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Jasmin - Roman

Titel: Jasmin - Roman
Autoren: C. Bertelsmann
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den Augen lieben.«
    »Mein zarter Eroberer«, murmelte sie mit umflorten Augen.
    Ich war kein Eroberer. Ich wollte nicht erobern. »Ich will mit dir leben, dich lieben, mit sanften Liebkosungen zu dir kommen, dich mit der Wollust des Herzens, der Zärtlichkeit der Seele und der Sehnsucht des verlangenden Körpers lieben.«
    Ihre Scham war blutbefleckt, und ich wälzte mich in ihrem Blut. »Ich habe meine Periode«, entschuldigte sie sich. Und ich
kam zu ihr, drang in ihre letzte Tiefe vor, auf und ab, unersättlich, mit einer Hingabe, die ich nie gekannt hatte. Sie weinte, presste mich an ihre warme Quelle, und ich wurde in sie eingesaugt mit einer endlosen Süße, gab ihr mein Innerstes, Geist und Körper, und verging in ihr. Wir klammerten uns aneinander und verflochten uns, mit einem Atem. Wir waren ein Fleisch. Ich wollte ihr auf Hebräisch und Arabisch und allen Sprachen der Welt alle Liebesworte sagen, von denen ich ein ganzes Jahr lang geträumt hatte, doch Erfüllung und Erschöpfung ließen mich alles vergessen. Ich schlief in ihr ein, tauchte in den süßesten Schlaf, den ich je geschlummert hatte.
    Wir erwachten früh, zwischen Dunkelheit und Licht, und mit noch geschlossenen Augen bedeckte ich ihr Gesicht mit Küssen.
    »Ich liebe dich, Jasmin, es ist so wunderbar mit dir.«
    »Ich liebe dich, Nuri, deine Gedanken, Gefühle, Worte und dein Verlangen, deine Haut, deinen Geruch und deinen Schweiß.«
    »Bist du bereit, mit mir zu leben?«
    »Machst du mir einen Heiratsantrag, mein Liebster?«
    »Ist das möglich?«
    Noch nie hatte ich das zu einer Frau vor ihr gesagt. Sie barg ihren Kopf an meiner Brust und weinte. Auch meine Augen wurden feucht.
     
    Auf dem Weg zum Frühstück bei Nili betraten wir den Speisesaal. Ich wollte die alten Gerüche nach Omeletts, Griesbrei und Kakao riechen. Auch an den Batei Schachar, den beiden Häusern unserer Jugendgemeinschaft damals, konnte ich nicht vorbeigehen. Hundszahn überwucherte das Rasenstück davor, der Sandkasten, der eine Überbrückung zwischen den beiden Häusern bildete und zu Sportübungen gedient hatte, war mit Brettern und zerbrochenen Möbelteilen zugedeckt. Von unserem Pflaumenbaum, von jener ganzen Welt, war nichts erhalten geblieben.
    Nili empfing uns mit einem festlichen, üppigen Frühstück. Ich
erzählte ihr, dass die Stadtverwaltung von Netania beschlossen hatte, einen Platz im öffentlichen Park nach unserem »Herrn Weltvision«, Amram Aiwa, zu benennen, der vor einem Jahr im Krieg gefallen war, und es rührte mich zutiefst, dass sie sich sofort bereit erklärt hatte, die Mitglieder der Jugendgemeinschaft zu der Zeremonie einzuladen. Zum Abschied gab sie mir eine Flasche selbstgemachten Kirschlikör mit, und wir brachen auf.
    Wir fuhren auf den Tabor und traten in die dämmrige Kirche, versunken im Bund unserer Liebe.
    Als wir hinaustraten, blieb ich neben einem Blütendickicht von ineinander verflochtenen Bougainvilleas in Rosa, Violett und Weiß stehen, pflückte Blüten und streute sie über Jasmins Gesicht, ihren Hals und über das Auto, wie man es für eine Braut anlässlich der Hochzeit zu tun pflegt. »Hier bist du, meine Schöne, meine Gefährtin, meine Schönste …«, sang ich im Herzen für sie.
    Wir fuhren zum See Genezareth hinunter und betraten den Friedhof an seinem Ufer. Still wanderten wir zwischen den Grabsteinen umher. Da lag Berl Katznelson, einer der Führer der Arbeiterbewegung, zu seiner Rechten seine Frau und zu seiner Linken seine Geliebte, dort Ben-Zion Israeli, Vater der Kineretgruppe, und hier ruhte auch Rachel, deren Gedichtband auf ihrem Grab lag. Jasmin blätterte darin und las:
     
    Dies gegenüber dem -
die Küsten, die Jahre
eines einzigen Bachs.
Fels der Verbannung:
Weiten immerdar.
     
    Jasmins Blick wanderte über die grauen, verwitterten Grabsteine hinweg zum Blau des Sees und den Möwen in der Ferne. »Erzähl mir von der Gründergeneration des Kibbuz«, bat sie, »aber nicht in Parolen, wie Sonja redet, erzähl mir, ohne nachzudenken,
ohne dich um Genauigkeit zu bemühen, wie es dir gerade in den Sinn kommt.«
    »Was kann ich dir erzählen? Für mich sind die Gründer die, die mit der zweiten Alija hierher gekommen sind. Eigentlich hat alles hier begonnen, hier, in der Hölle der Sommerhitze, hat sich das große Drama abgespielt. Und du wirst es nicht glauben, alles in allem waren es nur zweitausend eigensinnige Pioniere! Knochenharte Revolutionäre mit ungeheurer Motivation und seltsamen Gedanken,
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