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Je sueßer das Leben

Je sueßer das Leben

Titel: Je sueßer das Leben
Autoren: Darien Gee
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diese Erfahrung nicht vorenthalten.« Plötzlich hört man lautes Weinen, und Livvy denkt, dass es Miranda wahrscheinlich egal ist, wer ihre Windel wechselt, solange es nur endlich jemand tut. »Ich muss aufhören. Gib Aiden einen Kuss von mir, ja?«
    Livvy sieht zu Tom, der dem schlafenden Baby in seinen Armen leise etwas vorsummt. »Mach ich, gerne.«
    Typisch Livvy. Sie schafft es, sie selbst aus einer Entfernung von mehreren hundert Kilometern auf die Palme zu bringen. Noch dazu kommt sie gerade frisch aus dem Kreißsaal!
    Dann ist die offizielle Bezeichnung eben Hausfrau und Mutter, aber es kann ja wohl keine Rede davon sein, dass sie nur herumsitzt und sich eine Episode von Barney und seine Freunde oder Sesamstraße nach der anderen ansieht. Sobald Miranda schläft, klemmt Edie sich hinter den Computer, um ihre Mails durchzusehen oder ein paar Recherchen zu betreiben. Gut, da Miranda völlig unregelmäßig schläft und meistens nach fünf Sekunden wieder wach ist, kriegt Edie nicht viel zustande, aber sie ist zuversichtlich, dass sich das ändern wird.
    Irgendwann.
    Die dem Schlafentzug zu verdankende Dauermüdigkeit wird vorübergehen, und bald werden sie sich auch aus dem Haus trauen. Edie plant bereits die ersten Interviews, und dann wird sie Miranda in einem Tragetuch mitnehmen. In diesem Fall ein Kitenge, ein riesiges Stück bedruckter Stoff, wie es die Frauen in Kenia benutzen. Die Wickelei hat nicht auf Anhieb geklappt, aber mittlerweile ist Edie Expertin und kann sich Miranda in weniger als zwanzig Sekunden auf den Rücken oder vor die Brust binden, so dass sie die Hände frei hat und alles tun kann, was sie will.
    Im Moment arbeitet sie an einem Bericht über eine Häufung von Leukämie und Hirntumoren bei Kindern, die in der Nähe von Starkstrommasten wohnen. Sie hat das Thema selbst gewählt, sie will, dass Bürger und Politiker und Stromunternehmen wissen, was mit den Kindern und ihren Familien passiert. Vielleicht hat es damit zu tun, dass sie jetzt selbst ein Kind hat, vielleicht hat sie aber auch nur an beruflicher Reife gewonnen, jedenfalls interessiert sich Edie nicht mehr für die kurzlebigen Sensationsgeschichten, die binnen eines Tages schon wieder Schnee von gestern sind. Irgendwie hatte sie wohl zwischendurch vergessen, was sie im Friedenskorps gelernt hatte, dass nämlich die Berichte die größte Wirkung haben, die am wenigsten reißerisch sind. Eine stille Geschichte mit Tiefgang ist viel überzeugender, sie kann die Leute auf Dauer erreichen. Es geht eben weniger um die Story und mehr um die Menschen. Wichtiger noch, es muss vom Herzen kommen, nicht vom Verstand. Daran muss Edie noch ein wenig arbeiten.
    Richard kommt ins Zimmer, schnüffelt kurz, dann nimmt er Miranda hoch und gibt Edie einen Kuss, bevor er zum Wickeltisch geht. Sie liebt ihren Mann. Wenn sie gewusst hätte, wie schön es wird, hätte sie ihn bereits viel früher geheiratet. Sie dachte immer, es wäre ein unbedeutendes Detail, nicht mehr als ein Fetzen Papier, weil sie ja schon lange zusammenwohnten und eine feste Beziehung hatten. Aber der schlichte Ring an ihrem Finger erinnert sie an alles, was sie hat, und vor allem, dass sie jemanden hat, mit dem sie es teilen kann.
    Eine Woche vor Mirandas Geburt standen sie vor dem Friedensrichter. Es war allerhöchste Eisenbahn, aber Richard hatte darauf bestanden, dass sie heirateten, bevor das Kind auf die Welt kam. Also taten sie es.
    Niemals, wirklich niemals hätte Edie gedacht, dass eine Frau wie Livvy ihre Trauzeugin sein würde, aber da stand sie neben ihr und heulte wie ein Schlosshund. Edie selbst wäre auch ein wenig gerührter gewesen, wenn sie nicht seit zwei Tagen Senkwehen gehabt hätte, die sie dann noch sieben weitere Tage genießen durfte.
    Edies Freundschaft mit Livvy hat klein angefangen und sich inzwischen zu etwas entwickelt, das Edie nicht mehr missen will. Edie weiß, dass Livvy sich ausruhen sollte, aber sie weiß auch, dass Livvy viel zu aufgedreht dazu ist, nachdem sie eines der unglaublichsten Dinge im Leben einer Frau vollbracht hat. Es vergehen keine fünf Minuten, bis Edie Livvy zurückruft. Livvy meldet sich fröhlich, dann plappert sie weiter, als wäre das Gespräch nie unterbrochen worden, und schildert ihr die ungenügende Betäubung in sämtlichen schauerlichen Details. Edie hört ihr lächelnd zu, die Geschichte wird mindestens so lange dauern wie das Ereignis selbst.
    Aber das macht Edie nichts aus.
    Hannah schlägt in Joy of Cooking das
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