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Jenseits der Augenlider: Garandors Licht (German Edition)

Jenseits der Augenlider: Garandors Licht (German Edition)

Titel: Jenseits der Augenlider: Garandors Licht (German Edition)
Autoren: Marc Dorpema
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verging.
    Behutsam entfernte Lannus die Arme von seinem Gesicht. Im Inneren des Seraphen war ein Hebel zum Vorschein gekommen. Teranon betätigte ihn mit Macht. Schwerfällig bewegte er sich in Richtung des Oberhauptes. Mit einem leisen Klicken rastete er schließlich ein.
    Der alte Zirkelmeister trat einen Schritt zurück und wartete spannungsvoll. Nur einen Augenblick später tat der Seraph einen Schritt nach links und stand unverzüglich wieder still. Teranon musste ein bewanderter Zauberer sein, denn die Tür auf welche er nun zuschritt, besaß kein Schloss. Stattdessen zierten fremde Symbole und Zeichen ihre Oberfläche.
    Der gesamte Saal bebte, als Teranon unverständliche Worte rief. Lannus fürchtete, dass die gläserne Kuppel ihn unter einem Hagel aus Splittern begraben würde, doch als er sah, wie gelassen die Anderen blieben, entspannten seine Muskeln sich ein wenig.
    Mit einem grausamen Rattern fügte das Tor sich Teranons Willen und gab den Blick auf einen pechschwarzen Gang frei, in welchem er seine Hand nicht vor den Augen sehen konnte. Der Zirkelmeister schien gedämpft zu fluchen, doch plötzlich erhellte sich der Gang, obgleich Lannus keine Fackel entdecken konnte.
    „ Wenn du mir nun folgst, Lannus, wirst du in die Geheimnisse unseres Zirkels eingeweiht. Wenn du sie kennst, musst du uns beitreten. Überlege es dir gut.“ Seinen letzten Worten verlieh der bejahrte Mann mit der bodenlangen, nachtschwarzen Robe besonderen Nachdruck.
     
     
     
     
     

VI
     

     

     

     

    Es bestand also doch eine Möglichkeit, die Schatten zu besiegen. Schwer war es allemal, doch nicht unmöglich. Er würde es schaffen, die vier Auserwählten zu finden. Von zweien wusste er den Aufenthaltsort bereits. Sie befanden sich in seiner Nähe und wussten noch nichts von Toraburs schicksalhafter Begegnung mit den Weisen. Die anderen Beiden würde er durch seine Späher suchen lassen.
    Torabur mochte die Weisen nicht besonders. Obwohl sie zweifelsohne mit einem unheimlichen Intellekt und einem immensen Wissen ausgestattet waren, zerfraß die Gier sie von innen heraus, schwärzte ihr Ansehen als ehrwürdige Weise. Für jede noch so unbedeutende Information musste man mindestens fünf Goldstücke auf den Tisch legen. Unerhört – doch er hatte ihre Hilfe benötigt und dieser erstickende Funken Hoffnung, diese eine Möglichkeit womöglich einhundert Schatten zu besiegen, war die fünfzig Goldstücke wert. Schließlich hatten die Weisen ihn bereits aus so mancher aussichtslosen, verschlingenden Situation befreit.
    Müdigkeit hing sich an Toraburs Augenlider; er sollte sich in seine Kammer zurückziehen. Morgen zur Mittagsstunde fand die bedeutsame Sitzung statt, in der er die anderen beiden Völker über sein Gespräch mit den Weisen in Kenntnis setzen würde. Die Verantwortung, schwerer als alle Felsen seiner Festung gemeinsam, folterte seinen zermürbten Geist in diesen aussichtslosen Zeiten.
    „ Mein König. Es ist etwas Schreckliches geschehen.“ Torabur fuhr herum und blickte in das vom Krieg gezeichnete Antlitz Grimmdors. Er hatte ihn nicht kommen hören. Die Kälte hatte sich aus den Augen des Generals geschlichen, war durch eine pochende Angst vertrieben worden.
    „ Grimmdor, so erzähl mir was du sahst.“ Noch nie hatte der König Grimmdor in Panik erlebt. Es musste irgendetwas unvorstellbar Grauenhaftes passiert sein, um diesen furchtlosen, kaltherzigen Krieger in eine solche Furcht zu versetzen
    „ Davon musst du dir selbst ein Bild machen. Folge mir.“ Torabur nickte und folgte dem verstörten General in Schweigen gehüllt. Grimmdor führte ihn geradewegs auf eine der enormen Festhallen zu, in denen die wichtigen Feiern veranstaltet wurden und in welcher sie alle wichtigen Treffen hielten.
    Sie kamen dem Festsaal stets näher. Torabur hatte einen gerieften Stein im Magen, dessen Masse mit jedem Herzschlag zunahm. Jeder Schritt wurde zur Qual. Schließlich standen sie beide, wie Torabur es erwartet hatte, vor den Toren der Festhalle. Eine prachtvolle Axt und ein riesiger Hammer kreuzten das Tor in der Mitte. Die Klingen der Axt und der Kopf des Hammers waren vollständig aus Karneol gefertigt.
    Wann immer Torabur vor diesen Toren stand, wurde er von Stolz erfüllt. Sein Volk brachte wahrlich meisterhafte Steinmetze hervor. Diesmal jedoch nicht; diesmal tobte ein Krieg in seinem Schädel und er wusste nicht, was er antreffen würde. Auf einmal schoss ihm ein Gedanke durch den Kopf. An diesem Tag fand ein
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