Jede Dunkle Nacht Hat Ein Helles Ende
erweitern Sie sie. Tun Sie dabei einen kleinen Schritt nach dem anderen, geduldig und beständig. Dann werden Sie auch das tiefste Tal durchschreiten und den höchsten Berg besteigen. All das mag anfangs realitätsfern klingen, aber lebenslanges Lernen hält Sie fit und gesund. Mag sein, dass Sie jetzt andere Sorgen haben. Aber lassen Sie nicht die großen Zusammenhänge außer Acht. Sie überwinden die schweren Stunden Ihres Lebens besser, wenn Sie körperlich und geistig stark sind.
Lernen ist alles – lebenslang
Alles im menschlichen Leben muss erlernt werden. Anfangs das Zusammenleben in der Familie, das Laufen und Sprechen, später Lesen und Schreiben, noch später erlernen wir unseren Beruf und gründen vielleicht selbst eine Familie. Alles Neue erfordert Übung. Wir müssen lernen, was es heißt zu leben, mal froh und glücklich zu sein und mal traurig. Was es heißt zu kämpfen, zu gewinnen und zu verlieren.
Lernen erfordert Zeit, Üben braucht Geduld. Wir müssen alles wiederholen und wiederholen, bis es »sitzt«. Einen Fuß vor den anderen zu setzen, ist immer das Prinzip, das uns voranbringt. Menschen können von Natur aus eben nur gehen und nicht fliegen. Um einmal einen Berg zu bezwingen, muss täglich eine kleine Strecke gewandert werden, und um eine Sprache zu erlernen, muss man regelmäßig Vokabeln pauken.
Gehen Sie kleine Schritte, denn »steter Tropfen höhlt den Stein«. Die Hauptsache dabei ist, dass Sie überhaupt gehen. Gehen Sie also mutig voran, und sei es noch so langsam. Nehmen Sie die Last auf sich, um jemanden zu trauern, Schmerzen zu ertragen und Kummer zu haben – doch immer mit der Aussicht auf Besserung und Veränderung. Gefühle gehören zentral zu unserem Wesen.
Sie sind etwas Wunderbares und machen uns zu dem, was wir sind. So lange Sie atmen, leben und etwas fühlen, so lange ist Veränderung möglich. Jeder kann sein Leben gestalten.
Aus der Tiefe neue Erkenntnisse gewinnen
Die Trauer lehrt uns, dass nicht alles einfach ist und dass das Dasein mit Schattenseiten behaftet ist. Trauer lehrt, die Tiefen des menschlichen Lebens zu erfahren, auch schmerzliche Gefühle auszuhalten und sich dem Leben zu stellen, wie es ist. In der Trauer lernen Menschen sehr viel über sich selbst und die Welt.
Ihr Leben – Ihre Verantwortung
Sie haben ein Leben bekommen, aber nur für eine bestimmte Zeit. Zeit ist kostbar. Sie ist angefüllt mit Schönem, aber eben auch mit Schwerem. Es gibt immer Umstände, die Sie nicht ändern können, aber es gibt fast immer einen Spielraum für Entscheidungen. Nehmen Sie Ihr Leben in die Hand. Sie bestimmen, wie Sie leben. Sie entscheiden, ob Sie kämpfen oder aufgeben, ob Sie Ihr Herz öffnen oder verschließen, die Welt bereichern wollen oder nicht.
Gehen Sie in kleinen, aber stetigen Schritten. Immer wieder müssen Sie stehenbleiben, innehalten, ausruhen, nachdenken und neu ordnen. Und dann gehen Sie weiter. Schritt für Schritt, Stück für Stück. Trauer kann verbittern oder aber weise machen. Trauer kann lähmen oder anspornen, Neues zu wagen und das Leben auszukosten, in jedem Augenblick. Das liegt allein in Ihrer Hand.
Was Ihnen am Herzen liegt
Der Urfeind des menschlichen Lebens ist nicht der Tod, sondern die Gleichgültigkeit. Ist einem alles egal, dann ist man eigentlich schon tot, bevor man gestorben ist. Schauen Sie also auf Ihr Leben: Was hat für Sie Wert? Der Verstorbene hat Ihnen etwas bedeutet? Das ist gut! Dann haben Sie ein großes Geschenk bekommen, für das Sie dankbar sein sollten. Der Verstorbene wird immer einen festen Platz in Ihrem Leben behalten, nur ist er nicht mehr hier. Er ist nun an einem anderen Ort. Wo, das werden Sie erst erfahren, wenn Sie einmal selbst diese Schwelle überschreiten.
»… geh in deinen eigenen Grund!
… inwendig im Innersten der Seele: Da ist dein Leben, und da allein lebst du.«
(Meister Eckhart)
Rituale als Stütze
Rituale sind Taktgeber im menschlichen Leben. Darüber hinaus bringen sie Menschen in Verbindung mit sich selbst, mit anderen Mitgliedern ihrer Gemeinschaft und mit jener Welt, die außerhalb von Verfügbarkeit und Erkenntnis liegt. Durch Rituale werden – bewusst oder unbewusst – Tage, Wochen, Monate und Jahre strukturiert. Sie verleihen dem Alltag Regelmäßigkeit, können aber auch Zeitpunkte markieren und abgrenzen. All das können Sie sich in Ihrer Trauerverarbeitung zunutze machen.
Nach einem Sterbefall suchen die Leidtragenden in einer ritualisierten
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