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Jan Fabel 02 - Wolfsfährte

Jan Fabel 02 - Wolfsfährte

Titel: Jan Fabel 02 - Wolfsfährte
Autoren: Craig Russell
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Backstube Albertus, welche die Torte hatte vorbeibringen lassen.
    Das Mädchen am Verkaufstresen der Backstube Albertus war durch das plötzliche Erscheinen so vieler Polizisten sichtlich aus der Fassung geraten. Als Fabel ihr seine ovale Kripomarke hinhielt und fragte, ob Frau Schiller in ihrem Büro sei, nickte sie nur.
    Fabel hatte uniformierte Schutzpolizisten am Haupteingang der Bäckerei, an den Notausgängen und an der Anlieferbucht Stellung beziehen lassen. Anna Wolff und Henk Hermann warteten unten in der Fabrikhalle. Die Luft war mit den Gerüchen von Teig und warmem Brot gesättigt, doch als Fabel, Werner und Maria Vera Schillers Büro betraten, strahlte es wie immer die harte Funktionalität eines industriellen Verwaltungszentrums aus. Und Markus Schillers Schreibtisch wirkte, als wäre er noch vor kurzem benutzt worden. Vera Schiller, glühende Wut in den Augen, sprang auf. »Was soll das bedeuten? Ich fordere Sie auf, mir zu sagen, warum Sie in meinen Betrieb… in mein Büro… eingedrungen sind.«
    Fabel hob eine Hand und erwiderte mit ruhiger Autorität: »Frau Schiller, wir haben ein paar sehr wichtige Fragen an Sie und Ihr Personal. Ich weiß, es sind bedrückende Tage für Sie. Bitte, machen Sie die Situation nicht noch schwieriger, als sie es ohnehin ist.«
    Vera Schiller nahm wieder Platz, doch ihre Haltung blieb straff. Das dunkle Feuer brannte weiterhin in ihren Augen. »Sie sollten nicht unterstellen, dass Sie das Geringste über mich wissen, Herr Kriminalhauptkommissar. Sie wissen überhaupt nichts über mich.«
    Fabel setzte sich ihr gegenüber. »Das ist möglich. Aber eines weiß ich bestimmt: Sieben Morde sind begangen worden… vielleicht sogar acht. Jeder einzelne ist ein grässlicherMord, der an Ihrem Mann eingeschlossen, und jeder ist mit der Backstube Albertus verknüpft.«
    »Wie denn verknüpft?« Vera Schiller sah aus, als wäre sie von einem schweren Stromschlag getroffen worden. »Was soll das heißen?«
    »Laura von Klosterstadt. Sie müssen von dem Mord an ihr gelesen haben, und trotzdem hielten Sie es nicht für nötig, uns wissen zu lassen, dass Sie die Torte für die Geburtstagsfeier geliefert haben.«
    »Ich habe keine Ahnung, wovon Sie reden. Wir haben ihr keine Torte geliefert. Daran könnte ich mich erinnern.«
    Fabel nannte ihr die Daten. Ein Computer stand seitlich auf ihrem Schreibtisch. Sie drückte auf ein paar Tasten.
    »Nein, nichts. Überzeugen Sie sich selbst.« Sie drehte den Monitor in seine Richtung.
    »Da ist es.« Fabel zeigte auf einen Eintrag in einer Tabelle. »Im Namen von Heinz Schnauber. Er war Laura von Klosterstadts Agent.«
    Vera Schiller starrte auf den Monitor. »O ja, eine große Torte. Eine Sonderanfertigung. Dazu ein volles Sortiment Brötchen und sonstiges Gebäck. Ich erinnere mich an die Bestellung. Aber er hat nichts davon gesagt, dass sie für die Klosterstadts bestimmt war.«
    »Wer?«, fragte Fabel, aber vor seinem geistigen Auge sah er bereits die gewaltigen Hände vor sich, die mit überraschender Zartheit arbeiteten.
    »Herr Biedermeyer natürlich. Unser Bäckermeister.« Sie öffnete ihre Schreibtischschublade, zog ein schweres Hauptbuch hervor, blätterte die Seiten durch, warf noch einen Blick auf den Monitor und fuhr dann mit einem rot lackierten Fingernagel an einer der Spalten entlang. »Ja… hier ist es… Herr Biedermeyer hat die Bestellung selbst erledigt. Er ist sehr gründlich.«
    Fabel schaute über seine Schulter hinweg auf Werner undMaria. »Könnte ich mir Ihr Lieferbuch ansehen?«, fragte er Frau Schiller. Sie hielt seinem Blick einen Moment lang stand, doch ihr Zorn hatte sich gelegt. Sie drehte das Buch zu Fabel um. Er zog sein Notizheft aus der Tasche und überprüfte das Datum von Martha Schmidts Verschwinden. Danach blätterte er zurück, bis er die gewünschte Angabe gefunden hatte. Die Sekunden schienen sich zu strecken, und er spürte ein Kribbeln im Nacken. »Herr Biedermeyer unterbricht seine Aufsichtspflichten, um solche Bestellungen auszuführen?« Er deutete auf den Eintrag im Hauptbuch.
    »Ja. Jedenfalls in Fällen wie diesem. Die Konditorei Wunderlich ist einer unserer größten Kunden. Herr Biedermeyer sorgt dafür, dass man dort das Gefühl hat, von der Führungsebene gewürdigt zu werden.«
    »Und die Konditorei Wunderlich ist in Kassel?« Fabel hörte, wie sich Werner und Maria zur Tür bewegten, bevor Frau Schiller antworten konnte.
    »Ja. Warum?«
    »Benutzt Herr Biedermeyer einen Ihrer
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