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Jane True 02 - Meeresblitzen

Titel: Jane True 02 - Meeresblitzen
Autoren: Nicole Peeler
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war, dass ich noch Unmengen zu lernen hatte, war ich zumindest nicht mehr ganz so hilflos wie am Anfang.
    Mein Eintritt in die übernatürliche Welt, in der ich mich nun bewegte, war furchtbar plötzlich gekommen. Noch vor vier Monaten war ich die langweilige alte Jane gewesen – Verkäuferin in einer Buchhandlung und heimliche, nächtliche Schwimmerin. Bis ich eines Tages eine Leiche fand und plötzlich Jane True war, eine halbe Selkie und Spross einer ziemlich unlangweiligen magischen Linie. Die Leiche entpuppte sich als nur eine in einer ganzen Serie von Mordfällen, in denen Ryu, mit dem ich mittlerweile zusammen war, ermittelte, und ich wurde Knall auf Fall in die Untersuchung verwickelt, in deren Verlauf ich zweimal beinahe getötet worden wäre: einmal bei einer Attacke durch Jarl, der in seinem verkappten Rassenwahn alle Halblinge wie mich hasste, und einmal von Jarls Lakaien, dem inzwischen toten Jimmu, der mich mit seinem magischen Schlangenblick zum Erstarren gebracht hatte. Ich war ein leichtes Ziel für Jimmus Naga-Aura gewesen, weshalb Anyan Barghest vor vier Monaten, als Nell das Training mit mir aufnahm, darauf bestand, dass sie mir als Allererstes beibrachte, meine Schutzschilde zu handhaben. Wahrscheinlich war Anyan es einfach müde, immer den Helden zu spielen, denn schließlich hatte er mich beide Male retten müssen.
    Nichtsdestotrotz und obwohl die letzten Monate sehr chaotisch für mich verlaufen waren, wollte ich mich nicht beklagen. Zwar drehte sich mein Leben ausschließlich um Arbeit, Training, die Versorgung meines Vaters und Schwimmen,
aber ich liebte jede Minute davon. Vor lauter Stress hatte ich es auch noch nicht nach Boston geschafft, doch Ryu und ich trafen uns alle vierzehn Tage in einem Bed and Breakfast in Eastport für unsere speziellen Sex-und-Schlemmer-Wochenendmarathons. Mit anderen Worten, ich war glücklicher, als ich es seit Jasons Tod vor Jahren je gewesen war. Ich fühlte mich … wieder ganz. Manchmal lag ich nachts wach und grübelte darüber nach, was mit Jimmu geschehen war, unfähig, die wahren Beweggründe hinter den Morden, die er begangen hatte, zu verstehen. Ryu hatte mir zwar versichert, dass die Ermittlungen hinsichtlich der Verbrechen des Naga umfassend und gründlich gewesen waren und nichts zutage gebracht hatten, was mich beunruhigen müsse. Aber ich war trotzdem besorgt… und ich wusste, dass mehr hinter den Morden steckte als bloß der rassistische Hass des Naga auf uns Halblinge.
    Nichtsdestotrotz konnte ich nicht mein ganzes Leben damit verbringen, mich wegen Jimmu zu sorgen. Besonders jetzt nicht, wo mir so vieles klargeworden war. Es war, als hätte ich endlich die Jane True entdeckt, die ich eigentlich schon immer gewesen war. Ich hatte noch viel zu lernen, aber ich war wirklich, wirklich gespannt darauf, mich zu der Frau zu entwickeln, auf die ich am Horizont einen Blick erhascht hatte.
    Und, verdammt , die ist ganz schön stark , dachte ich und musste gleich darauf über meinen kleinen narzisstischen Ausbruch lachen.
    Die Zwergin ignorierte mein Gekicher, quittierte jedoch meinen Dank mit einem Nicken. Dann verabschiedete sie sich und watschelte auf den Wald zu, der unsere Trainingswiese
umgab. Trill warf mir einen ihrer schrecklichen Pferdegrinser zu – bei dem ihre unheimliche, graue Haut über dem knochigen Schädel spannte –, machte dann kehrt und folgte Nell in den Wald.
    Ich streckte mich ausgiebig und ohne Eile, bevor ich auf die Blockhütte zuschlenderte, die an die Wiese angrenzte. Die Tür war verschlossen. Meine Tasche lag auf den Stufen der breiten, rund um die Hütte verlaufenden Veranda.
    Ich beäugte das kleine Häuschen und wünschte, ich könnte hinein. Erstens musste ich pinkeln, und zweitens liebte ich es, in Nells Hütte herumzuschnüffeln. Sie war voll erstaunlicher Kunstgegenstände und hatte diese Wahnsinnsküche – ich würde sterben, wenn ich nur einmal darin kochen dürfte. Außerdem roch es ganz köstlich nach Zitronenwachs und Kardamom, eine Duftmischung, auf die ich mittlerweile total abfuhr. Aber das Häuschen war abgeschlossen, und die Zwergin war irgendwohin verschwunden. Also zog ich meine abgewetzte Kuriertasche von der Treppe und machte mich auf den Nachhauseweg.
    Ausgelassen wirbelte ich meine Tasche herum. Sie drehte sich schwungvoll um meinen Arm, und ich musste lachen. Also wirbelte ich sie noch einmal herum, nur diesmal etwas fester, woraufhin sich ihr Inhalt über den ganzen Boden zu meinen Füßen
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