mir den Kopf abreißen konnte, wenn ich ihm auf den Sack ging. „Ich hab nicht die kleinste Ähnlichkeit mit einer Katze, oder bist du blind, dass du das nicht siehst?!“
    Mein kleiner Ausbruch ließ sie schmunzeln. „Ich sehe grade auch nicht aus wie eine Katze, aber dennoch bin ich eine. Kannst du das denn nicht riechen?“
    Sie war eine Katze? Ich klappte den Mund auf, aber irgendwie wollte da kein Ton rauskommen, deswegen schüttelte ich einfach nur den Kopf.
    „Du kannst es nicht riechen?“
    Hallo? War ich ein Hund oder was, dass ich einfach nur die Nase in den Wind halten musste, um eine Fährte aufzunehmen? „Nein“, sagte ich schlicht. Halleluja, ich hatte meine Stimme wiedergefunden.
    Wie sie es schon so oft an diesem Tag gemacht hatte, musterte Domina mich ein weiteres Mal, als hoffte sie, irgendwann auf das Geheimnis zu stoßen, welches ich war. Ich wünschte ihr viel Glück, und dass sie ihre Erkenntnisse bei Gelegenheit mit mir teilte. „Du bist wirklich seltsam.“
    Wer von uns beiden hier seltsam war, würde ich jetzt sicher nicht mit ihr diskutieren. „Du bist also kein … ich meine … du …“
    „Ich bin eine Löwin, wenn es das ist, was du wissen möchtest“, lächelte sie.
    „Löwin“, wiederholte ich nicht sehr geistreich. Also hatten wir jetzt Menschen die sich in Wölfe
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